FinTechs sind für etablierte Banken und Versicherer zur Konkurrenz geworden. Einer aktuellen Studie zufolge reagieren zwei Drittel der Finanzdienstleister auf die neue Bedrohung, indem sie selbst FinTechs übernehmen wollen.
10.05.2017 | 08:01 Uhr
FinTechs haben einen großen Vorteil gegenüber etablierten Finanzdienstleistungs-Konzernen: Sie sind oft schlank, wendig und schleppen keine komplizierten Konzernstrukturen mit den damit verbundenen politischen Fallstricken mit sich herum. Das sind einige der wichtigen Gründe dafür, dass FinTechs mit den richtigen Ideen schnell zur Konkurrenz für Banken und Versicherer werden können. Nicht wenige große Finanzinstitutionen haben Probleme, auf diese Bedrohung zu reagieren und ihre Innovationsgeschwindigkeit angemessen zu erhöhen. Das geht aus einer aktuellen Studie von Simmons & Simmons hervor.
Die Kanzlei Anhand hat die fünf weltweit wichtigsten Finanzstandorte untersucht und bei 200 Entscheidungsträgern nachgefragt, wie große Banken und Asset Manager die Transformation in das digitale Zeitalter erfolgreich bewältigen und wie sie den Herausforderungen begegnen wollen.
Großes Selbstvertrauen auf dünnem Eis
Wenn es um die Einschätzung der eigenen Stärken im neuen digitalen Finanzzeitalter geht, wähnen sich immerhin 52 Prozent der Befragten auf Augenhöhe mit ihren Wettbewerbern. 40 Prozent glauben, sie seien der Konkurrenz voraus. Sieben Prozent betrachten sich sogar als führend im Bereich digitaler Innovationen.
Doch die Finanzbranche ist sich durchaus bewusst, dass der Markt in Bewegung ist und sich niemand sicher sein kann, eine einmal errungene Marktposition auf Dauer ohne Investitionen in die Zukunft sicher verteidigen zu können. Deshalb planen 55 Prozent der traditionellen Finanzhäuser den Aufbau interner Kapazitäten und die Verstärkung der Zusammenarbeit mit externen Partnern.
Selber gründen oder kaufen
41 Prozent der Befragten tragen sich mit dem Gedanken, selbst ein FinTech zu gründen. Weitere 31 Prozent wollen innerhalb der kommenden 18 Monate ein FinTech-Start-up übernehmen. Dabei gibt es allerdings deutliche regionale Unterschiede: Während in New York rund 39 Prozent Banken und Asset Manager über Akquisitionen nachdenken, planen dies in Hongkong lediglich 21 Prozent der Befragten. In Frankfurt befassen sich 24 Prozent der Marktteilnehmer mit entsprechenden Übernahmen im FinTech-Bereich. Die 45 Prozent der Organisationen, die von FinTech-Übernahmen absehen, geben als Grund dafür vor allem regulatorische Risiken an.
Quelle: Simmons & Simmons
Wunsch trifft auf Wirklichkeit
Manchmal stehen Anspruch und Wirklichkeit nicht immer im Einklang miteinander: So geben 53 Prozent der Banken und Asset Manager an, dass sie sich bei der Zusammenarbeit mit FinTechs die Kontrolle über geistiges Eigentum sichern wollen. Dieser Wunsch ist in der Regel oft nur schwer darstellbar und dürfte eine effektive Zusammenarbeit oft erschweren, zumal es nicht selten die FinTechs sind, die technologisch einen Schritt voraus und sich dessen auch bewusst sind.
Die Studie als PDF-Dokument.
(MvA)
Diesen Beitrag teilen: