Doch warum entwickeln sich die Themen-ETFs so unterschiedlich? Der Grund: Es gibt keine verbindliche Definition der Themen. Das hat zur Folge, dass die überwiegende Mehrzahl der thematischen ETFs einen exklusiv für diesen ETF kreierten Index abbilden – und zwischen diesen Indizes bestehen gravierende Unterschiede, vor allem hinsichtlich der Auswahlkriterien und der Untergrenze der für das Thema relevanten Umsätze einer Firma. „Bei einigen ETFs reicht es, wenn ein Unternehmen zehn Prozent seiner Umsätze im jeweiligen Geschäftsbereich beziehungsweise Anlagethema macht. Andere fordern 50 Prozent oder mehr“, berichtet Kemper.
Aus diesen Grenzen ergebe sich oft zwangsläufig ein Unterschied in der Größe der im Index enthaltenen Unternehmen. Denn je mehr Umsätze ein Unternehmen in einem speziellen Segment macht, desto geringer ist häufig auch seine Marktkapitalisierung. „Diese Faktoren wirken sich maßgeblich auf die Eigenschaften des Themenindex aus, auf sein Verhalten in unterschiedlichen Marktphasen und auch auf die Volatilität“, erklärt Kemper.
Vor allem aber führt dies dazu, dass die Themen-ETFs – trotz nahezu identischer Namen – kaum miteinander vergleichbar sind. Beispiel Clean Energy: Unter den Top-Ten-Holdings der fünf ETFs zu diesem Thema gibt es so gut wie keine Überschneidungen. „Aufgrund dieser Diversität in der Konstruktion sollte man die Produkte nicht pauschal als gut oder schlecht einsortieren“, befindet Kemper. Es sei jedoch wichtig, sich in Erinnerung zu rufen, dass Märkte in unterschiedlichen Phasen von unterschiedlichen Faktoren angetrieben oder ausgebremst werden.
Schwierige Auswahl
Die Selektion thematischer ETFs ist somit deutlich komplexer, als es auf den ersten Blick erscheint. „Die Suche nach dem richtigen Themen-ETF erfordert einen Prüfaufwand, der mit dem Aufwand bei aktiv gemanagten Fonds vergleichbar ist“, warnt Fondsexperte Kemper. Um wirklich zu verstehen, nach welchen Kriterien ein Themen-ETF investiert, sei das ausführliche Studium der Indexregeln über das sogenannte „Index Rule Book“ unerlässlich. Leider ist diese Erklärung nicht immer einfach zu finden und zu verstehen.
Peer-Group-Vergleiche mit historischen Daten helfen aufgrund der Produktunterschiede natürlich ebenfalls selten weiter. Auch sollte kontinuierlich überwacht werden, ob der gewählte ETF mit seiner Umsetzung des gewählten Themas zur aktuellen Marktsituation passt. „Somit stellen thematische Ansätze für das Anlagevehikel ETF nichts Geringeres dar als die Abkehr vom Versprechen der Einfachheit“, resümiert Kemper.
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