Die von Fidelity International in Zusammenarbeit mit Crisil Coalition Greenwich durchgeführte Untersuchung befragte über 120 institutionelle und professionelle Investoren aus Europa und Asien. Die Studie erscheint in einer Zeit, in der die Weltbevölkerung eine bedeutende demografische Veränderung hin zu einer älteren Altersstruktur erfährt. Laut der Weltgesundheitsorganisation wird sich die Anzahl der Menschen ab 80 Jahren oder älter zwischen 2020 und 2050 auf geschätzte 426 Millionen verdreifachen.
Über ein Drittel sieht sich schlecht auf einen längeren Ruhestand vorbereitet
Christof Quiring, Leiter Workplace Investing bei Fidelity International in Deutschland, erklärt: „Die globale Rentenherausforderung und die Finanzierungslücke der Rentensysteme sind nicht neu. Dennoch nehmen diese Probleme zu, da Menschen im Durchschnitt länger, gesünder und aktiver im Ruhestand leben werden. Während die Herausforderungen in der Altersvorsorge nationale Lösungen erfordern, ist klar, dass die staatliche Unterstützung weltweit in Zukunft insgesamt eher geringer ausfallen dürfte und Menschen mehr Verantwortung für ihre Rente übernehmen müssen. Professionelle Anleger übernehmen eine Schlüsselrolle, wenn es darum geht, ihren Kunden langfristige Lösungen für einen längeren Ruhestand anzubieten – sei es durch eine betriebliche Altersvorsorge oder eine maßgeschneiderte private Vorsorge.“
Es gibt zu wenige Lösungen auf dem Markt
Nur 57 Prozent der professionellen Anleger sind der Meinung, dass derzeit ausreichend Produkte und Lösungen auf dem Markt existieren, um den Anforderungen einer steigenden Lebenserwartung gerecht zu werden.
Obwohl die Mehrheit der Befragten mit der Verfügbarkeit von Lösungen zufrieden ist, betonen viele dennoch die Notwendigkeit, das Angebot weiterzuentwickeln, um den Herausforderungen einer höheren Lebenserwartung gerecht zu werden.
Portfolioallokation: Fokus auf Aktien und Private Assets
Die Studie zeigt, dass professionelle Anleger verstärkt auf Aktien und Private Assets setzen, um die Renditechancen ihrer Portfolios angesichts einer steigenden Lebenserwartung zu maximieren. Mehr als die Hälfte der Befragten (55 Prozent) geht davon aus, ihr Aktien-Engagement zu erhöhen, während 52 Prozent eine verstärkte Investition in Private Assets planen. Gleichzeitig wollen mehr als ein Viertel der Anleger (28 Prozent) ihre Investments in Mischfonds reduzieren, während Bargeld (26 Prozent) sowie festverzinsliche Wertpapiere und Rohstoffe (jeweils 21 Prozent) ebenfalls an Bedeutung verlieren.
Sensibilisierung für den Übergang zwischen der Anspar- und Auszahlungsphase nötig
Christof Quiring erläutert: „Die Studienergebnisse zeigen, dass Anleger beim langfristigen Vermögensaufbau auf eine stärkere Gewichtung risikoreicher Anlagen wie Aktien oder Private Assets setzen. Hingegen wird tendenziell außer Acht gelassen, wie der Übergang von der Anspar- in die Auszahlungsphase zu gestalten und wie die Portfolioallokation anzupassen ist. So könnte man im Ruhestand Produkte in Betracht ziehen, die eine flexiblere Liquidität bieten und einen relativ stetigen Einkommensstrom generieren. Das Bewusstsein für den Übergang zwischen der Anspar- und Auszahlungsphase muss bei Anlegern noch gestärkt werden.“
Komplexe Vorbereitung auf den Ruhestand
„Die Vorbereitung auf den Ruhestand ist komplex, vor allem wenn man das veränderte Marktumfeld und nationale Besonderheiten wie die Rentenpolitik, die Regulierung oder das Renteneintrittsalter berücksichtigt. Gerade Deutschland hat in der Rentenpolitik noch Aufholbedarf. Zwar gibt es bereits erfolgreiche aktienbasierte Vorsorgelösungen, doch die künftige Regierung muss unser Rentensystem endlich zu einem echten Drei-Säulen-System umbauen. Das heißt: stärkere Kapitaldeckung in allen drei Säulen, Verzicht auf teure Garantien wie beim Sozialpartnermodell und mehr Flexibilität für die private und betriebliche Vorsorge, zum Beispiel die einfache Übertragung beim Arbeitgeberwechsel. Nur so können wir langfristig mehr Vorsorgevermögen aufbauen. Ein „Weiter so“ in der Rente kann sich Deutschland angesichts der demografischen Herausforderung nicht leisten.“
Über die Studie
Fidelity International beauftragte Coalition Greenwich mit der Durchführung einer Studie über zukünftige Anlagetrends unter 125 institutionellen und professionellen Anlegern in ausgewählten Ländern in Europa und Asien. Die Studie wurde im Oktober und November 2024 durchgeführt. (jk)
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