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„Wir gehen von fünf bis sechs Prozent Dividendenwachstum im Jahr aus“

Gunther Kramert; Bild: Deka
Dividendenfonds

Gunther Kramert managt seit 2020 unter anderem den Deka-DividendenStrategie, einen der größten und erfolgreichsten Dividendenfonds Deutschlands. Im Interview mit TiAM FundResearch erklärt Kramert, welche Veränderungen er im Fondsmanagement seither angestoßen hat, welche Strategie sein Fonds verfolgt und wie er die Aussichten für 2024 einschätzt.

05.01.2024 | 12:03 Uhr von «Peter Gewalt»

TiAM FundResearch: Herr Kramert, welche Anlegergruppe haben Sie mit dem Deka-DividendenStrategie im Auge?

Kramert: Mit dem Deka-DividendenStrategie bieten wir den Kunden ein Basisinvestment, das aktienadäquate Renditen bei einem überschaubaren Risiko erzielt. Wir achten dabei auf eine überschaubare Schwankungsintensität, die niedriger ausfallen soll als auf dem breiten Aktienmarkt. Der Fonds eignet sich sowohl für Börsenneulinge als auch für erfahrene Aktienfondssparer. Auch für Anleger, die noch nicht am Kapitalmarkt aktiv waren, kann der Fonds eine gute Einstiegsmöglichkeit sein. Wir wollen auch das Kernbedürfnis derjenigen Privatkunden treffen, die regelmäßig Ausschüttungen erhalten möchten: Der Fonds schüttet zweimal im Jahr attraktive (Dividenden)Erträge an die Anleger aus.

Welche Strategie verfolgen Sie bei der Auswahl der Dividendentitel?

Wir setzen auf Unternehmen mit überdurchschnittlicher Dividendenqualität. Diese setzt sich aus der Dividendenrendite, Dividendenkontinuität und Dividendenwachstum zusammen. Die Dividenden bieten gerade in Phasen sinkender Kurse einen Sicherheitspuffer. Aber auf die Dividenden zu schauen, ist für uns kein Selbstzweck. Eine nachhaltig positive Wertentwicklung ist uns genauso wichtig. Daher fokussieren wir uns auf Qualitätsunternehmen, die in der Lage sind, hohe Margen und angemessene Kapitalrenditen zu erwirtschaften.

Worauf achten Sie dabei?

Wir beschäftigen wir uns speziell mit Fragen, wie stark und wie innovativ das jeweilige Geschäftsmodell ist. Ist es krisenresistent und robust? Verfügen die Unternehmen über ausreichende Substanz? Haben sie eine Bilanzstruktur, die Schwankungen in der Nachfrage tolerieren und die es auch erlaubt, bei einem anspruchsvolleren Zinsumfeld die Profitabilität stabil und hoch zu halten.

In welchen Sektoren werden Sie fündig?

Die drei Kernsektoren sind Gesundheit, Technologie und Finanzen. Gesundheitsunternehmen bieten sehr stabile Geschäftsmodelle, sind durchaus profitabel und offerieren zudem adäquate Dividendenrenditen. Auch im Technologiesektor gibt ordentliche Dividendenzahler, hier aber steht die Zukunftsfähigkeit der Geschäftsmodelle im Vordergrund. Der dritte Bereich ist der Finanzsektor. Hier finden wir viele Unternehmen, die außerordentlich dividendenstark sind. Alle drei Sektoren sind ausgewogen im Portfolio vertreten. Auch der Industriebereich spielt für uns eine große Rolle. Hier finden wir große Veränderungsbereitschaft und Innovationskraft und sehen Wachstumsmöglichkeiten. Die Industrie von heute ist ganz anders aufgestellt als vor 25 Jahren. Ein Beispiel ist Siemens. Das Unternehmen ist ein solider Dividendenzahler mit positiver Umsatz- und Gewinnprognose.

Welche Technologieunternehmen schauen Sie sich besonders an?

Es gibt zahlreiche Werte aus verschiedenen Technologiesektoren, die sehr interessant sind. Wir schätzen etwa Unternehmen aus dem Halbleitersektor sehr, deren Cashflows und Profitmargen sehr gut sind. Die Unternehmen sind extrem gut organisiert, besitzen sehr viel Knowhow. Zudem sehen wir tendenziell eine große Abhängigkeit der Kunden, was sich in einer sehr hohen Profitabilität der Halbleiterunternehmen niederschlägt. Aber auch Ausrüster, Software- und Hardwareanbieter bieten viel Potenzial.

Wie sieht das aktuelle Portfolio aus?

