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Expertenanalyse: Drei Hebel für mehr Rendite

FED senkt Zinsen
Analyse

Regelmäßig veröffentlichen führende Vermögensverwalter fundierte Einschätzungen zu den Finanz- und Kapitalmarktmärkten. Um einen Überblick zu erhalten, fasst TiAM FundResearch die wichtigsten Aussagen für Sie kompakt zusammen.

20.09.2024 | 15:30 Uhr von «Peter Gewalt»

Die Finanzmarktexperten analysieren diese Woche den Zinsschritt der US-Notenbank Fed und ihre Folgen für die Investoren.

„Die Fed sorgt für einen Paukenschlag und senkt den Leitzins deutlich", kommentieren die PIMCO-Ökonominnen Tiffany Wilding und Alison Boxer.
Wilding und Boxer sehen in der Fed-Entscheidung ein Zeichen für eine „schnellere Anpassung in Richtung Neutralität" als von vielen Experten antizipiert. Sie erwarten weitere Zinssenkungen in den kommenden Monaten: „Wir gehen davon aus, dass die Fed in den kommenden Sitzungen weiterhin die Zinsen senken wird, um die Geldpolitik an eine nun wieder „normalere" US-Wirtschaft anzupassen." Die Ökonominnen verweisen auf die deutlich nach unten revidierten Zinsprognosen der Fed, mit einer mittleren Prognose für den Leitzins von 3,25 bis 3,5 Prozent Ende 2025 - näher an den Schätzungen für eine langfristig neutrale Geldpolitik. Bei einer rapiden Verschlechterung des Arbeitsmarktes halten sie aggressivere Zinssenkungen für möglich. „Verschlechtert sich der Arbeitsmarkt schneller als erwartet, rechnen wir mit aggressiveren Zinssenkungen.“

Quelle: Trading Economics

Dr. Andreas A. Busch, Senior Economist des Asset Managers BANTLEON, meint zum geldpolitischen Entscheid der US-Notenbank:
„Für die verbleibenden zwei FOMC-Treffen in diesem Jahr rechnet der Median der 19 FOMC-Mitglieder mit weiteren Lockerungen, allerdings jeweils um lediglich 25 Bp.
In der Summe würden damit die Leitzinsen in diesem Jahr innerhalb von vier Monaten um 100 Basispunkte gesenkt – im gesamten kommenden Jahr soll es gemäß den »Dots« nochmals um den gleichen Betrag nach unten gehen (vgl. Tabelle unten).
Was die makroökonomische Entwicklung angeht, rechnet die Fed mit einem robusten Wachstum von 2,0 Prozent in diesem und dem nächsten Jahr. Die Arbeitslosenquote wird in den Augen der Währungshüter nur noch geringfügig von aktuell 4,2Prozent auf 4,4 Prozent ansteigen. Die Inflationsrate sieht die Fed auf Kurs in Richtung des 2Prozent-Ziels, das allerdings erst in zwei Jahren erreicht wird (vgl. Tabelle unten).

Makroprognosen
Makroprognosen

Quelle: Bantleon

James McCann, Deputy Chief Economist bei abrdn, sieht die Entscheidung der Fed als „taubenhaftes Signal" :
„Die Notenbank hat heute die Zinsen um 50 Basispunkte gesenkt. Dieser überdurchschnittliche Schritt verdeutlicht die Dringlichkeit der Fed, die restriktive Politik rasch zurückzufahren. Die Mitglieder des Offenmarktausschusses erwarten, dass dies die erste von mehreren Zinssenkungen sein wird, die bis Ende des Jahres weitere 50 Basispunkte und bis 2025 100 Basispunkte betragen werden. Dieses taubenhafte Signal dürfte die Befürchtungen der Märkte zerstreuen, dass die Notenbank angesichts der sich abzeichnenden Risse am US-Arbeitsmarkt zu spät kommt, und die Aktienmärkte reagierten positiv auf die ersten Schlagzeilen.
Für die Fed wird es nun darauf ankommen, das Tempo der geldpolitischen Lockerung sorgfältig zu kalibrieren, da sich die Inflation weiter ihrem Ziel nähert und sich die Konjunktur verlangsamt. Obwohl Fed-Chef Powell signalisieren könnte, dass 50 Basispunkte in diesem Lockerungszyklus eher die Ausnahme als die Regel sein werden, sollte die Fed darauf vorbereitet sein, in größeren Schritten zu handeln, wenn sie weitere Anzeichen von Schwäche erkennt."


Jim Cielinski, Global Head of Fixed Income, und Daniel Siluk, Head of Global Short Duration and Liquidity, Janus Henderson Investors analysieren:
„Der aktuelle Schritt ist aus Positionierungssicht für Investoren in festverzinsliche Wertpapiere nicht von entscheidender Bedeutung. Die bekannten Tatsachen haben sich nicht geändert. Die Inflation lässt nach. Die US-Wirtschaft ist robust. Und der Arbeitsmarkt ist trotz einer gewissen Abschwächung noch lange nicht auf Rezessionsniveau. Dies deutet auf eine Verlängerung des Zyklus hin, die für risikoreichere Anlagen günstig sein sollte – vor allem für höherwertige Unternehmensanleihen, deren Schicksal mehr von der Stärke der Verbraucher abhängt. Ebenso sollten Unternehmen mit höherer Verschuldung von niedrigeren Kreditkosten profitieren.

