Aktiv gemanagte Renten-ETFs sind eine Alternative zu klassischen Rentenfonds und passiven Indexprodukten. Vor- und Nachteile sollte man kennen. Teil 2 unserer Serie zu aktiven ETFs.
12.07.2024 | 12:15 Uhr
Anleihen sind in gut diversifizierten Wertpapierdepots für die Faktoren Kapitalerhalt, Diversifikation, Liquidität, Risikosteuerung und Stabilität zuständig – und nicht zuletzt für die Generierung laufender Einnahmen. Das Management eines gut austarierten Anleiheportfolios erfordert viel Knowhow und Erfahrung. Das kostet viel Zeit. Und die attraktivsten Papiere mit den besten Zinsen werden oft nur zu Tranchen von 100.000 Euro aufwärts gehandelt. Deshalb bietet es sich vor allem für mittlere und kleinere Vermögen an, nicht in einzelne Anleihen, sondern in Rentenfonds und passive oder gemanagte Renten-ETFs zu investieren. Das Kapital wird so automatisch auf viele Anleihen verteilt. Berater können unter Berücksichtigung von Region, Währung, Rating, ESG-Klassifizierung und einigen anderen wichtigen Parametern zielgenau die Fonds oder ETFs empfehlen, die für das jeweilige Kunden-Portfolio gerade Sinn machen. Wobei jedes Produkt Vor- und Nachteile hat, die Anleger kennen sollten.
Passive Renten-ETFs sind, vereinfacht gesprochen, unter den Anleiheprodukten die Gut-und-günstig-Variante. Anhand der Indizes, deren Entwicklung sie abbilden, lässt sich schnell erkennen, welche Aufgabe sie im Gesamtportfolio erfüllen können. Außerdem sind sie deutlich kostengünstiger als gemanagte Rentenfonds. Gerade beim Thema Anleihen, wo es bei der Rendite auf die Stellen hinter dem Komma ankommt, sind die Kosten für viele Anleger ein schlagendes Argument.
Nachteil der passiven Instrumente: Bei der Indexzusammensetzung spielt oft die Marktkapitalisierung der Anleihepakete eine entscheidende Rolle. Will heißen: Die größten Schuldner haben nicht selten den größten Anteil im Index. Aus Sicht eines guten Risikomanagements ist das nicht immer die beste Lösung. Dazu kommt, dass passive Indexprodukte auf Marktentwicklungen stante pede reagieren müssen. Denn in kritischen Börsenphasen wollen dann alle durch dieselbe Tür. Die Spreads weiten sich aus. ETFs verlieren in solchen Situationen zuweilen deutlich schneller an Wert als die Werte ihrer zugrunde liegenden Indizes. Denn die Ineffizienzen im Rentenmarkt sind hoch. Die passiven Indexprodukte müssen in einer Baisse verkaufen, ob sie wollen oder nicht – und das zu oft sehr schlechten Kursen.
Klassische, gemanagte Rentenfonds sind hier im Vorteil. Rentenfondsmanager können schwächere Phasen am Rentenmarkt einfach aussitzen. Denn die gemanagten Fonds erfüllen auch bei gefallenen Kursen weiterhin ihre Aufgabe: Sie schütten die Zinsen der Papiere im Fondsportfolio aus – entweder in den Fonds selbst zur Wiederanlage oder bei den ausschüttenden Versionen ins Wertpapierdepot des Anlegers.
Nachteil, wie gesagt: Das hat seinen Preis. Die laufenden Kosten liegen in der Regel zwischen 1,5 und 2 Prozent per annum. Wer nicht aufpasst, zahlt auch schon mal über fünf Prozent im Jahr.
