Seit Beginn des Krieges in der Ukraine und der Diskussion um höhere Rüstungsausgaben in Europa haben Rüstungsaktien kräftig zugelegt. Wer auf Titel wie Rheinmetall oder Safran gesetzt hat, kann sich jetzt freuen. Weltweit steigen die Militärausgaben. Im Jahr 2022 werden 2,2 Billionen US-Dollar für Verteidigung ausgegeben - ein Rekordwert.
14.03.2024 | 06:15 Uhr
Allerdings sind Investments in solche Sektoren umstritten. Viele Fondsmanager machen daher aus Nachhaltigkeitsgründen einen großen Bogen um solche Titel. Wer Investments in Rüstungsaktien mit seinem Gewissen vereinbaren kann, der hat ETFs zur Auswahl, die ausschließlich in solche Aktien investieren.
Europa muss eigene Verteidigung sicherstellen
Laut Roel Houwer, Senior Product Manager bei VanEck Europe, muss Europa seine eigene Verteidigung sicherstellen können. Immer mehr europäische Politiker würden diese Ansicht vertreten. Um die territoriale Sicherheit zu gewährleisten, seien jedoch umfangreiche Investitionen der Regierungen und der Europäischen Union erforderlich.
Dringlichkeit ist hoch
„Immer mehr Verantwortliche in den NATO-Mitgliedsstaaten erkennen die Dringlichkeit, ihre nationalen Verteidigungskapazitäten signifikant auszubauen, um die territoriale Sicherheit zu gewährleisten. Dies liegt unter anderem daran, dass einzelne Mitgliedstaaten und Europa als Ganzes im Verteidigungsfall stark von der Unterstützung anderer Länder, insbesondere den USA, abhängig wären“, erklärt Houwer.
NATO-Mitglieder wollen Verteidigung stärken
Viele NATO-Staaten scheinen laut Houwer nun die bereits 2014 festgelegte Zielmarke ernster zu nehmen und mindestens zwei Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts (BIP) für die Verteidigung auszugeben. „In diesem Jahr werden voraussichtlich 18 der 31 NATO-Mitgliedsstaaten diese Vorgabe erreichen, verglichen mit nur sieben im letzten Jahr. Laut einer aktuellen Studie von JP Morgan werden alle NATO-Mitglieder in den kommenden Jahren voraussichtlich die Zwei-Prozent-Schwelle überschreiten, was zu einem Anstieg der durchschnittlichen Ausgaben der NATO-Staaten um bis zu 21 Prozent führen könnte“, so der VanEck-Experte.
Deutschland will 2-Prozent-Marke knacken
Selbst Deutschland wird voraussichtlich erstmals seit Jahrzehnten die Zwei-Prozent-Schwelle überschreiten. Bundeskanzler Scholz fordert laut Houwer eine präventive Stärkung der europäischen Verteidigungskapazitäten, um die Abhängigkeit Europas vom US-Militär langfristig zu verringern.
Von der Leyen fordert mehr Rüstung
„Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat kürzlich die Staaten der Europäischen Union aufgefordert, die Rüstungsproduktion zu fördern, um den militärisch-industriellen Komplex in Europa zu stärken und die Verteidigungsfähigkeit der EU auszubauen. Die EU-Kommission plant, bei der Entwicklung einer Strategie für eine gesamteuropäische Verteidigungsindustrie auf die Erfahrungen bei der Förderung der Produktion von Covid-19-Impfstoffen und dem gemeinsamen Einkauf von Gas zurückzugreifen“, sagt er.
Hoher Investitionsbedarf durch zunehmende Spannungen
Es gebe eine Vielzahl von Risiken, die zu einem hohen Investitionsbedarf führen. Die Spannungen zwischen Russland, der NATO und der EU könnten perspektivisch eher zunehmen als abnehmen. Darüber hinaus gebe es weitere langfristige Faktoren wie Handels- und strategische Konflikte zwischen den USA und China sowie wachsende Cyberangriffe, die die nationale Sicherheit bedrohten. „Die COVID-19-Pandemie hat zudem verdeutlicht, wie abhängig viele Länder von importierten Waren sind. Weltweit nehmen Nationalismus, Protektionismus und populistische Bewegungen zu, was zu weiteren geopolitischen Spannungen führt“, so Hower weiter.
Große Chancen bei Rüstungsaktien
Für Unternehmen im Sicherheits- und Verteidigungssektor bedeute dies langfristig eine steigende Nachfrage und volle Auftragsbücher. „Viele Anleger sehen mittlerweile große Chancen in Aktien von Unternehmen aus dieser Branche“, resümiert der VanEck-Experte.
28 Titel im VanEck ETF
Der VanEck Defense UCITS ETF (ISIN: IE000YYE6WK5) konzentriert sich auf Unternehmen, die den Großteil ihres Umsatzes in der Militär- und Verteidigungsindustrie erwirtschaften. Er ist seit seiner Auflegung im April 2023 auf ein Fondsvolumen von knapp 360 Millionen US-Dollar angestiegen. Der ETF investiert dabei in mindestens 25 Titel (aktuell 28). In den Top Ten sind aktuell Werte wie Palantir Technologies, Safran, Leidos Holdings, Booz Allen Hamilton Holding, Thales, Leonardo, Curtiss-Wright, Huntington Ingalls Industries, Bwx Technologies oder auch Saab enthalten.
HANetf setzt auf 50 Titel
Der von HANetf angebotene Future of Defence (ISIN: IE000OJ5TQP4) basiert auf einem passiven, regelbasierten Ansatz. Titel die in den Index kommen, müssen mehr als 50% ihrer Einnahmen aus der Herstellung und Entwicklung von Militärflugzeugen und/oder Verteidigungsgütern erzielen oder Geschäftsaktivitäten im Bereich der Cybersicherheit haben, die mit einem NATO+-Mitgliedstaat vertraglich geregelt sind. Der rund 220 Millionen US-Dollar große ETF besteht aus 50 Titeln und wird jedes Quartal neu gewichtet. Die größten Positionen der beiden ETFs unterscheiden sich Gefolgt von Safran, Cyberark Software, Palantir Technologies, BAE Systems, Thales, Check Point Software, Crowdstrike Holdings, General Dynamics sowie der RTX Group.
Fazit
Im unten angefügten Chart erkennen Sie, dass die Performance beider ETFs relativ ähnlich war. Allerdings weisen die ETFs noch keine lange Historie auf. Das Thema Rüstung dürfte aber noch länger heiß diskutiert werden. Umso länger die Auseinandersetzung in der Ukraine anhält, je mehr dürften die Rüstungsunternehmen profitieren. Das Momentum der Branche dürfte daher noch anhalten. In den USA gibt es noch weitere Rüstungs-ETFs von iShares, Invesco und auch SPDR. Und auch in manchen aktiven Fonds wie dem MUMAK Innovation, FPM Stockpicker, Templeton Euroland, FTGF ClearBridge US Aggressive Growth, Allianz GIF - Allianz Cyber Security, Oddo BHF Avenir oder dem Guardian Tech Fund finden sich auch Titel wie Palantir, Crowdstrike, Safran oder auch Rheinmetall. Die Wahl eines solchen Fonds wäre die Light-Variante.
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