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Expertenausblick: „Drei Megatrends für 2024“

Neues Jahr im Fokus
Analyse

Jede Woche veröffentlichen führende Vermögensverwalter weltweit zahlreiche fundierte Einschätzungen zu den Finanz- und Kapitalmarktmärkten. Um einen Überblick zu erhalten, fasst TiAM FundResearch regelmäßig die wichtigsten Aussagen für Sie kompakt zusammen.

02.01.2024 | 07:15 Uhr von «Peter Gewalt»

Diese Woche analysieren die Finanzmarktexperten die Aussichten für die Aktien-und Anleihemärkte im neuen Jahr.

So meint David Page, Head of Macro Research, AXA Investment Managers, dass Anleihen 2024 besser performen als Aktien: 
„Zum Auftakt des Jahres 2024 dürften zwei zentrale Fragen die Anleger beschäftigen: Können Anleihen ihre Verlustserie abschütteln, und können Aktien ihren Schwung aufrechterhalten? Unsere Einschätzung ist, dass beides möglich ist. Allerdings ist die Aussicht auf eine bessere Performance von Anleihen im relativen Vergleich zu Aktien größer als in den letzten Jahren.


Fixed Income bietet vor dem Hintergrund deutlich höherer Renditen ein starkes Potential bei den Gesamterträgen. Aktien könnten ihre Dynamik beibehalten, besonders wenn Renditen und Zinsen rückläufig sind, aber das Gewinnwachstum könnte eine größere Herausforderung darstellen.
Unsere zentrale Prognose basiert auf moderaten Anlagerenditen, die auf bescheidenen nominalen Wachstumsaussichten beruhen. In Anbetracht des gestiegenen Risikoaufschlags bei Anleihen im Vergleich zu einem gesunkenen Risikoaufschlag bei Aktien neigen wir eher zu Anleihen. Darüber hinaus ist die relative implizite Volatilität der Zinssätze im Vergleich zu Aktien ein Indikator, der für eine positive Einschätzung von Anleihen spricht.

Die US-Wirtschaft blieb von den vielen Rezessionsprognosen unbeeindruckt und steuert nun auf ein über dem Trend liegendes Wachstum von 2,3 Prozent im Jahr 2023 zu. Dennoch wird das Wachstum der weltweit größten Volkswirtschaft im Jahr 2024 voraussichtlich nachlassen, auch wenn eine Rezession vermieden werden kann.
Unsere Prognose sieht eine durchschnittliche Inflation von 4,2 Prozent im Jahr 2023 vor, die auf 3,2 Prozent im Jahr 2024 und 2,7 Prozent im Jahr 2025 zurückgehen wird – unterstützt von einer Entspannung am Arbeitsmarkt und strukturellen Verbesserungen. Wir glauben, dass die Zinssätze auf dem aktuellen Niveau ihren Höhepunkt erreicht haben und erwarten ab Juni 2024 Zinssenkungen um 75 BP sowie zwei weitere Zinssenkungen im darauffolgenden Jahr.“

Quelle: Trading Economics

Von einer „neuen Ära“ spricht Laurent Denize, CIO bei ODDO BHF Asset Management, angesichts des Wendepunkts bei den Zinssätzen in 2022/2023. 
„Die Ära des billigen Geldes ist vorbei.“ In der kommenden Rezessionsphase werde es vermutlich nicht möglich sein, länger auf Nullzinspolitik oder quantitative Lockerungen zu setzen. Zudem dürften die Zinsen im kommenden Jahrzehnt im Durchschnitt deutlich höher liegen als in der vergangenen Dekade, heißt es in einem aktuellen Marktkommentar.


