Anleger sollten sich Sorgen machen, falls die Ziele der UN-Klimakonferenz von 2015 nicht eingehalten werden: Eine neue Studie sagt voraus, dass das globale Sozialprodukt sinkt und viele Branchen leiden werden.
10.04.2019 | 14:15 Uhr
Eine Warnung wird hierzulande gerne von den Worten "zieh dich warm an" begleitet, doch im Falle des Klimawandels ginge das an der Sache vorbei. Denn warm wird es sowieso, und es geht im Gegenteil eher darum, die Erwärmung zu begrenzen. Von Verhindern kann bereits keine Rede mehr sein.
Zur Liste der von der Erderwärmung bedrohten Spezies gehören jetzt auch die Kapitalanleger: Egal, wie warm es wird, Investoren müssen mit Einbußen rechnen. Das geht zumindest aus einer Untersuchung der Unternehmensberatung Mercer hervor. Für die Studie hat Mercer drei Szenarien konstruiert, die eine Erwärmung der Erdatmosphäre bis 2100 um zwei, drei und vier Grad beinhalten. Darin heißt es: Sollte es zu einer Erwärmung um lediglich zwei Grad Celsius kommen, würden die Aktien der Öl- und Gas-Industrie am meisten darunter leiden. Das könne jedoch teilweise wettgemacht werden durch Gewinne bei den Produzenten erneuerbarer Energie.
Steigt die Temperatur um drei Grad, sei das gut für den fossilen Energiesektor, allerdings müsse dann mit zunehmenden Schäden durch Naturkatastrophen gerechnet werden, die sich ab 2030 noch drastisch ausweiten könnten. Das setze alle anderen Indsutrien, vor allem die Versicherer unter Druck. Bei einer weiteren Erwärmung gerieten zunehmend auch die Landwirtschaft und die Industrie in Schwierigkeiten.
"Wer Vermögen verwaltet, sollte den Klimawandel in jeder Phase des Anlageprozesses berücksichtigen",
erklärt Deb Clarke, Chef des Investment Research bei Mercer. Das müsse von Grundanahmen und Leitlinien bis hin zur Portfoliokonstruktion reichen.
Die Warnung aus dem Hause Mercer ist die vorerst letzte aus dem Finanzsektor, die sich mit den finanziellen und physischen Folgen des Klimawandels auseinandersetzt. Während einige Investment-Strategen in der Erderwärmung sogar Chancen für ihre Portfolios sehen, fürchten viele, dass die klimatischen und sozialen Folgen auf die Wirtschaft überschlagen werden.
Wenig wünschenswert ist nach Ansicht von Mercer ein Vier-Gard-Szenario: Die Modelle sagen dann eine deutliche Abkühling der Wirtschaft und sinkende Zinsen voraus. Auch die Immobilienbranche sei dann von herben Verlusten betroffen. Zwar wachse durch den steigenden Meeresspiegel die Nachfrage nach höher gelegenen Grundstücken und sorge damit für ein Anziehen der Preise. Das werde jedoch durch den vollständigen Verlust der Grundstücke in den überfluteten Küstenregionen kompensiert. Und die verlbleibenden Landstriche seien dann immer teurer zu versichern.
Quelle: Mercer
Obwohl die Warnungen vor dem Klimawandel täglich zunehmen, sind viele Fondsmanager zögerlich, die Gefahren der globalen Erwärmung in ihre Anlageentscheidungen einzubeziehen, sagt Steven Sowden, eienr der Geschäfstführer von Mercer. Sollte der Wandel jedoch weiter so fortschreiten, könnten sich die Preise für verschiedene Assets sehr schnell verändern, um die gestiegenen Risiken zu reflektieren. Das könne bereits in den kommenden fünf Jahren der Fall sein.
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