„Die Zinsanhebung um
0,5 Prozentpunkte ist das Minimum dessen, was gebraucht wird, um eine
Verfestigung der Inflation in den Ländern der Eurozone zu verhindern“, kommentiert
Dr. Michael Heise, Chefökonom von HQ Trust. Er geht zwar davon aus, dass die
hohe Inflation von derzeit rund zehn Prozent mit der Stabilisierung der
Energiepreise in den kommenden Monaten zurückgehen wird: „Aber für das
Gesamtjahr 2023 hat die EZB ihre Projektion abermals auf nunmehr 6,3 Prozent
erhöht.“ Daher besteht laut Heise die Gefahr, dass sich die
Inflationserwartungen, die an den Finanzmärkten wie bei privaten Haushalten
weit über dem Stabilitätsziel der EZB liegen, auf viel zu hohem Niveau
verfestigen. „Ein Ende der Zinssteigerungen in der Eurozone ist angesichts der
hartnäckigen Inflation noch nicht absehbar. Es wird voraussichtlich zu einem
späteren Zeitpunkt stattfinden als in den USA“, so Heise weiter.
Die EZB will ihre Anleihebestände reduzieren
Zudem hat der EZB-Rat hat heute auch über Grundsätze für die
Normalisierung der zu geldpolitischen Zwecken gehaltenen Wertpapierbestände des
Eurosystems gesprochen. Ab Anfang März 2023 werden die Bestände aus dem
Programm zum Ankauf von Vermögenswerten (Asset Purchase Programme – APP) in
einem maßvollen und vorhersehbaren Tempo reduziert, da das Eurosystem die
Tilgungsbeträge von Wertpapieren bei Fälligkeit nicht mehr vollumfänglich
wieder anlegen wird. Bis zum Ende des zweiten Quartals 2023 werden die Bestände
monatlich im Durchschnitt um 15 Mrd € reduziert. Das Tempo danach wird im
Zeitverlauf festgelegt. „Die Beschlüsse zur Rückführung der Wertpapierbestände,
die über das Anleihekaufprogramm APP erworben wurden, werden die Renditen an
den Kapitalmärkten tendenziell steigen lassen. Das ist der Preis für viele
Jahre einer super-expansiven Geldpolitik, die die Bilanz der Zentralbank
aufgebläht hat“, sagt Heise.
Für Immobilienkäufer wird es nicht teurer
Für Immobilienkäufer hat die jüngste Zinserhöhung jedoch
kaum Auswirkungen. „Wie erwartet hat die
EZB die Leitzinsen um 0,5 Prozentpunkte erhöht – kein Jumbo-Schritt, aber ein
deutliches Zeichen, die Inflation zu bekämpfen. Die Bauzinsen sind im Vorfeld
aufgrund der getrübten Konjunkturaussichten wieder leicht gesunken, auf etwas
unter 3,5 Prozent für die zehnjährige Zinsbindung. Sie lagen im Oktober schon
bei über vier Prozent. Nach diesem weitgehend erwarteten Zinsschritt werden sie
sich in den nächsten Wochen voraussichtlich seitlich bewegen“, sagt Mirjam Mohr, Interhyp-Vorständin für das
Privatkundengeschäft.
Bauzinsen werden auch 2023 nicht stark steigen
Sie geht davon aus, dass sich 2023 die Bauzinsen aller
Voraussicht nach nicht mehr so stark nach oben bewegen wie in 2022. „Wir
erwarten moderate Steigerungen, wobei Schwankungen wahrscheinlich sind. Wer
einen Immobilienkauf plant, sollte das beachten, denn Kreditgeber geben die
Schwankungen am Zinsmarkt unterschiedlich schnell weiter. Gerade deshalb lohnt
es sich auch, sich frühzeitig mit dem Immobilienkauf zu beschäftigen und sich
in einer Beratung einen Überblick über die finanziellen Möglichkeiten zu
verschaffen“, so Mohr weiter.
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