Denize zufolge geht es auf der Aktienseite darum, die Sektoren und Unternehmen zu identifizieren, die langfristig Wert schaffen können. „Angesichts des weniger günstigen makroökonomischen Umfelds setzen wir auf Sektoren mit weniger konjunkturabhängigen Cashflows und insbesondere auf die Gesundheits- und Konsumbranche. In zyklischen Werten reduzieren wir hingegen unser Engagement, nachdem diese sich im vergangenen Jahr stark überdurchschnittlich entwickelt haben. Im Halbleiterbereich nehmen wir Gewinne mit, halten aber an unserer Übergewichtung in Titeln mit Bezug zu künstlicher Intelligenz fest. Bei Microsoft oder Google ist diesbezüglich weiterhin eine überdurchschnittliche Performance denkbar. Denn diese Unternehmen haben gegenüber ihrer Konkurrenz einen technischen Vorsprung und mehr Spielraum für Investitionen.“

In den Bewertungen einiger zyklischer Titel sei bereits ein überaus schwieriges makroökonomisches Szenario eingepreist, das dem der letzten konjunkturellen Abschwungphasen ähnelt. „Ein gutes Beispiel dafür ist der Rohstoffsektor, der allmählich wieder Eingang in unsere Portfolios findet. Auch in Luxus-Aktien sind wir nach den jüngsten Kursverlusten wieder stärker engagiert.“ Ein über dem Nominalwachstum liegendes organisches Wachstum und günstige Bewertungen in einem Umfeld, in dem die Eintrittsbarrieren so hoch seien wie nie zuvor, böten mehr als gute Gründe, um Luxusgüterwerte wieder zu einem Kerninvestment im Portfolio zu machen.

Anleihen: Duration erhöhen und auf hochverzinsliche Unternehmensanleihen setzen
Seit November 2022 sind wir in Hochzinsanleihen übergewichtet, da die gebotene Rendite unserer Meinung nach das Risiko mehr als kompensiert. Wir halten an dieser Überzeugung fest, nehmen aber eine Umschichtung in Laufzeiten von 2 bis 5 Jahren vor“, schreibt Laurent Denize. Ebenso ist ODDO BHF weiterhin in deutschen und amerikanischen Staatsanleihen engagiert, die in der zweiten Jahreshälfte stark von den Zinssenkungen der Zentralbanken profitieren dürften.

Quelle: Trading Economics

Knut Hellandsvik, Head of Equities bei DNB Asset Management, fragt sich: „Was spricht für eine Hausse bei Aktien?" 
Ein geordneter Rückgang der Inflation in Richtung des 2 Prozent-Ziels, der es den Zentralbanken ermöglicht, die Zinssätze deutlich zu senken. Die Verlangsamung des Wirtschaftswachstums wird gedämpft, der Arbeitsmarkt stabilisiert sich und die Unternehmensgewinne überraschen positiv. In einem solchen Szenario könnten wir aufgrund der niedrigeren Kapitalkosten eine mehrfache Expansion erleben. Natürlich würden sich auch geringere geopolitische Spannungen positiv auf die allgemeine Stimmung auswirken.


Die Baisse hingegen könnte durch einen geopolitischen Schock ausgelöst werden, z. B. durch eine Eskalation des Krieges im Nahen Osten, die zu einem Anstieg der Energiepreise und der Inflation führt, was wiederum zu Gewinneinbußen und schließlich zu einer Rezession führen könnte. Auch die Lage in Südchina ist sehr angespannt und ein militärischer Konflikt könnte verheerende Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben. Es gibt auch ein Szenario, in dem die oben erwähnte Margenkompression so stark ist, dass die Unternehmen beginnen, die Zahl ihrer Mitarbeiter drastisch zu reduzieren. Dies ist etwas, das typischerweise am Ende eines Konjunkturzyklus geschieht. Ein sprunghafter Anstieg der Arbeitslosigkeit könnte die Wirtschaftstätigkeit drastisch einschränken, da die Verbraucherausgaben in der Regel 2/3 des BIP ausmachen, und könnte zu einer regelrechten Rezession führen. In Rezessionen fällt der Aktienmarkt in der Regel zwischen 20 und 30 %.>

Fazit: Aus den oben genannten Gründen sind wir für das Jahr 2024 vorsichtig, da wir glauben, dass der Markt derzeit ein unrealistisches Goldlöckchen-Szenario einpreist. Wir halten an einer Barbell-Strategie fest, die Qualitätswachstum mit Value-Titeln aus dem Energie- und Technologiesektor aber auch Teilen von Finanzwerten kombiniert. Innerhalb der Kategorie Qualitätswachstum haben wir eine Übergewichtung in den Bereichen Gesundheitswesen, Haushalts- und Körperpflegeprodukte sowie Luxusgüter - hier besitzen wir Unternehmen, die von starken strukturellen Wachstumstreibern profitieren, was sich unserer Meinung nach nicht vollständig im aktuellen Preis widerspiegelt. Was die Regionen betrifft, so ziehen wir Europa und Japan aufgrund der Bewertung den USA vor."

