Kriegt Apple die Krise, weil Warren Buffett verkauft?

Warren Buffett verkaufte kürzlich die Hälfte seiner riesigen Apple-Position. Steckt dahinter eine Krise des iPhone-Herstellers? Eine Einordnung von Dominikus Wagner, Fondsmanager des Wagner & Florack Unternehmerfonds.

08.08.2024 | 13:00 Uhr

Herr Wagner, wie bewerten Sie die Apple-Verkäufe von Warren Buffett?

Dominikus Wagner: Es stimmt: Aus dem Quartalbericht von Berkshire Hathaway geht hervor, dass Warren Buffett tatsächlich 50 % seiner Apple-Aktien verkauft hat. Von den 780 Mio. Apple-Aktien wurden rund 390 Mio. für rund 50 Mrd. US-Dollar verkauft. Aber: Ist er wirklich nicht mehr von der Aktie überzeugt? Über die Verkaufsgründe gibt der Quartalsbericht keine Auskunft. Es könnte sein, dass Berkshire Hathaway das große Apple-Exposure (~50 % des liquiden Portfolios) reduzieren wollte. Wir würden uns mit einem so hohen Portfolioanteil nicht wohlfühlen, aber wie gesagt: Über die Verkaufsgründe sagt der Quartalbericht nichts. Aber er sagt auch nichts darüber, dass sich die Einschätzung von Warren Buffett aus dem Mai 2024 geändert hätte. Auf der Hauptversammlung hatte Buffett damals gesagt: ‚Und wir besitzen Apple, was ein noch besseres Geschäft ist [als American Express und Coca-Cola], und wir werden Apple weiter besitzen, wenn nicht etwas wirklich außergewöhnliches passiert.‘ An dieser Absicht hat sich nichts geändert - das zeigt der Blick auf das liquide Portfolio von Berkshire Hathaway: Nach dem Verkauf (!) umfasst die Apple-Position von Berkshire Hathaway noch immer 25 % Portfolioanteil. Das sieht für uns nicht nach Ausverkauf aus.

In vielen Schlagzeilen war zu lesen, dass Warren Buffett wieder einmal richtig lag und rechtzeitig verkauft hat. Stimmt das?

Dominikus Wagner: Wir haben keine Glaskugel zur exakten Vorhersage von Marktentwicklungen und Warren Buffett wird auch keine solche Glaskugel haben. Was wir wissen, ist, dass Berkshire Hathaway die Apple-Aktie über einen Zeitraum von mehreren Monaten verkauft hat, ohne, dass der Börsenwert darunter gelitten hätte. Dass am Montag nach der Veröffentlichung der Quartalszahlen und dem Bekanntmachen der Apple-Verkäufe durch Berkshire Hathaway die Kurse in Japan einbrachen, dürfte nicht in direktem Zusammenhang stehen. Wahrscheinlicher ist, dass die Kumulation ungünstiger Faktoren, so z.B. die Entwicklungen bei Carry Trades in Yen sowie der schwächere US-Arbeitsmarkt und die Sorge vor einer Rezession in den USA, den Crash bei japanischen Aktien und die Kursrücksetzer an den weltweiten Aktienmärkten verursacht haben. Insbesondere bei den Technologiefirmen, bei denen zudem befürchtet wird, dass sich die immensen Investitionen in KI nicht schnell genug monetarisieren ließen. In diesen Sog geriet nicht nur, aber eben auch Apple. Dass die Meldung über Buffetts Apple-Reduktion auf ca. 25 % des liquiden Portfolios zusätzlich zum Abverkauf am Montag beigetragen hat, wird so sein. Mehr aber auch nicht.

Und wie ist es um Apple selbst bestellt?

Dominikus Wagner: Eines steht für uns fest: Was auch immer Buffett zu der Reduzierung seiner Apple-Beteiligung bewegt haben mag, an einer drohenden Angreifbarkeit des für ihn und für uns so wichtigen Burggrabens um das Geschäftsmodell von Apple (abseits harter regulatorischer Eingriffe) kann es nicht gelegen haben. Im Gegenteil: Mit jedem einzelnen Gerät (Mac, iPhone, iPad und Wearables), das Apple neu verkauft, mit jedem neuen nützlichen Service, der angeboten wird und mit jedem Abo, das neu abgeschlossen wird, dehnt sich der Burggraben weiter aus. Die einzelnen Geräte-Familien sind zudem komplementär, nicht etwa konkurrierend, hier sind – ebenso wie bei den Services – große Netzwerkeffekte erkennbar. Während sich viele Analysten auf die herausfordernden Marktbedingungen in China konzentrierten, stellte Apple im zurückliegenden Q3 neue Quartalsrekorde in mehr als zwei Dutzend Ländern und Regionen auf, darunter neben Kanada, Mexiko, Frankreich und Deutschland auch die im Vergleich zu China immer wichtiger werdenden Schwellenländer mit enormem Wachstumspotenzial wie Indien, Indonesien, die Philippinen und Thailand. Im abgelaufenen Juni-Quartal konnte Apple den Umsatz bei einem organischen Wachstum von 7,3 % auf 85,8 Mrd. US-Dollar steigern. Getrieben wird diese Dynamik weiterhin klar von den Services: Sie legten mit einem organischen Wachstum von 16,3 % deutlich schneller zu als der Geräteumsatz mit +4,3 %. Erneut schlugen Wechselkurseffekte mit -230 Basispunkten negativ zu Buche und kosteten Apple nicht nur Umsatz, sondern auch Marge. Doch ungeachtet dieses anhaltenden Gegenwindes verbuchte Apple mit 46,3 % eine Rohmarge am oberen Ende der eigenen Erwartungen. Dies entspricht einem marginalen Rückgang von 30 Basispunkten gegenüber dem Vorquartal. Ein wichtiges Detail: Die Rohmarge liegt bei den Services mit 74 % mehr als doppelt so hoch wie bei den Geräten mit 35,3 %.


Wie lautet Ihr Fazit?

Dominikus Wagner: Kriegt Apple die Krise? Nein! Apples Geschäftsmodell ist kerngesund. Vor allem der Bereich Services verleiht Apple weiter Dynamik. Und: KI-Lösungen wie Apple Intelligence werden sowohl im Bereich Services sowie auch verstärkt im Bereich Hardware/Geräte zusätzlichen Schwung geben. Wir jedenfalls haben die Börsenturbulenzen Anfang der Woche genutzt, um in unseren beiden Unternehmerfonds zu einem günstigen Preis unsere Apple-Position weiter auszubauen.

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