Während diese Unternehmen bei einer harten Landung in Mitleidenschaft gezogen würden, kann eine Fixed-Income-Allokation immer noch eine breitere Allokation unterstützen, da sie das Potenzial hat, Kapital zu erhalten und als Diversifikator für riskantere Aktien zu dienen. In beiden Szenarien bedeutet der beginnende Zinssenkungszyklus, dass viele Punkte entlang der Renditekurve einen Kapitalzuwachs bringen könnten. Insofern sind wir der Meinung, dass die Duration der Freund des Anlegers ist. Und auf dem aktuellen Niveau bietet die Zinsstrukturkurve immer noch ein Ertragsniveau, das in den letzten 15 Jahren eine Seltenheit war.

Da die unbekannten Unbekannten eben genau das sind, sollten Anleger eine Allokation in höherwertige Anleihen mit ausreichender Duration als integralen Bestandteil eines gut diversifizierten Portfolios betrachten – vor allem, wenn die Fed die schwer fassbare weiche Landung anstrebt."

Grafik: Zinsstrukturkurve von US-Treasuries

Nach mehr als zwei Jahren übersteigt die Rendite der 10-jährigen US-Teasury die der zweijährigen, was auf ein wahrscheinliches Ende der restriktiven Geldpolitik hindeutet und Anlegern die Möglichkeit gibt, eine Laufzeitprämie für längere Laufzeiten zu erzielen.

Zinsstrukturkurve von US-Treasuries
Zinsstrukturkurve von US-Treasuries

Quelle: Janus Henderson

 Laurent Denize, Co-CIO ODDO BHF und CIO ODDO BHF Asset Management, zählt drei taktische Strategien auf, um gewinnbringend zu investieren.
„Die Aussicht auf Zinssenkungen mache Geldmarktanlagen zunehmend unattraktiv. Anleger sollten nun überlegen, wie sie ihr Geld in einem volatilen Markt gewinnbringend arbeiten lassen. In seinen aktuellen Ausführungen zur Investmentstrategie bieten sich hier aus Sicht von Laurent Denize drei taktische Strategien an:

1. Rotation: Umschichtung zwischen Sektoren und Vermögenswerten
Mit dem Beginn der Zinssenkungen zeichnet sich ein neuer Zyklus ab, der Chancen für eine Umschichtung in defensivere Sektoren bietet. Die Sektoren Immobilien, Bau, Basiskonsumgüter und Versorger haben in der Vergangenheit aufgrund ihrer Zinssensitivität stark performt. Für Anleger auf der Suche nach Profiteuren durch niedrigere Zinsen sind diese Sektoren eine Überlegung wert. Auch in Großbritannien sieht ODDO BHF gute Chancen, insbesondere bei Small & Mid Caps.

2. Duration: Steuerung der Zinssensitivität
Die Duration misst, wie sensibel eine Anleihe auf Zinsänderungen reagiert. In Staatsanleihen sind die meisten Zinssenkungen bereits eingepreist 10-jährige Bundesanleihen rentieren mittlerweile bei zwei Prozent. Anleger sollten stattdessen Unternehmensanleihen ins Auge fassen, die noch eine angemessene Prämie bieten.

3. Carry: Renditeoptimierung in einem Umfeld mit niedrigeren Zinsen
Durch Investitionen in höher rentierliche Anlagen wie Unternehmensanleihen können Anleger Renditen erzielen, mit denen sich eine potenzielle Volatilität in anderen Portfolioteilen ausgleichen lassen. ODDO BHF zufolge bieten Investment-Grade-Anleihen derzeit bessere Renditeaussichten als Staatsanleihen und dürften sich auch in einem ungünstigen wirtschaftlichen Umfeld gut entwickeln. Hochzinsanleihen profitierten weiterhin von einer historisch niedrigen Ausfallquote und verfügten über genügend Puffer, um einen starken Anstieg der Risikoprämien zu verkraften." 

Quelle: Trading Economics

Naomi Fink, Chief Global Strategist von Nikko AM, führt die US-Wahlen als Unsicherheitsfaktor für die US-Notenbank an:
„Die Unsicherheit im Zusammenhang mit der US-Wahl dürfte zur Ungewissheit über den geldpolitischen Kurs der Fed beitragen. Die Risiken zum Zeitpunkt der Wahl und danach könnten jedoch nicht nachteilig sein. Schließlich vertreten beide Kandidaten unterschiedliche Arten protektionistischer Rhetorik – insbesondere in Bezug auf den Handel mit China – und Protektionismus ist in der Regel inflationär. Ebenso tritt derzeit keiner der Kandidaten für eine Haushaltskonsolidierung ein – Erwartungen von Steuersenkungen und/oder Ausgabensteigerungen könnten ebenfalls inflationär wirken. Sollten die Inflationserwartungen steigen, unabhängig davon, welcher Kandidat gewählt wird, muss die Fed reagieren.