Quelle: Trading Economics

Die Fondsgesellschaft Schroders sieht drei D-Megatrends für 2024 – Deglobalisierung, Dekarbonisierung und Demografie: 
In den letzten Jahren haben sich die drei „Ds“ – Deglobalisierung, Dekarbonisierung und Demografie – zu Megatrends entwickelt, die auch im Jahr 2024 einen disruptiven Effekt auf die Aussichten und den Investitionsansatz der Anleger:innen haben werden. Insgesamt gestalten die drei „Ds“ die Investmentlandschaft neu. Das Verständnis der drei „Ds“ – wie sie sich auf die Weltwirtschaft auswirken, welche Bedeutung sie für die Volatilität an den Märkten haben und wie aktive Anleger:innen ihre Vermögenswerte optimal allokieren sollten – dürfte ein Schlüssel sein, um zu verstehen, was als Nächstes kommt und wo die Chancen liegen.


Deglobalisierung
Der jahrzehntelange Globalisierungsprozess geht zu Ende, da die Welt immer protektionistischer wird, wodurch sich attraktive Chancen näher am eigenen Land ergeben. Wie verwundbar globale Lieferketten sind, zeigten Covid-19 und die Lockdowns im Jahr 2020. Insbesondere Abhängigkeiten von China wurden schmerzhaft bewusst. Die geopolitischen Spannungen zwischen den USA und China, die bereits vor der Pandemie bestanden, haben sich weiter verschärft, was diese Risiken noch erhöht und die Inflation beschleunigt hat.
Als Reaktion auf diese Störungen entsteht eine neue internationale Dynamik: Multinationale Unternehmen diversifizieren ihre Produktionsstandorte und verlagern die Produktion näher an ihre Heimatländer. Dieser Prozess wird als Reshoring bezeichnet. Der Trend bedeutet eine Abkehr vom globalisierten Modell der erweiterten Lieferketten, das den internationalen Handel in den letzten Jahrzehnten bestimmt hat.


Dekarbonisierung
Die Reaktionen der Regierungen und des Privatsektors auf den Klimawandel haben sich in den letzten Jahren beschleunigt. Die Ergebnisse der COP28 lassen erwarten, dass sich der Übergang zu klimafreundlichen Alternativen weiter beschleunigen wird, da Länder mit zunehmenden physischen Schäden aufgrund steigender Temperaturen und unbeständigerem Wetter konfrontiert sind.
Die einzelnen Länder dürften die Dekarbonisierung der Stromerzeugung nun zügig vorantreiben, da die Emissionen in den nächsten sieben Jahren um mehr als 40 % gesenkt werden müssen – ein entscheidender Schritt auf dem Weg zu Netto-Null-Emissionen bis 2050. Der Übergang zu Netto-Null-Emissionen ist ein zentrales neues Strukturmerkmal für die Weltwirtschaft, da er einen radikalen Wandel sowohl im Energiesystem als auch in anderen zentralen Wirtschaftssektoren erfordert.


Demografie
Weltweit ist in vielen Industrieländern eine Alterung der Bevölkerung zu beobachten. Während die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen, gibt es in vielen Ländern nicht genügend junge Menschen, um sie auf dem Arbeitsmarkt zu ersetzen. Diese Situation hat sich durch die Pandemie noch verschärft, da seit dem Jahr 2020 eine große Zahl von Menschen aufgrund von Frühverrentung oder Langzeitkrankheit aus dem Erwerbsleben ausgeschieden ist. Dieser Arbeitskräftemangel könnte erhebliche Auswirkungen auf die Inflation und das Wirtschaftswachstum haben, da die Löhne steigen werden. In diesem Umfeld werden die Unternehmen mehr für und produktivitätssteigernde Technologien wie Robotik, Automatisierung und KI ausgeben müssen, während die Arbeitnehmer höhere Lohnerhöhungen fordern werden, um die steigenden Lebenshaltungskosten auszugleichen

