Die Entwicklung des europäischen Marktes für aktiv gemanagte ETFs zeigt einen klaren Aufwärtstrend: Einer Prognose der schweizerischen Datenplattform ETFBook zufolge könnte das in Europa verwaltete Volumen bereits 2025 die 100-Milliarden-Euro-Marke überschreiten – ein signifikanter Sprung von einem Volumen, das Ende 2024 noch bei rund 53 Milliarden Euro lag. Langfristige Aussichten deuten darauf hin, dass sich dieser Markt bis 2030 auf bis zu eine Billion Euro ausweiten könnte. Dieses Wachstum wird durch ein erweitertes Produktangebot und ein steigendes Interesse von Anlegern getragen, die vor allem die Chancen aktiven Managements mit den Preisvorteilen der ETFs gegenüber klassischen Fonds verbinden wollen. Immer mehr Anbieter haben diese Marktlücke erkannt und emittieren derzeit neue aktive ETFs.
Der Trend zu aktivem Management bei geringeren Kosten für die Anleger nimmt aktuell zwar immer mehr Fahrt auf. Doch für das Aktiv-Segment im ETF-Mantel dürfte das nicht das Ende der Fangenstange sein. Denn die Kosten für die Anbieter aktiver ETFs sind kaum geringer als bei klassischen Fonds. Allein über den Preis erfolgreich sein zu wollen, dürfte den wenigsten Emittenten auf Dauer gefallen. Deshalb arbeitet die Branche parallel zu der aktuellen Emissionsoffensive an neuen Produktinnovationen, die Argumente für höhere Preise liefern. Das Segment der aktiv gemanagten ETFs befindet sich bereits jetzt in einer spannenden Transformations-Phase.
Die Entwicklung in den USA zeigt, wohin die Reise gehen könnte: Innovative Ansätze, wie etwa spezielle Produktvarianten zur Risikominderung oder die Integration von festverzinslichen Wertpapieren, haben dort bereits Fuß gefasst und dürften auch in Europa zunehmend Verbreitung finden. Dabei zeichnet sich ab, dass aktive ETFs den Übergang zu künftigen KI-gestützten Investitionslösungen markieren könnten. Die Digitalisierung eröffnet neue Perspektiven. Künstliche Intelligenz verspricht, den Entscheidungsprozess in der Vermögensverwaltung weiter zu optimieren – sei es durch Echtzeitanalysen oder personalisierte Anlagestrategien. Etliche Anbieter arbeiten an Konzepten, die weniger Manpower benötigen und gleichzeitig mehr Innovation ausstrahlen. Was ihnen unter dem Strich höhere Gewinnmarken einbringen könnte – selbst bei sinkenden Preisen für die Anleger. Denn auch diese Entwicklung ist denkbar: Der zunehmende Konkurrenzdruck könnte dafür sorgen, dass die Fondsgesellschaften von der Vorstellung Abstand nehmen müssen, die Preisschraube noch einmal nach oben drehen zu können.
Nachhaltigkeit und regulatorische Rahmenbedingungen
Neben technologischen Innovationen spielt auch das Thema Nachhaltigkeit eine immer wichtigere Rolle. Trotz eines leichten Rückgangs bei ESG-ETFs in Europa, bedingt durch komplexe regulatorische Anforderungen, bleibt das langfristige Interesse an nachhaltigen Anlagestrategien ungebrochen. Klare und einheitliche ESG-Rahmenwerke könnten das Vertrauen der Anleger stärken und damit den Markt für aktiv gemanagte ETFs weiter diversifizieren. Die Fähigkeit, Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekte (ESG) effektiv in die Anlagestrategie einzubinden, wird künftig ein entscheidender Wettbewerbsvorteil sein – vorausgesetzt, das Thema ETF wird in Brüssel weiterhin konsequent verfolgt. Nicht alle Marktteilnehmer sind im Moment davon überzeugt.
Fazit: Ein Übergang in eine neue Ära der Vermögensverwaltung
Aktiv gemanagte ETFs füllen derzeit eine Lücke innerhalb des Angebots an Publikumsfonds. Sie ermöglichen es, die Effizienz und Kostenvorteile traditioneller ETF-Strukturen mit den Chancen des aktiven Managements zu vereinen. Allerdings zeichnet sich ab, dass dies wohl nur ein Zwischenschritt im Rahmen der Evolution dieser Art von Finanzprodukten ist. Insbesondere vor dem Hintergrund des rapiden Fortschritts im Bereich der KI-gestützten Investitionsstrategien könnten die Konzepte aktiv gemanagter ETFs demnächst weit über das hinausgehen, was man heute noch darunter versteht. Der wahre Umbruch in der Vermögensverwaltung wird vermutlich erst mit dem vollständigen Einsatz moderner, datengetriebener Technologien eintreten.
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