Für Anleger, die auf die Kosten schauen und trotzdem aktives Management im Rentenportfolio haben wollen, können aktiv gemanagte Renten-ETFs eine Alternative sein. Ein wesentlicher Unterschied dieser Produkte gegenüber rein passiven ETFs ist, dass bei aktiv gemanagten Renten-ETFs ein Fondsmanagement die Möglichkeit hat, schnell auf Marktveränderungen zu reagieren und Anpassungen im Portfolio vorzunehmen, um Chancen zu nutzen und Risiken zu minimieren. In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit oder bei Zinsschwankungen kann diese Agilität entscheidend sein. Aktive Manager können durch eine gezielte Auswahl von Anleihen und Timing-Strategien potenzielle Renditen maximieren und Verluste minimieren. Zudem können einige aktiv gemanagte Renten-ETFs Zugang zu spezialisierten Anleihenmärkten und Anlagechancen bieten, die in passiven Indexfonds nicht vertreten sind. Dazu gehören beispielsweise Hochzinsanleihen (High Yield), Schwellenländeranleihen oder spezielle Sektoren wie Unternehmensanleihen bestimmter Branchen. Durch diese Diversifikation und die gezielte Auswahl können aktive Fondsmanager das Portfolio besser an die individuellen Anlageziele und Risikoprofile der Anleger anpassen. Ein weiterer Punkt: Während passive Produkte darauf abzielen, die Performance eines Index nachzubilden, streben aktiv gemanagte Renten-ETFs danach, den Markt zu schlagen. Durch die aktive Verwaltung und die Nutzung von Marktineffizienzen können Fondsmanager eine höhere Rendite erzielen als ein eventuell vorliegender Benchmark-Index. Dies ist insbesondere in Phasen niedriger Zinsen und hoher Volatilität ein entscheidendes Plus.
Unterm Strich bieten die aktiv gemanagten Renten-ETFs auch gegenüber klassischen Rentenfonds Vorteile – mit zwei nicht zu unterschätzenden Bonuspunkten: Sie sind täglich über die Börse handelbar und viel preisgünstiger als die meisten Rentenfonds. Das wiederum hat zwei Gründe: Emission und laufende Kosten von ETFs sind für die Emittenten viel günstiger als für klassische Fonds. Während ein ETF auch bei niedrigen Gebühren schon bei sehr geringen Fondsvolumina für die Emittenten Gewinne abwirft, rechnen sich klassische Fonds vermögensverwaltender Gesellschaften erst ab mehreren Millionen Euro.
Der zweite Grund ist, dass die meisten aktiven Renten-ETFs ihr Anleihen-Portfolio nicht physisch replizieren, sondern über Swaps und andere Derivate managen. In den ETFs befinden also oft nicht die Anleihen, die das Portfolio nach außen ausmachen, sondern ein Mix aus Anleihen und Optionen. Für Anleger macht das zunächst keinen großen Unterschied. Denn die niedrigeren Transaktionskosten machen sich auch bei der Performance positiv bemerkbar. Zudem könnten mit Derivaten auch Absicherungspositionen eingenommen werden. Geschickt eingesetzt, können diese die Volatilität des ETFs senken.
Beim Thema Risikomanagement ist anzumerken, dass aktiv gemanagte Renten-ETFs zwar ebenso wie klassische Rentenfonds als Sondervermögen geführt werden. Da in den ETFs jedoch oft nicht die Anleihen stecken, deren Performance nachvollzogen wird, sondern andere Wertpapiere, Derivate und Swaps, die mit einem sogenannten Kontrahenten-Risiko behaftet sind, sind aktiv gemanagte Renten-ETFs, die ihr im Factsheet angegebenes Renten-Portfolio nicht physisch replizieren, in Sachen Risiko nicht eins zu eins vergleichbar mit klassischen Fonds. Darauf sollten Berater ihre Kunden hinweisen.
Fazit: Aktiv gemanagte sind ein probater Mittelweg zwischen passiven Renten-ETFs und klassischen Rentenfonds. Das betrifft zum einen die Kosten: Sie sind oft etwas teurer als die passiven Produkte und preiswerter als die klassischen Fonds. Und es betrifft die Sicherheit: Sie werden, wie alle ETFs und Fonds, als Sondervermögen verwaltet. Wobei durch die synthetische Abbildung des Portfolios oft Kontrahenten-Risiken bestehen. Diese Punkte sollten Anlegern gut erklärt werden, damit diese die richtige Wahl treffen können, welche Produkte sie bevorzugen sollten.
Hier lesen Sie den Auftakt zu unserer Serie
„Aktive ETFs: Das müssen Anleger wissen"
Informieren Sie sich in unseren Newslettern regelmäßig über die besten Fonds und ETFs. Dazu gibt es aktuelle News aus der Fondsbranche. Hier können Sie sich anmelden.
Weitere interessante Neuigkeiten erfahren Sie auf FundResearch TV. Dort stehen die Fonds-Experten Rede und Antwort zu aktuellen Entwicklungen an den Märkten und wo die besten Chancen locken.
Diesen Beitrag teilen: