Wenn es um europäische Rentenpapiere geht, bevorzugen deutsche institutionelle Investoren Staatsanleihen aus Kerneuropa und Investment-Grade-Anleihen. Auch im Festzins-Bereich sind sie weniger risikobereit. Sicherheit geht grundsätzlich vor Rendite. Das zeigt eine aktuelle Studie.
17.05.2018 | 14:34 Uhr
Eine neue Studie unter mehr als 300 professionellen Investoren in Frankreich, Deutschland, Italien und Spanien, die von Franklin Templeton Investments zur Einstellung gegenüber europäischen Festzinstiteln in Auftrag gegeben wurde, zeigt, dass deutsche Investoren offenbar die geringste Bereitschaft gezeigt, in europäische High Yield-Anleihen anzulegen (66% gegenüber 75% im Gesamtdurchschnitt).
Die höhere Risikoaversion deutscher Anleger könnte durch die Hauptziele ihrer Festzins-Allokation erklärt werden: An erstes Ziel wird hier die Vermeidung des maximalen Verlusts genannt, gefolgt von der Erzielung sicherer Erträge für ihre Kunden. Die Vermeidung des maximalen Verlusts wird laut Studie von deutschen Anlegern mit 29% wesentlich häufiger als oberstes Ziel genannt als im Durchschnitt (13%).
Anteil der jeweiligen Anlageklasse am Gesamtportfolio
Quelle: Franklin Templeton
„Es fällt auf, dass deutsche Investoren deutlich risikosensibler zu sein scheinen als Anleger aus anderen Ländern Europas – und das nicht nur bei Hochzinsanleihen, sondern quer durch alle festverzinslichen Anlageklassen“, sagt David Zahn, Head of European Fixed Income bei Franklin Templeton. „Investoren sind möglicherweise zu vorsichtig bei der Verwaltung ihrer Portfolios und lassen sich zusätzliches Ertragspotenzial, das ohne erheblich größeres Risiko vorhanden wäre, entgehen. Besonderes Potenzial erkennen wir in den mittel- und osteuropäischen Staaten, vor allem in Ländern wie Polen und Rumänien, die unserer Meinung nach attraktive Erträge bei moderatem Risiko bieten", so Zahn.
Deutsche Anleger scheinen ferner beim Schutz gegen steigende Zinssätze einen vorsichtigen Ansatz zu verfolgen, so die Experten von Franklin Templeton. Fast die Hälfte der befragten deutschen Anleger habe angegeben, in den vergangenen drei Jahren die Duration reduziert zu haben.
Dennoch rechnet die Mehrheit der Befragten mit weiterhin relativ niedrigen Zinssätzen in Europa. 41,3% der deutschen Anleger würden nicht davon ausgehen, dass die Zinsen auf dem Kontinent innerhalb der nächsten drei Jahre um mehr als 0,5% steigen würden. Und 35% würden mit einem Anstieg zwischen 0,5% und 1% rechnen.
„Laut dem Marktkonsens, dem auch wir zustimmen, ist ein Zinsanstieg in Europa um mehr als einen halben oder einen ganzen Prozentpunkt in den nächsten drei Jahren unwahrscheinlich, sodass die Zinsen gerade einmal in den positiven Bereich zurückkehren. Aus den Ergebnissen unserer Studie schließen wir, dass viele Anleger, unter anderem in Deutschland, die Duration unnötig reduzieren und hierdurch wertvolle Erträge opfern. Es muss daran erinnert werden, dass Durationsmanagement nicht zwangsläufig Reduzierung der Duration bedeutet“, sagt David Zahn.
Die Studienautoren stellen fest, dass deutsche Anleger sich zwar um die niedrigen Renditen sorgen, aber nicht bereits sind, im Festzins-Bereich nach höherverzinslichen Möglichkeiten Ausschau zu halten. „Nach unserem Dafürhalten müssen deutsche Anleger an diesem Wendepunkt im europäischen Anleihenmarkt-Zyklus einen gänzlich aktiven Ansatz für ihre Festzinsportfolios verfolgen und über die traditionellen europäische n Festzinsmärkte hinausblicken, um in dem sich ändernden Umfeld - sowohl für die Risiken als auch Chancen - gewappnet zu sein“, kommentiert Reinhard Berben, Geschäftsführer Franklin Templeton in Deutschland, die Studienergebnisse.
(MvA)
Die Studie als PDF-Dokument.
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