Aktiv gemanagte ETFs kombinieren zwei Produkt-Welten. Sie bieten aktives Fondsmanagement in preisgünstiger Verpackung. Deshalb sind sie zunehmend beliebt bei Anlegern. Der schnell wachsende Markt ist entsprechend umkämpft.
22.01.2025 | 07:30 Uhr
Der Begriff ETF (Exchange Traded Fund) steht für eine Erfolgsgeschichte. Der Markt für börsengehandelte Fonds ist in den vergangenen Jahren geradezu explodiert. Im Jahr 2024 verzeichneten allein Aktien-ETFs einen globalen Nettozufluss von 1,1 Billionen Euro. Gleichzeitig sinkt der Marktanteil aktiv gemanagter Fonds. ETFs machen in den USA mittlerweile mehr als 50 Prozent des verwalteten Fondsvermögens aus. Europa hinkt hier zwar noch deutlich hinterher. Der gesamte europäische ETF-Markt umfasst rund 2,3 Billionen Euro. Gemessen an den 14 Billionen Euro, die in Europa insgesamt in aktive und passive Fonds investiert sind, haben ETFs also noch viel Aufholpotenzial. Doch die Dynamik ist auch hier nicht zu übersehen. Die Gesamtzuflüsse in alle europäischen ETFs 2024 erreichten mit rund 267 Milliarden Euro fast das doppelte Niveau des Jahres 2023.
Als Hauptgrund für das rasante ETF-Wachstum werden oft die im Vergleich zu aktiven Fonds niedrigeren laufenden Produktkosten genannt. Aktiv gemanagte ETFs bieten im Vergleich zu traditionellen aktiv gemanagten Fonds tendenziell niedrigere Verwaltungskosten. Während aktiv gemanagte Fonds durchschnittlich zwischen 1,5% und 2,5% pro Jahr kosten, liegt für passive ETFs die durchschnittliche TER über alle Anlageklassen hinweg bei etwa 0,2% pro Jahr. Selbst Anleger, die vom aktiven Ansatz überzeugt sind und an die besonderen Fähigkeiten einzelner Fondsmanager glauben, kommen angesichts dieser Preisdifferenz immer häufiger ins Grübeln – und zunehmend oft zu der Überzeugung, dass ein Mittelweg, der die beiden Welten vereint, eine passende Lösung für sie sein könnte: Aktiv gemanagte ETFs kombinieren die Vorteile von traditionellen Indexfonds mit der Flexibilität und den potenziellen Renditen aktiven Managements. Anders als passiv gemanagte ETFs, die lediglich einen Index nachbilden, streben aktiv gemanagte ETFs danach, durch die Auswahl einzelner Aktien oder durch bestimmte Anlagestrategien den Markt zu schlagen. Aktiv gemanagte ETFs werden von professionellen Portfoliomanagern geführt, die aufgrund ihrer Expertise und Analysen Entscheidungen treffen, um Renditen zu maximieren und Risiken zu minimieren. Sie bieten somit eine dynamischere Anlagestrategie im Vergleich zu ihren passiven Gegenstücken, die lediglich den Markt widerspiegeln. Sie sind zwar etwas teurer als ihre passiven Pendants, doch immer noch deutlich preisgünstiger als klassische Fonds. Aktiv gemanagte ETFs kosten je nach Anlageklasse zwischen 0,27 und 0,47 Prozent pro Jahr. Diese Kosteneffizienz kann langfristig die Nettorendite für Anleger positiv beeinflussen.
Der Markt für aktiv gemanagte Aktien-ETFs wird von einigen der größten und renommiertesten Investmentgesellschaften dominiert. Zu den bedeutendsten Emittenten in Deutschland zählen Amundi und Fidelity Investments mit einem Marktanteil von jeweils rund elf Prozent, Pimco (10%) und DWS (1,4%). HSBC, AXA und Vanguard folgen mit jeweils knapp unter drei Prozent Marktanteil. Unangefochtener Platzhirsch hierzulande ist JP Morgan Asset Management mit einem Marktanteil von 53 Prozent. Per Ende Juni 2023 hatte die US-Gesellschaft erst ungefähr ein Drittel des verwalteten Vermögens aktiver ETFs auf sich vereint. Nun gibt der US-Asset Manager das Tempo vor – nicht zuletzt auch mit seinem Top-Produkt. Der mit Abstand größte aktiv gemanagte ETF in Deutschland, der JPMorgan US Research Enhanced Index Equity (ESG) UCITS ETF USD (acc), investiert in Unternehmen, die entweder aus den USA stammen oder auch nur den Großteil ihrer Geschäfte in den USA durchführen. Allein dieser ETF vereint rund 20 Prozent des hierzulande in aktiven ETFs angelegten Kapitals auf sich.
In Deutschland ist das Feld offensichtlich gut bereitet. Das gesamte von privaten Investoren in Deutschland gehaltene ETF-Vermögen betrug Ende 2024 Schätzungen zufolge rund 230 Milliarden Euro. Angetrieben durch mehr als 4,5 Millionen ETF-Sparpläne mit einem steigendem, gesamten Sparvolumen von zuletzt rund 800 Millionen Euro monatlich, wächst der Markt rasant. Aktive ETFs nehmen dabei einen immer größeren Raum ein. Das in aktiv gemanagten ETFs in Deutschland verwaltete Vermögen betrug einer Scope-Studie zufolge Ende August 2024 etwa 42 Milliarden Euro. Das ist im internationalen Vergleich ein erstaunlich großer Anteil des in ETF angelegten Gesamtvermögens. Offensichtlich ist das Vertrauen in aktives Management in Deutschland besonders groß.
Und so überrascht es nicht, dass in den vergangenen Monaten etliche neue aktive ETFs das Licht der Welt erblickt haben. Zählte Scope bei seiner Untersuchung im August vergangenen Jahres in Deutschland noch insgesamt 97 aktive ETFs, die sich auf 52 aktienbasierte, 34 rentenbasierte Produkte, neun Mischfonds und zwei sonstige Anlageklassen aufteilten, finden sich in der ETF-Datenbank von JustETF.com heute über alle Anlageklassen hinweg 188 Produkte. Davon 121 aktiv gemanagte Aktien-, 59 Renten-, sieben Geldmarkt- und ein Immobilien-ETF. Mittlerweile kämpfen 22 Anbieter in diesem Markt um die Gunst der Anleger. Neben JP Morgan tut sich insbesondere Fidelity mit einer breiten Themenauswahl hervor – mit einer Besonderheit: Ausnahmslos alle Produkte tragen den Begriff Sustainable im Namen. Nachhaltigkeit wird allerdings nicht nur bei der Schweizer ETF-Schmiede großgeschrieben. Gerade im Aktienbereich ist das Thema auffällig dominant. Hier übertrifft die Anzahl der nachhaltigen ETFs sogar die der nicht-nachhaltigkeitsintegrierten Produkte.
Fazit: Aktiv gemanagte Aktien-ETFs überzeugen mit hoher Transparenz und – im Vergleich zu klassischen Fonds – niedrigen laufenden Kosten. Nicht zuletzt deshalb werden sie von deutschen Anlegern zunehmend nachgefragt. Die Folge: Das Angebot an Produkten wächst. Denn immer mehr Emittenten haben den Trend erkannt und bringen entsprechende ETFs heraus.
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