Der Grund des ausgeglichenen deutschen Staatshaushaltes sei die Griechenlandkrise, urteilen Forscher des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). Sie habe zu erheblichen Zinseinsparungen geführt.
11.08.2015 | 10:05 Uhr
Rund 100 Milliarden Euro habe der deutschen Fiskus von 2000 bis 2010 zum großen Teil wegen der Griechenland-Krise einsparen können, berechnen Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). Das sei mehr als drei Prozent des deutschen Bruttoinlandproduktes.
Die Einsparungen seien zudem größer als die geschätzten 90 Milliarden Euro, welche Deutschland direkt und indirekt über EZB, ESM und IWF an die Griechen geliehen hat. Das aktuelle, noch nicht beschlossene, Rettungspaket ist in den Berechnungen bereits eingeschlossen. „Die Einsparungen übertreffen die Kosten der Krise - selbst dann, wenn Griechenland seine Schulden komplett nicht bedienen würde“, teilt das Institut mit. „Deutschland hat also in jedem Fall von der Griechenlandkrise profitiert.“
Grund hierfür seien die als sicherer Hafen bewerteten deutschen Staatsanleihen. Zusätzlich angespornt durch das Quantitative-Easing-Programm der EZB, sei die Nachfrage nach deutschen Staatsanleihen stark gestiegen. Die Folge: Renditen deutscher Staatsanleihen sinken. Auf diese Weise konnte der deutsche Staat auslaufende Anleihen durch neue ersetzen, für die wesentlich geringere Zinsen fällig werden. Auch Anleihen andere Länder konnten den Effekt nutzen, aber nicht im selben Ausmaß wie Deutschland. „Deutschland hat von der Flucht in sichere Häfen überproportional profitiert.“
Zudem schlussfolgern die Forscher: „Schlechte Nachrichten in Griechenland waren gute Nachrichten in Deutschland und umgekehrt.“ Nachrichten aus Griechenland wirken sich demnach direkt auf die Renditen deutscher Staatsanleihen aus: Bei schlechten Nachrichten fielen die Zinsen.
Die Auswirkungen der Griechenland Krise auf die deutsche Wirtschaft (Exporte, Zuwanderung, Investitionen, negative Zinsen) wurden jedoch nicht näher untersucht.
(TL)
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