Quelle: Trading Economics

Die Kombination des aktuell hohen Zinsniveaus mit der Aussicht auf Zinssenkungen im Jahr 2024 stimmt Paul Jackson von Invesco Paul Jackson, Global Head of Asset Allocation Research bei Invesco. optimistisch für eine ganze Reihe von Anlageklassen.
„Wir gehen davon aus, dass die Zinsen in den meisten Ländern im Jahr 2024 deutlich sinken werden. Daher dürften festverzinsliche Anlagen so hohe Renditen abwerfen wie seit langem nicht mehr“, erklärt „Risikoreichere Anlageklassen dürften kurzfristig volatil bleiben, auf mittlere Sicht aber von den niedrigeren Zinsen und einer höheren Wachstumsdynamik profitieren. Insgesamt erwarten wir die besten Multi-Asset-Renditen seit 2019“, so Jackson.

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„Von den schnellen Zinssenkungen, die wir erwarten, sollten aber nicht nur Anleihen profitieren, sondern letztlich auch Risikoanlagen“, sagt Jackson. „In früheren Zinszyklen hat die Fed nach der Zinswende in aller Regel schnell gehandelt. Daher vermuten wir auch, dass die Märkte das Tempo der zu erwartenden Zinssenkungen unterschätzen könnten – genauso, wie wir alle unterschätzt haben, wie schnell die Zinsen steigen würden.“

Jackson wendet einen Optimierungsprozess an, um Risiko und Ertrag in seiner Modell-Asset-Allokation auszubalancieren. Die Ergebnisse dieser Optimierung auf Basis der von ihm prognostizierten Renditen der Anlageklassen sind am eindeutigsten für Investment Grade-Anleihen (IG) und Bank Loans (beide durchweg übergewichtet) sowie für Gold, Aktien und Rohstoffe (alle untergewichtet). Auf regionaler Ebene hat der Invesco-Experte eine Präferenz für Europa und die Schwellenmärkte.

Während die Staatsanleiherenditen so hoch sind wie schon lange nicht mehr, rechnet Jackson mit einer Versteilung der Zinsstrukturkurven und bevorzugt mit Blick auf 2024 andere Anlageklassen. Trotz der aktuell attraktiven Verzinsung und der Tatsache, dass Geldmarktanlagen in einem kurzfristig volatilen Umfeld ein guter Diversifikator sein könnten, hält der Invesco-Experte auch Cash für vergleichsweise unattraktiv.

Was Aktien angeht, stehe der Tatsache, dass diese in Aufschwungphasen in der Regel gut abschneiden, die bereits sehr gute Performance des Jahres 2023 entgegen. Jackson befürchtet eine kurzfristig erhöhte Volatilität an den Aktienmärkten, und die überzogene Bewertung der US-Indizes dämpft seinen Optimismus in Bezug auf die globalen Aktienrenditen. In seiner Modell-Asset-Allokation bevorzugt der Invesco-Experte zyklische Aktien und Wachstumswerte sowie Technologietitel, wobei er stärker auf europäische Aktien setzt und weiter eine Präferenz für die Emerging Markets hat. Gemessen an der Bewertung und wirtschaftlichen Dynamik favorisiert er chinesische Aktien.

Obwohl Rohstoffe und Gold von einem schwächeren Dollar profitieren könnten – und Gold zudem von sinkenden Anleiherenditen –, hält Jackson beide für teuer. Seine Top-Anlageklassen auf Basis der prognostizierten Renditen in lokaler Währung sind Investment Grade-Anleihen aus Schwellenländern, US Bank Loans und Aktien aus der Eurozone. „Wenn uns die Entscheidung zwischen zwei Anlageklassen schwerfällt, tendieren wir angesichts unserer Erwartung eines starken Rückgangs der Zinsen im Jahr 2024 jetzt zur risikoreicheren Anlage“, erklärt der Invesco-Experte. Daher erhöhe er auch seine Allokation in Hochzinsanleihen, die sich in konjunkturellen Erholungsphasen generell gut entwickeln, sowie in Immobilien, d. h. REITS, die einen Großteil des Risikos seiner Meinung nach bereits eingepreist haben.

Quelle: Trading Economics

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