Banken können höhere Kosten auf Kunden abwälzen. Immobilienboom hilft bei Durchsetzung höherer Margen.
03.12.2012 | 10:59 Uhr
Die Regulierung der Finanzbranche trifft nicht nur Banken, sondern auch Anleger. Nach Zahlen des Analysehauses Barkow Consulting sei der Preisunterschied zwischen dem Zentralbankgeld, das sich Banken leihen und den Konditionen, die sie Kunden gewähren – die Marge – so hoch wie seit zehn Jahren nicht, berichtet die Financial Times Deutschland. Bei Firmenkrediten liege sie bei 1,95 Prozent. „Wir sind bei den Margen deutlich über dem Vorkrisenniveau“, sagt Roland Boehm, Kreditexperte der Commerzbank. Dies bekämen Barkow Consulting zufolge auch Privatkunden zu spüren. Die Zinsmarge notiere nah am Rekordniveau aus dem Sommer 2012.
Nach dem Regelwerk Basel III müssen Kreditinstitute riskante Geschäfte mit erheblich mehr Eigenkapital unterlegen, um eventuelle Verluste besser abfedern zu können. Die zusätzlichen Puffer schmälerten bei gleichbleibenden Zinsspannen die Rendite. Diese Kosten würden an die Kunden weitergereicht. „Um die gleiche Zielrendite zu erreichen, kommen die Banken an der Erhöhung der Margen nicht vorbei“, so Peter Barkow, Chef der Beratungsfirma.
Diese Entwicklung widerlege die weitverbreitete Annahme, Banken würden in dem niedrigen Zinsumfeld kaum noch etwas verdienen. Denn mit den Zinsen seien auch die Refinanzierungskosten der Institute gesunken, was ihnen Spielraum für höhere Gewinne gebe. Bei der Durchsetzung der höheren Margen käme den Banken der Immobilienboom entgegen. Einer Schätzung des Beratungshauses Gewos zufolge, werde der Gesamtumsatz mit Wohnimmobilien in Deutschland in diesem Jahr bei 134,6 Milliarden Euro liegen und damit rund 18 Prozent höher als im Vorjahr. Das Neugeschäft mache jedoch nur einen geringen Teil des Finanzierungsvolumens aus. Mehr als 80 Prozent entfielen auf Anschlussfinanzierungen. Kunden wechselten dabei nur selten den Anbieter. Daher hätten es Banken leicht, trotz des hohen Wettbewerbs im Neugeschäft höhere Margen durchzusetzen.
Barkow geht allerdings davon aus, dass die aktuellen Konditionen nicht von Dauer sind: „Es ist wahrscheinlich, dass die Margen wieder zurückgehen werden.“ In der Baufinanzierung zeichne sich der Trend bereits seit einigen Monaten ab. Ähnliche Entwicklungen erwartet der Kreditexperte im Geschäft mit Firmengroßkunden. „Kredite dienen den Banken hier lediglich als Türöffner, um andere Produkte zu verkaufen.“
(PD)
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