Im Moment kann es sich die Fed leisten, die Finanzmärkte zu besänftigen; wo auch immer die „neutralen“ Zinssätze liegen. Sind sie niedriger als dort, wo wir uns jetzt befinden, hat sie zusätzlichen Spielraum für Zinssenkungen im Namen der Normalisierung – und nicht als Stimulierungsmaßnahme. Aber der Markt scheint sich mehr für Zinssenkungen zu interessieren als die Fed selbst. Die Anleihemärkte haben die Zinssenkung weitgehend vorweggenommen; daher war der Aufwärtstrend für die Duration begrenzt. Es könnte einen ähnlich begrenzten kurzfristigen Aufwärtstrend geben, wenn die Fed erneut handelt. Doch das Risiko einer Enttäuschung in den nächsten Monaten, wenn die angekündigten Zinssenkungen nicht eintreten, ist gestiegen.“

Quelle: Trading Economics

 Carlos de Sousa, Portfoliomanager, Vontobel erwartet Rückenwind für Schwellenländerinvestments durch die Zinssenkung:
„Die heutige Entscheidung der Fed entsprach den Markterwartungen: Die Senkung um 50 Basispunkte deutet darauf hin, dass die Fed mit der Marktmeinung übereinstimmt, dass sie den Lockerungszyklus etwas verspätet begonnen hat. Angesichts der unerwartet starken Inflationsdaten des ersten Quartals und der jüngsten Abwärtskorrekturen bei den zuvor veröffentlichten Arbeitsmarktdaten kann man ihr diese Verspätung kaum verübeln. Bis zum Jahresende werden wir wahrscheinlich zwei weitere Zinssenkungen um jeweils 25 Basispunkte erleben, so dass sich der Leitzins der Fed bis Mitte 2025 in Richtung drei Prozent bewegen wird.

Da die Zentralbanken der meisten Industrieländer nun die Zinsen senken, dürften sich die globalen Finanzierungsbedingungen in den nächsten Monaten weiter entspannen. Dies wird mehreren Zentralbanken aus Schwellenländern Spielraum geben, die bereits vor der Fed begonnenen Lockerungszyklen wieder aufzunehmen oder fortzusetzen. Niedrigere risikofreie Zinssätze in den Industrieländern werden auch die externen Kreditkosten für die Emittenten in den Schwellenländern senken, wodurch sich die Refinanzierungsrisiken verringern und die Tragfähigkeit der Schulden verbessert. Der Lockerungszyklus wird Vermögensverwaltern Anreize bieten, ihr Risiko in den Schwellenländern zu erhöhen, da die Attraktivität von Geldmarktinstrumenten und Kernsätzen in den Industrieländern allmählich sinken wird."

Quelle: Trading Economics

Cathie Wood, CEO und CIO der Investmentgesellschaft ARK Investment Management kommentiert Hintergrund und Auswirkungen der Fed-Entscheidung.:
„Wir betrachten die Entscheidung der US-Notenbank, die Zinsen um 50 Basispunkte zu senken, als einen notwendigen Schritt, um den wachsenden wirtschaftlichen Herausforderungen weltweit zu begegnen. Diese Zinssenkung ist zwar ein positiver Schritt in die richtige Richtung, aber wahrscheinlich nur der erste von vielen Schritten, um der fortschreitenden Rezession in den USA entgegenzuwirken, die sich seit Beginn der geldpolitischen Straffung durch die Fed entwickelt hat und sowohl in den Rohstoff- als auch in den Rentenmärkten eingepreist ist.

Angesichts des Rückgangs der Ölpreise auf etwa 70 Dollar pro Barrel und des Rückgangs der Renditen langfristiger Staatsanleihen deuten die Marktsignale darauf hin, dass eine globale Verlangsamung an Dynamik gewinnt. Mit einem Stand von 250 Basispunkten über der auf dem Verbraucherpreisindex basierenden Inflation ist der Zielzinssatz der Fed immer noch restriktiv. Wenn die Inflation im Jahresvergleich weiter sinkt, wovon wir ausgehen, wird die Fed die Zinssätze wahrscheinlich noch weiter senken, um die Wirtschaftsaussichten zu stabilisieren und die anhaltende Rezession in eine Erholung zu verwandeln. Da der Wohnungsbau als erster betroffen ist, wird er sich wahrscheinlich als erster Sektor erholen, insbesondere angesichts der aufgestauten Nachfrage in den USA.

Niedrigere Kreditkosten dürften den Unternehmen, die aggressiv in Innovationen investieren, Rückenwind geben und es ihnen ermöglichen, ihre Wachstumsinitiativen im Bereich der transformativen Technologien zu beschleunigen.“

Kursentwicklung Technologiebörse Nasdaq 100:

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Quelle: Trading Economics

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