Lloyd: Von Opportunitäten am Rentenmarkt nachhaltig profitieren

Tobias Spies von Lloyd Fonds erklärt auf der FondsConsult Investment-Konferenz in München, wie Anleger von Opportunitäten am Rentenmarkt nachhaltig profitieren können.

19.10.2021 | 10:30 Uhr

Tobias Spies von Lloyd Fonds managt seit vielen Jahren Rentenfonds. Das ist sein Spezialgebiet und seine Passion. Worauf Spies besonders stolz ist: Er hat eine Strategie entwickelt, mit der er bei kalkulierbaren Risiken auch in diesen Zeiten mithilfe von Anleihen eine attraktive Rendite erzielen kann. Als Renditeziel hat er den Tagesgeld-Zins plus 3,5 Prozent definiert. Das sei kein mathematischer Ansatz, sondern ganz pragmatisch gedacht. Es entspreche einfach den meisten Kundenwünschen, erklärt Spies auf der FondsConsult Investment-Konferenz in München. Der Rentenfondsmanager schlüsselt in seinem Vortrag den interessierten Zuhörern im Konferenzsaal des Andaz Munich Schwabinger Tor dezidiert auf, wie Anleger von Opportunitäten am Rentenmarkt nachhaltig profitieren können. Sein innovativer Ansatz, den er mit seinem Lloyd Fonds Sustainable Yield Opportunities verfolgt, lässt sich vereinfacht so beschreiben: Spies nutzt Ineffizienzen am Anleihemarkt aus, die durch Sondersituationen entstehen. Als Beispiele für solche Sondersituationen nennt Spies etwa einen zwischenzeitlichen Anstieg der US-Dollar-Renditen, die zu günstigen Gelegenheiten bei Hybridanleihen US-amerikanischer Unternehmen führte. Interessant seien auch Übernahmeversuche, die Anleihekurse kurzfristig sinken lassen, aber eigentlich gar keinen Einfluss auf die Zahlungsfähigkeit der betreffenden Emittenten haben. Spies filtert solche Ineffizienzen heraus und kauft gezielt zu, wenn die Preise der betreffenden Anleihen aus seiner Sicht zu niedrig sind. Und er verkauft wieder, wenn sich die Kurse erholt haben. Zwischendurch kassiert er mit seinem Opportunitäten-Fonds Zinsen, die durch die niedrigen Einstiegspreise, zu denen er die Papiere gekauft hat, vergleichsweise hohe Renditen abwerfen.

Es ist eine erfolgreiche Anlagestrategie, die sich nicht zuletzt dadurch auszeichnet, dass sie die von Spies gesetzten Renditeziele deutlich übertrifft. Der Ertrag von durchschnittlich 7,3 Prozent per annum ist für einen Rentenfonds dieses Zuschnitts außergewöhnlich gut.

Tobias Spies hat die Strategie bereits vor zwölf Jahren entwickelt, zunächst bei einer anderen Fondsgesellschaft. Seit April 2019 wird sie im neu dafür aufgelegten Lloyd Fonds Sustainable Yield Opportunities fortgeführt. Bemerkenswert an dem Fonds ist nicht nur die Performance, sondern auch die niedrige Volatilität von nur 4,3 Prozent per annum. Der Grund: Spies legt großen Wert auf ein bedächtiges Risikomanagement. So vermeidet er etwa Fremdwährungsrisiken. Denn die Ertragschance sei nur sehr begrenzt und würde die Fremdwährungsrisiken nicht aufwiegen. 95 Prozent der Anleihen stammen aus der sogenannten DACH-Region Deutschland, Österreich und Schweiz. Dazu kommen skandinavische Papiere. Kurzum: Es ist ein Europa-Rentenfonds mit sehr überschaubarem Währungsrisiko. Auch will Spies keine großen Zinssensitivitäten im Portfolio haben. „Das Portfolio hat natürlich Kreditrisiken. Auf Zinsänderungen reagiert unser Portfolio jedoch kaum“, sagt Tobias Spies. Ein dritter wichtiger Faktor zur Begrenzung des Risikos sei die Konzentration auf Anleihen von Schuldnern mit hoher Bonität. „Wir beobachten, dass allgemein immer mehr Hochzinsanleihen mit immer schlechteren Qualitäten und Bonitäten ins Portfolio genommen werden. Aus diesem Trend scheren wir aus. Wir wollen in unserem Portfolio im Durchschnitt Anleihen mit Investment-Grade-Status“, so Spies. 