Der Fonds umfasst rund 150 Titel, die im Fonds mit durchschnittlich 65 Basispunkte gewichtet sind. Wir verfolgen als Stock Picker vorrangig einen Bottom-Up-Ansatz. Das heißt, das Portfolio ergibt sich überwiegend durch die Einzeltitelauswahl, nicht durch eine makroökonomische Gewichtung. Allokationsstrukturen machen wir uns dennoch bewusst und greifen auf dieser Ebene ebenfalls ein. Natürlich ist der eine oder andere Wert etwas höher gewichtet. Das hängt nicht zuletzt von der Kapitalisierung des Unternehmens und der Liquidität der Aktie ab. Die Handelsliquidität ist für uns ein wichtiger Parameter, denn der Fonds umfasst ein Volumen von mehr als 14 Milliarden Euro.

Welche regionalen Schwerpunkte hat das Portfolio?

Rund die Hälfte des Fondsvermögens ist in Nordamerika, speziell den USA und Kanada, etwa 40 Prozent in Europa und etwa zehn Prozent im Rest der Welt investiert. Hier machen japanische Werte etwa fünf Prozent aus, der Rest sind Werte aus China, Australien, Singapur etc.

Warum sind Sie so gering in Schwellenländern, insbesondere China, engagiert?

China ist unter Dividendengesichtspunkten nicht attraktiv, aber auch andere Faktoren sprechen gegen ein zu starkes Engagement. Da ist die negative demografische Entwicklung, die politische Einflussnahme Pekings in die Unternehmen und das Nachwirken der Immobilienblase. Alles in allem sind das zu viele Belastungsfaktoren.

Wie sind die Aussichten für Dividendenrenditen und Wachstum des Fonds?

Der Fonds hat derzeit eine durchschnittliche gewichtete Dividendenrendite von etwa drei Prozent im Portfolio, die durch Mischung der Dividendenrendite der Einzelwerte zustande kommt. Wir liegen nach unserer Analyse etwa 1,1 bis 1,2 Prozentpunkte über dem MSCI Welt-Durchschnitt. Für den Gesamtmarkt errechnen wir ein längerfristiges durchschnittliches Dividendenwachstum von 5,5 bis 6 Prozent. Das kommt unseren Schätzungen zum künftigen Gewinnwachstum der globalen Unternehmen sehr nahe.

Sie befürchten 2024 keine Rückschläge durch die sich eintrübende Konjunktur?

Die gute Nachricht: In Krisen werden die Dividenden tendenziell weniger stark gekürzt. Und je reifer dann auch eine gute Konjunkturentwicklung ist, desto stärker ist dann auch der Aufwärtsdruck auf die Dividenden. Langfristig ist für mich das realistischste Wachstumsszenario im Schnitt jährlich etwa 5,5 bis 6 Prozent Dividendenwachstum - auch für 2024. Dafür ist die Konjunktur, auch wenn sie in vielen Aspekten schwach aussieht, stark genug. Die Unternehmen können immer noch ausreichend hohes Gewinnwachstum realisieren. So sehen die börsennotierten Unternehmen wegen ihrer Anpassungsmaßnahmen, seien es Preiserhöhungen, seien es Effizienzmaßnahmen wie Kostensenkungen tatsächlich Potenzial für weitere Ertragszuwächse - immer unter der Maßgabe, dass es keine Verschärfung der Krise geben wird.

Sie sind seit Ende 2020 Fondsmanager des Deka-DividendenStrategie. Seither hat sich die Performance des Fonds verbessert. An welchen Stellschrauben haben Sie seit Ihrem Amtsantritt gedreht?

Ich würde drei Dinge hervorheben, die sich verändert haben. Erstens haben wir den Nordamerikaanteil im Portfolio erhöht. Unsere Überzeugung ist es, dass es sich lohnt, in solch starken Unternehmen mit außergewöhnlichen Geschäftsmodellen zu investieren, auch wenn sie von der Bewertung her ein bisschen teurer sind. Nordamerikanische Unternehmen bringen dank ihrer Qualität sehr starke Kapitalrenditen mit sich und tragen zudem aufgrund ihrer sehr speziellen Ausrichtung viel zu Portfoliodiversifikation bei.

Und zweitens?

… nutzen wir ein zusätzliches quantitatives Modell zur Erfassung der Faktorrisiken. Dadurch versuchen wir verstärkt, die Volatilität der Portfolioperformance durch den Einsatz unter anderem von Calls noch stärker zu glätten. Wir gehen zudem die Allokationsstruktur des Fonds sowie der Performance der Einzelwerte regelmäßig sehr, sehr dezidiert in einer Besprechung durch und fragen uns dann, ob und was wir verändern müssen, wenn es neue Impulse gibt wie etwa durch geopolitische Einflüsse.

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