"Nicht trotz der turbulenten Marktsituation sondern wegen der unruhigen Märkte setzen institutionelle Anleger vermehrt auf passive Anlageprodukte", erklärt Andrew McCollum, Managing
Director bei Greenwich Associates, einem Research-Unternehmen, das sich auf Finanzdaten spezialisiert hat. Greenwich Associates hat 127 institutionelle Investoren zum Einsatz passiver Fonds befragt. Das Ergebnis: Der Anteil von ETFs und passiven Produkten in deren Portfolios ist von 7,6 Prozent im Jahr 2017 auf 15 Prozent im vergangenen Jahr gestiegen.
Rund 42 Milliarden Euro flossen 2018 europaweit in ETFs, rund die Hälfte weniger als im Vorjahr (94,7 Mrd. €), dennoch das drittbeste jemals erzielte Ergebnis der Branche. Und dieser Rückgang bei den Zuflüssen muss vor dem Hintergrund eines volatilen Marktumfelds und eines umfangreichen Ausverkaufs an den globalen Aktienmärkten betrachtet werden, so McCollum.
Quelle: Refinitif
Das Wachstum sei vor allem auf drei Faktoren zurückzuführen:
Volatilität, eine Revolution in der Index-Landschaft und ESG. Die Studie
von Greenwich Associates zeigt, dass drei Viertel der institutionellen
Investoren befürchten, das Ende des Wirtschaftszyklus sei erreicht und
eine Rezession stünde bevor. Aus Sorge vor geopolitischen Veränderungen
stellten die europäischen Institutionellen ihre Portfolios jetzt neu auf, um
sich gegen eine Verschärfung der Notenbankpolitiken und Handelskriege zu
wappnen.
Ein passendes Mittel bei der Portfoliokonstruktion sei der Einsatz
von ETFs, da Transaktionen hier schneller ausgeführt werden könnten, die
Diversifikation einfacher und die Liquidität höher sei. Greenwich
Associates zitieren einen niederländischen Portfoliomanager, der behauptett:
"ETFs sind kosteneffizient und leicht einsetzbar, wenn ein Exposure
schnell hoch- oder heruntergefahren werden soll."
Auch die Entwicklung bei den Indizes ist ein Treiber für den
wachsenden Anteil der ETFs. Bislang werden nur 25 Prozent der Assets bei
den befragten Investoren durch Indexstrategien allokiert – obwohl die Portfoliomanager
selbst angeben, der optimale Anteil läge bei 37 % für Aktien- bzw. 34 %
für Rentenportfolios. Die Differenz erklärt sich aber aus "geerbten"
Wertpapierpositionen und werde von Jahr zu Jahr kleiner.
Mittlerweile haben 40 Prozent der befragten Investoren herkömmliche
Investmentvehikel in ihren Portfolios gegen Index-Produkte ausgetauscht,
heißt es bei Greenwich Associates. ETFs böten mehr Möglichkeiten, in
Nischen zu investieren, während aktiv gemanagte Fonds nur eine
Grundversorgung bei Core-Strategien böten.
Ein interessanter Aspekt ist auch der Einsatz von ETFs zur Umsetzung
von Nachhaltigkeits- bzw. ESG-Strategien: So haben im vergangenen Jahr
44 Prozent der Befragten aufgrund von ESG-Vorgaben passive Produkte
eingesetzt. Laut den Report werden es in den nächsten fünf Jahren sogar 50 Prozent
sein, die ESG-Kriterien mittels ETFs realisieren. Denn das
Umweltbewusstsein der Institutionellen nehme deutlich zu:
"Investoren müssen heute mehr denn je Themen wie Klimawandel und
Gleichberechtigung in Angriff nehmen, weil die Regierungen nicht genug
unternehmen",
heißt es in der Studie. Allerdings erfolgten solche Investments nicht
aus reinem Altruismus: 44 Prozent der institutionellen Investoren sind
sich einig, das ESG-Anlagen langfristig höhere Renditen abwerfen werden.
Der
ETF-Promoter der Wahl ist übrigens BlackRock, dem 94 Prozent der Investoren
vertrauen; DB Xtrackers rangieren mit einer Zustimmung von 56 Prozent
auf Platz zwei und Lyxor belegt mit 47 Prozent den dritten Platz.
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