Insurance to go

Der Versicherungsvertrieb wandelt sich. Die Entwicklung führt weg vom klassischen Versicherungsvertreter hin zum Verkauf von Policen am Automaten oder übers Internet.

14.11.2018 | 10:30 Uhr

Alexa, ich hätte gerne eine Versicherung. So einfach kann das demnächst klingen, wenn man sich über Amazon Echo beraten lässt und innerhalb weniger Sekunden eine Versicherung abschließen möchte. Die Bezahlung erfolgt über Amazon Pay. Anbieter ist die DFV Deutsche Familienversicherung, die verschiedene Krankenzusatz- und Sachversicherungen im Angebot hat und vor wenigen Tagen an die Börse gehen wollte. Das IPO wurde kurzfristig abgesagt. Der Grund: die schlechte Börsenstimmung. Aufgeschoben ist jedoch nicht aufgehoben. Der nach eigener Aussage erste digitalisierte Versicherer in Deutschland baut sein Portfolio weiter aus.

Es ist abzusehen, dass die DVF bald nicht mehr alleine sein wird im Reich des digitalen Versicherungsvertriebs. Eine Versicherung auf dem heimischen Sofa über eine Sprachbox wie Alexa abzuschließen anstatt sich vom sprichwörtlichen Herrn Kaiser beraten zu lassen, dürfte bald selbstverständlich sein.

Amazon steigt in den Versicherungsmarkt ein

Die DFV ist Vorreiter auf diesem Gebiet. Es werden weitere folgen. Der Markt wandelt sich zusehends. Es ist absehbar, dass die rund 200.000 registrierten Versicherungsvermittler demnächst deutlich mehr Konkurrenz aus dem Reich des Digitalen bekommen werden. Der künstliche Sprachberater aus der Box ist da nur ein Beispiel.

So wäre Amazon nicht Amazon, wenn der Konzern nicht über seine DFV-Kooperation hinaus schon zwei Schritte weiterdenken würde: Der Onlinehändler startet in Großbritannien aller Voraussicht nach schon bald ein Vergleichsportal für Versicherungen. Laut einer Pressemitteilung des Softwareunternehmens Guidewire bietet Amazon zwar noch keine eigenen Policen an. Doch im Hintergrund wird daran wohl schon gearbeitet. Jedenfalls wirbt das Team von Unternehmenschef Jeff Bezos  zum Unmut der Branche in großem Umfang Experten bei Versicherungsunternehmen ab.

Wird das Geschäft in Großbritannien ein Erfolg, dürfte bald der Sprung über den Kanal folgen. Für Vermittler und Vergleichsportale wie Check24 oder Verivox könnte die Luft dann schnell dünner werden. Schließlich verfügt Amazon über eine riesige Kundenbasis und vor allem: Das Unternehmen kennt das Nutzerverhalten seiner Kunden und ist in der Lage, maßgeschneiderte Versicherungen anzubieten. Die Erfahrungen aus der Kooperation mit der DFV dürften bei der Umsetzung entsprechender Beratungs- und Vertriebsangbote hilfreich sein.

Beratung am Bankautomaten

Ein weiteres Beispiel für den Wandel in der Branche ist der Versicherungsvertrieb über Geldautomaten, wie ihn einige Sparkassen derzeit anstreben. Die Frankfurter Sparkasse testet als Pilotprojekt derzeit, Kunden an institutseigenen Automaten über Unfall-, Haftpflicht- und Rechtsschutzversicherungen des sparkasseneigenen Programms "S-Privatschutz" zu informieren. Zeigen die Kunden sich interessiert, können sie mittels Tastendruck einen Telefontermin mit einem Sparkassen-Mitarbeiter vereinbaren. Noch können Kunden nicht per Klick auf den Bildschirm Versicherungen abschließen. Doch dieser nächste konsequente Schritt wird, das darf man vermuten, nicht lange auf sich warten lassen.

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