Immobilien mit starken Preissteigerungen

Wegen aktienähnlicher Preissteigerungen muss sich die Bundesbank mit dem heimischen Immobilienmarkt befassen.

08.03.2012 | 07:45 Uhr von «Patrick Daum»

Die Frankfurter Geldwächter hatten zur Kenntnis nehmen müssen, dass sich Wohnimmobilien „im Jahr 2011 in Deutschland kräftig verteuert“ haben. Nach einer Berechnung auf Basis von Angaben der BulwienGesa AG für 125 Städte, belief sich der Preisanstieg auf fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Bereits 2010 wurde mit zwei Prozent schon eine spürbare Zunahme der Preise registriert. Auch der Index der Hypoport AG stützt diese Angaben. Danach seien die Preise für neue und gebrauchte Eigentumswohnungen sowie Ein- und Zweifamilienhäuser im vergangenen Jahr um drei Prozent gestiegen – nach zwei Prozent 2010. „Erstmals seit dem Wiedervereinigungsboom Anfang der 90er-Jahre ist hierzulande somit ein konjunktureller Aufschwung wieder mit einer markanten Preisreaktion auf den Häusermärkten verbunden“, konstatieren die Bundesbanker.

Das Beispiel München zeigt: Im vergangenen Jahr stiegen die Preise für Eigentumswohnungen in der bayerischen Landeshauptstadt um 20 Prozent. Kumuliert für 2010 und 2011, stiegen sie um 31,5 Prozent. Mit einem durchschnittlichen Quadratmeterpreis von 3920 Euro habe München das höchste Preisniveau in Deutschland, so der internationale Immobiliendienstleister Jones Lang LaSalle. Auch in Hamburg, dem zweitteuersten deutschen Eigentumsmarkt, gab es für die Jahre 2010 und 2011 kumuliert einen Preisanstieg von 29 Prozent.

Felix von Saucken, Geschäftsführer von Engel & Völkers Commercial erklärt: „Aktuell findet keine Preisrally an der Börse statt, sondern bei Anlageimmobilien in den guten und sehr guten Wohnanlagen deutscher Städte. Der Nachfragepreis hat dort die Immobilienpreise auf das höchste Niveau getrieben, das es je gab.“ Verantwortlich für den Hype beim sogenannten „Betongold“ sei, dass die Kunden in etwas investieren wollen, das sie auch verstehen. Verschachtelte Bankprodukte seien da weniger attraktiv. Hinzu käme, so Christian Kahler von der DZ Bank, dass Staatsanleihen wegen negativer Zinsen nach Inflation „keine sicherer Hafen und keine geeignete Geldanlage“ mehr seien. Aber auch die derzeitige Angst um die eigenen Ersparnisse, ein Zinsniveau auf historisch niedrigem Niveau und die im internationalen Vergleich äußerst günstigen Hauspreise treiben die Anleger zu Investitionen in Immobilien.

Für Immobilienanleger bleibt – unabhängig vom Schicksal des Euro – die Frage entscheidend, wie lange das Betongold bessere Werte erhält als andere Anlageformen wie Aktien, Anleihen und Bankguthaben. Bei den Hauspreisen erwartet die Deutsche Bank bis 2015 einen jährlichen Anstieg von drei Prozent, bei Eigentumswohnungen könne es  noch mehr werden. Gefährlich sei dies nicht: „Eine Überhitzung droht selbst bei einer Preissteigerung von fünf Prozent bis 2015 nicht“, sagt Jochen Möbert von Deutsche Bank Research. Die Experten der Bundesbank sind da skeptischer. Auch wenn die Wachstumsaussichten der deutschen Wirtschaft den Optimismus am hiesigen Immobilienmarkt rechtfertigten, dürften die ungünstigen demografischen Entwicklungen Deutschlands nicht außer Acht gelassen werden. Diese bestimmten langfristig die Wohnraumnachfrage. „Noch erscheint das Rückschlagspotenzial für Preise überschaubar“, schreiben die Bundesbanker. Doch insbesondere „bei Investitionen in Wohnimmobilien mit dem Ziel der Realwertsicherung ist dieses Risiko aber ins Auge zu fassen.“

(PD)

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