Ein weiteres Merkmal der Strategie ist, dass Tobis Spies sich tief in die Anleiheprospekte einliest, um Anlagechancen zu erkennen. „Jede Anleihe hat neben dem Unternehmen eine eigene Bewertung, beispielsweise durch komplexe Strukturen, die im Prospekt beschrieben sind. Je komplexer eine Anleihe, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass hier Ineffizienzen auftreten. Denn viele Kriterien werden bei großen institutionellen Käufern ausgeschlossen. Das führt dazu, dass zum Beispiel Nachranganleihen oft mit Bewertungsabschlag gehandelt werden, obwohl ihr Rückzahlungs-Risiko sich nicht von klassischen Anleihen desselben Emittenten unterscheidet“, erklärt Spies. Die Chance liege darin, hier günstig zu kaufen und damit höhere Renditen zu erzielen als mit klassischen Anleihen. Bis zu zwei Drittel des Portfolios sind in Nachrangkapital investiert. Spies sieht darin kein erhöhtes Risiko. „Schwache Unternehmen können gar keine Nachranganleihen emittieren“, erklärt er. Die Ausfallwahrscheinlichkeit sei bei Anleihen eines Unternehmens identisch. Bewertet werde das Risiko, keine Kupons ausgezahlt zu bekommen.

Nachhaltigkeit als neuer Bewertungsbaustein

Eine besondere Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit: „Als neuer Baustein bedeutet Nachhaltigkeit für uns ein neues Risikokriterium. Mit Nachhaltigkeit werden wir nicht unsere Rendite verbessern, aber das Risikomanagement“, so Spies. Verstoße ein Unternehmen gegen bestimmte ESG-Kriterien, käme die betreffende Anleihe nicht ins Portfolio. „Es passiert eine riesige Transformation in der Wirtschaft. Die Branchen, die davon am meisten betroffen sind, schließen wir aus. Wir investieren auch nur noch in Länder, die ESG-mäßig nicht riskant sind. Wir meiden Unternehmen mit Reputationsrisiken, analog zu Bonitätsrisiken“, sagt Tobias Spies. Zugleich folge der Fonds den Zielvorgaben des Pariser Klimaabkommens. Die Investitionen müssten hier einen Beitrag leisten. Zum Beispiel müsse als Finanzierungsziel einer Anleihe klar definiert sein, Strom oder Ressourcen langfristig stärker zu schonen. Die betreffenden Unternehmen müssten einen positiven Beitrag leisten. Anleihen von Öl- und Gas-Unternehmen werden deshalb komplett ausgeschlossen.

Fokussiert und aktiv

Das Portfolio des Fonds umfasst 40-50 Positionen, mit denen Spies seine angestrebte Rendite erreichen will. An einer Benchmark muss er sich dabei nicht orientieren. Der Fonds kann flexibel agieren. Zweimal im Jahr wird das Portfolio gedreht. Spies ist ein sehr aktiver Fondsmanager.

Als besonderen Vorteil seiner Strategie nennt Tobias Spies, dass Opportunitäten und Sondersituationen am Anleihemarkt aufgrund ihrer anleihespezifischen Risiken nahezu keine Korrelation zur allgemeinen Zinsentwicklung hätten. So sei sein Fonds als Stabilitätsanker in einem ausgewogenen Portfolio grundsätzlich immer ein passender Baustein.

Diesen Beitrag teilen: