Allerdings sind Investments in solche Sektoren umstritten. Viele Fondsmanager machen daher aus Nachhaltigkeitsgründen einen großen Bogen um solche
Titel. Wer Investments in Rüstungsaktien mit seinem Gewissen vereinbaren kann,
der hat ETFs zur Auswahl, die ausschließlich in solche Aktien
investieren.
Europa muss eigene Verteidigung sicherstellen
Laut Roel Houwer, Senior Product Manager bei VanEck Europe, muss
Europa seine eigene Verteidigung sicherstellen können. Immer mehr europäische
Politiker würden diese Ansicht vertreten. Um die territoriale Sicherheit zu
gewährleisten, seien jedoch umfangreiche Investitionen der Regierungen und der
Europäischen Union erforderlich.
Dringlichkeit ist hoch
„Immer mehr Verantwortliche in den NATO-Mitgliedsstaaten
erkennen die Dringlichkeit, ihre nationalen Verteidigungskapazitäten
signifikant auszubauen, um die territoriale Sicherheit zu gewährleisten. Dies
liegt unter anderem daran, dass einzelne Mitgliedstaaten und Europa als Ganzes
im Verteidigungsfall stark von der Unterstützung anderer Länder, insbesondere
den USA, abhängig wären“, erklärt Houwer.
NATO-Mitglieder wollen Verteidigung stärken
Viele NATO-Staaten scheinen laut Houwer nun die bereits 2014
festgelegte Zielmarke ernster zu nehmen und mindestens zwei Prozent ihres
Bruttoinlandsprodukts (BIP) für die Verteidigung auszugeben. „In diesem Jahr
werden voraussichtlich 18 der 31 NATO-Mitgliedsstaaten diese Vorgabe erreichen,
verglichen mit nur sieben im letzten Jahr. Laut einer aktuellen Studie von JP
Morgan werden alle NATO-Mitglieder in den kommenden Jahren voraussichtlich die
Zwei-Prozent-Schwelle überschreiten, was zu einem Anstieg der
durchschnittlichen Ausgaben der NATO-Staaten um bis zu 21 Prozent führen könnte“,
so der VanEck-Experte.
Deutschland will 2-Prozent-Marke knacken
Selbst Deutschland wird voraussichtlich erstmals seit
Jahrzehnten die Zwei-Prozent-Schwelle überschreiten. Bundeskanzler Scholz
fordert laut Houwer eine präventive Stärkung der europäischen
Verteidigungskapazitäten, um die Abhängigkeit Europas vom US-Militär
langfristig zu verringern.
Von der Leyen fordert mehr Rüstung
„Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat
kürzlich die Staaten der Europäischen Union aufgefordert, die
Rüstungsproduktion zu fördern, um den militärisch-industriellen Komplex in
Europa zu stärken und die Verteidigungsfähigkeit der EU auszubauen. Die
EU-Kommission plant, bei der Entwicklung einer Strategie für eine
gesamteuropäische Verteidigungsindustrie auf die Erfahrungen bei der Förderung
der Produktion von Covid-19-Impfstoffen und dem gemeinsamen Einkauf von Gas
zurückzugreifen“, sagt er.
Hoher Investitionsbedarf durch zunehmende Spannungen
Es gebe eine Vielzahl von Risiken, die zu einem hohen
Investitionsbedarf führen. Die Spannungen zwischen Russland, der NATO und der
EU könnten perspektivisch eher zunehmen als abnehmen. Darüber hinaus gebe es
weitere langfristige Faktoren wie Handels- und strategische Konflikte zwischen
den USA und China sowie wachsende Cyberangriffe, die die nationale Sicherheit
bedrohten. „Die COVID-19-Pandemie hat zudem verdeutlicht, wie abhängig viele
Länder von importierten Waren sind. Weltweit nehmen Nationalismus,
Protektionismus und populistische Bewegungen zu, was zu weiteren geopolitischen
Spannungen führt“, so Hower weiter.
Große Chancen bei Rüstungsaktien
Für Unternehmen im Sicherheits- und Verteidigungssektor
bedeute dies langfristig eine steigende Nachfrage und volle Auftragsbücher. „Viele
Anleger sehen mittlerweile große Chancen in Aktien von Unternehmen aus dieser
Branche“, resümiert der VanEck-Experte.
28 Titel im VanEck ETF
Der VanEck Defense UCITS ETF (ISIN: IE000YYE6WK5)
konzentriert sich auf Unternehmen, die den Großteil ihres Umsatzes in der
Militär- und Verteidigungsindustrie erwirtschaften. Er ist seit seiner
Auflegung im April 2023 auf ein Fondsvolumen von knapp 360 Millionen US-Dollar
angestiegen. Der ETF investiert dabei in mindestens 25 Titel (aktuell 28). In
den Top Ten sind aktuell Werte wie Palantir Technologies, Safran, Leidos
Holdings, Booz Allen Hamilton Holding, Thales, Leonardo, Curtiss-Wright, Huntington
Ingalls Industries, Bwx Technologies oder auch Saab enthalten.
HANetf setzt auf 50 Titel
Der von HANetf angebotene Future of Defence (ISIN: IE000OJ5TQP4)
basiert auf einem passiven, regelbasierten Ansatz. Titel die in den Index
kommen, müssen mehr als 50% ihrer Einnahmen aus der Herstellung und Entwicklung
von Militärflugzeugen und/oder Verteidigungsgütern erzielen oder
Geschäftsaktivitäten im Bereich der Cybersicherheit haben, die mit einem
NATO+-Mitgliedstaat vertraglich geregelt sind. Der rund 220 Millionen US-Dollar
große ETF besteht aus 50 Titeln und wird jedes Quartal neu gewichtet. Die
größten Positionen der beiden ETFs unterscheiden sich Gefolgt von Safran,
Cyberark Software, Palantir Technologies, BAE Systems, Thales, Check Point
Software, Crowdstrike Holdings, General Dynamics sowie der RTX Group.
Fazit
Im unten angefügten Chart erkennen Sie, dass die Performance
beider ETFs relativ ähnlich war. Allerdings weisen die ETFs noch keine lange
Historie auf. Das Thema Rüstung dürfte aber noch länger heiß diskutiert werden. Umso
länger die Auseinandersetzung in der Ukraine anhält, je mehr dürften die
Rüstungsunternehmen profitieren. Das Momentum der Branche dürfte daher noch
anhalten. In den USA gibt es noch weitere Rüstungs-ETFs von iShares, Invesco
und auch SPDR. Und auch in manchen aktiven Fonds wie dem MUMAK Innovation, FPM Stockpicker, Templeton Euroland, FTGF ClearBridge US Aggressive Growth, Allianz GIF - Allianz Cyber Security, Oddo BHF Avenir oder dem Guardian Tech Fund finden sich auch Titel wie Palantir, Crowdstrike,
Safran oder auch Rheinmetall. Die Wahl eines solchen Fonds wäre die
Light-Variante.
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