Fondsmanager Jonathan Parsons ist bei Kames Capital für Aktien aus Nordamerika verantwortlich. Im Gespräch berichtet er, wie die Schotten das Thema Nachhaltigkeit für ihre Kunden aufbereiten.
28.06.2019 | 11:00 Uhr von «Oliver Ristau»
Nachhaltigkeit ist ein weiter Begriff und definiert sich über Umweltaspekte, Soziales und Unternehmensführung (ESG). Spielen diese Kriterien im Global Sustainability Equity Funds eine gleich starke Rolle?
Jonathan Parsons Das ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Die wichtigste Frage ist: Verbessert nachhaltige Orientierung die operative Performance? Das betrifft zum Beispiel die Zusammensetzung des Managements, gleiche Bezahlung für Frauen wie Männer oder mehr Chancen für Minderheiten. Firmen, die das berücksichtigen, können zu Entscheidungen gelangen, die sich unter dem Strich positiv im Firmenerfolg niederschlagen. Der interne Wasserverbrauch muss da nicht unbedingt gleichgewichtet sein.
Im Portfolio finden sich zu mehr als 50 Prozent mittelgroße Firmen. Warum?
Weil bei denen noch die meisten Fortschritte möglich sind. Studien zeigen, dass die Firmen, die sich erst noch verbessern mussten, eine bessere Performance aufwiesen wie reife Firmen, die schon höhere Standards haben. Wir glauben, dass neben der strategischen Position die Verbesserung in Nachhaltigkeitsfragen der entscheidende Treiber für zusätzliche Rendite ist.
Was sind die wichtigsten Auswahlkriterien?
Wir suchen Firmen, die mit der Schärfung ihres Nachhaltigkeitsprofils einen Wettbewerbsvorteil und höhere Renditen erzielen können. Wenn wir sehen, dass daraus langfristig Cash-Flows erwachsen werden, die der Markt unterschätzt, greifen wir zu. Es zeigt sich im Übrigen auf lange Sicht, dass Unternehmen, die Nachhaltigkeitskriterien anwenden auch meist höhere Renditen erwirtschaften.
Die meisten Menschen denken bei Nachhaltigkeit an grüne Energien und Bioläden. Bei Ihnen sind
Informationstechnologie, Gesundheit und Konsumerprodukte die größten Sektoren. Warum?
Wir haben natürlich auch bekannte Namen wie Tesla im Portfolio. Aber: Die beste
Nachhaltigkeitsgeschichte ist nicht immer offensichtlich. Eine Firma wie Everbridge zum Beispiel
(Top-Pick im Portfolio) entwickelt Software für Frühwarnsysteme, um Menschen rechtzeitig vor
Katastrophen zu warnen. Sie erhalten in solchen Fällen eine SMS mit detaillierten Warnhinweisen.
Es hat sich gezeigt, dass sich dadurch viele Menschen bei Naturkatastrophen rechtzeitig in
Sicherheit bringen konnten.
Ein anderes Beispiel ist eine Firma, die digitale Druckmethoden im Massenmodemarkt anwendet und dadurch Kosten und Umwelteinflüsse sinken lässt. Es geht darum, die Welt so zu nehmen wie sie ist, die Konsumentenbedürfnisse zu erkennen und mit nachhaltige Lösungen zu begleiten, nicht diese zu ändern. Fitnessketten in den USA sind ein anderes Beispiel, wo Menschen zu günstigen Preisen etwas für ihre Gesundheit tun können. Klar ist aber: die Firmen müssen in sich auch nachhaltig aufgestellt sein.
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