Live-Bericht vom TiAM Fund Forum in München. Sechs Investmentexperten diskutieren Risiken und Chancen der jüngsten Entwicklungen und stellen Lösungsansätze für Anleger vor. Prominente Keynote-Speaker regen zum Nachdenken an.
07.07.2022 | 11:45 Uhr
Das TiAM Fund Forum Hybrid 2022 trägt seinen Namen nicht umsonst. Die Tagung findet in einem der modernsten Veranstaltungsorte Deutschlands statt. Das Haus der Bayerischen Wirtschaft gilt mit seinem integrierten Mediencenter als wegweisender Vorreiter für das, was nach den Corona-Lockdowns immer selbstverständlicher geworden ist: Tagungen und Konferenzen finden vor Ort in angemessenem Ambiente statt. Referenten werden vor der Kamera interviewt. Gleichzeitig werden die Events direkt live ins Internet gestreamt.
Interviews der Referenten ansehen: hier klicken…
Wer sich rechtzeitig anmeldet, kann vom Homeoffice oder vom Büro aus den Vorträgen und Workshops online beiwohnen.
Gleichwohl ist das Live-Event vor Ort natürlich noch einmal etwas anderes. Die in München anwesenden Vermögensverwalter und Finanzberater des TiAM Fund Forum Hybrid 2022 wissen es zu schätzen, den Experten von sechs ausgewählten Fondsgesellschaften und den drei Keynote-Speakern persönlich zu begegnen, mit ihnen zu sprechen, kritische Fragen zu stellen – oder einfach mal ein Glas Wasser oder Wein miteinander zu trinken. Die professionelle Umgebung in angenehmer Atmosphäre tun ihr Übriges.
Die Stimmung ist entsprechend gelöst. Man spürt, dass viele Anwesende es genießen, nach zweieinhalb Jahren Corona-Einschränkungen endlich wieder unter Leute zu kommen. Gleichzeitig sorgen die Themen, die in der ersten Tageshälfte auf dem Podium des Veranstaltungssaales diskutiert wurden, für die nötige Spannung.
Schon der Vortrag von Dr. Helmut Becker, ehemaliger Chefvolkswirt der BMW AG und Gründer des Instituts für Wirtschaftsanalyse und Kommunikation (IWK), gibt Anlass zur Diskussion. Es geht um Kernthema dieser Republik: die Transformation der Automobilindustrie. Brüssel hat de facto das Ende der Verbrennungsmotoren beschlossen. Das sei ein Fehler, sagt Becker. Der Verbrenner an sich sei eine gute Idee. Es sei schon allein aufgrund der Milliarden an derzeit vorhandenen Verbrenner-Autos weltweit kaum möglich, komplett auf Elektromobilität umzusteigen. Zudem sei es aus Sicht des Umweltschutzes kaum sinnvoll, mit Kohlestrom Milliarden an Elektromobilen zu betreiben. Auslaufmodelle seien also zwar fossile Brennstoffe in Form von Benzin und Diesel, von Kerosin und Schwerölen. Die sogenannten eFuels dagegen seien Teil der Lösung. Diese synthetischen Treibstoffe würden bereits vorhandenes CO2 aus der Luft oder aus der Stahlherstellung recyceln. Damit wären sie klimaneutral. Zudem bestehe die Infrastruktur für die Treibstoffe. Die Elektromobilität sieht Becker als Sackgasse. Auch die Abschaltung der Atomkraftwerke sieht Becker kritisch. Hier auf Atomkraft zu verzichten und gleichzeitig Strom aus französischen Atomkraftwerken einzukaufen, sei zum jetzigen Zeitpunkt unökonomisch. Man brauche Atomkraft als Übergangslösung, bis ausreichend regenerative Energien zur Verfügung stünden.
Auch die beiden folgenden Workshops treffen den Nerv und das Interesse der anwesenden Zuhörer.
Zunächst zeigt Peter Becker, Investment Director Fixed Income der Capital Group, die Chancen auf, die sich derzeit im Markt für High Yield- und Schwellenländeranleihen ergeben und stellt in dem Zusammenhang die Anlagestrategie und Vorteile des Capital Group Global High Income Opportunities vor. Die Fundamentaldaten der Schwellenländer blieben solide, sagt Becker. Allerdings sei es sehr wichtig, die Länder einzeln zu betrachten und die Vor- und Nachteile selektiv zu bewerten. Becker nennt hier explizit Beispiele und erklärt die Zusammenhänge zwischen Volkswirtschaft und Rentenmärkten.
Anschließend geht Wolfgang Fickus, Product Specialist bei Comgest, direkt auf die angespannte Weltlage ein und zeigt die speziellen Chancen für Investoren auf. Hohe Inflation, der startende Zinssteigerungszyklus sowie der Ukraine Konflikt böten momentan jede Menge Unsicherheiten, so Fickus. In einem derart angespannten Marktumfeld sei es ratsam, kühlen Kopf zu bewahren und gezielt zu investieren. In Europa ließen sich ausreichend grundsolide und wachstumsstarke Unternehmen finden. In den vergangenen Wochen habe der Abverkauf von Wachstumsunternehmen zu sehr günstigen Bewertungen geführt. Die niedrigen Kurs-Gewinn-Verhältnisse zeugten eindrucksvoll davon. Der Comgest Growth Europe Smaller Companies sei in diesem Umfeld gut positioniert. Der Fonds habe über die vergangenen zwei Jahrzehnte nicht nur besser abgeschnitten als viele Large Cap Fonds, sondern habe dies sogar mit einer niedrigen Volatilität erreicht. Small Caps böten derzeit also sehr gute Perspektiven.
Die Teilnehmer des TiAM Fund Forum Hybrid 2022 gehen mit dieser guten Nachricht in die Veranstaltungspause. Danach geht es weiter in die zweite Halbzeit. Andreas Fitzner von der Vermögensverwaltung Eyb & Wallwitz wird erklären, welchen Einfuss die Zinswende auf das Thema Nachhaltigkeit hat.
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