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Mythos: Nur wer konsumiert, nützt der Wirtschaft

Jens Kummer von Mars Asset Management
Konsum

Heute sind Sparer mit dem Phänomen des negativen Realzinses konfrontiert, also einem Zins, der niedriger ist als die Teuerungsrate. Gleichzeitig wächst die Wirtschaft nur moderat. Viele Politiker und Ökonomen fordern deshalb: Deutsche Sparer sollen konsumieren! Wenn die Leute ordentlich einkaufen gehen, so der Gedanke, brummt die Wirtschaft. Sparen sie hingegen, droht die Konjunktur nicht von der Stelle zu kommen.

29.07.2016 | 14:04 Uhr

Im Kern geht es um die Frage: Wie sorgen wir für eine hohe Nachfrage? Die Anhänger der Theorie von John Maynard Keynes geben in Phasen wirtschaftlichen Abschwungs lieber Geld aus, als es zusammenzuhalten: Konsum soll die Konjunktur wieder in Schwung bringen, bevor sich die Flaute zu einer Depression, einer lang anhaltenden Wirtschaftseiszeit, verstetigt.

Die keynesianische Theorie ist jedoch in einer Phase tiefster Wirtschaftskrise in den 1930er Jahren entstanden. Aktuell wächst die Wirtschaft, die Arbeitslosigkeit sinkt und die Einkommen steigen. Das von den Keynesianern aufgeführte Problem des Angstsparens mit einer verbundenen wirtschaftlichen Abwärtsspirale ist derzeit nicht vorhanden.

Deutsche Haushalte sparen rund 10% ihres verfügbaren Einkommens (linke Grafik). Das ist im internationalen Vergleich ein durchschnittlicher Wert. Die angelsächsischen und skandinavischen Länder sparen im Verhältnis zum Einkommen weniger – viele Schwellenländer dagegen sind bienenfleißige Sparer. Die höchsten Sparquoten haben China (41%), Indien (32%) und die Schweiz (25%). In den letzten 25 Jahren hat sich die deutsche Sparquote kaum verändert, während andere Länder (vor allem China und Indien) deutlich zulegen konnten (rechte Grafik). 



Wenn die These „nur wer konsumiert, nützt der Wirtschaft“ stimmt, dann müssten China und Indien die am langsamsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt sein. Japan und Großbritannien hingegen müssten wahre Boomregionen sein, denn dort sparen die Bürger wenig. Tatsächlich ist es umgekehrt. Irgendetwas stimmt also nicht mit der Konsumthese. Wo liegt der Denkfehler?

Wer spart, lässt sein Geld in aller Regel nicht unproduktiv herumliegen. Er kauft entweder direkt Aktien, Anleihen oder investiert in Fondsanteile, Versicherungen und Bankeinlagen, die es an Wirtschaftseinheiten weiterreichen. Das gesparte Geld wird somit zum großen Teil an anderer Stelle wieder investiert. Spart eine Gesellschaft viel Geld, dann ist sie in der Lage, viel zu investieren. 

Eine der wichtigsten Quellen des Wirtschaftswachstums sind Investitionen. Wenn aber nur ein kleiner Teil des Einkommens gespart wird, dann müssen sich offene Volkswirtschaften im Ausland verschulden – so geschehen in Argentinien in den 90er Jahren. Eine geringe Ersparnis, verbunden mit der Kreditaufnahme im Ausland, produzierte ein argentinisches Konsumwunder mit beachtlichen Wachstumsraten. Aber der Boom war nicht von Dauer. 2001 kam die Pleite. Die Argentinier konnten die Zinsen und Tilgungsraten ihrer Auslandsschulden nicht mehr aufbringen. Sie hatten die Kredite nicht in produktive Investitionen gelenkt, sondern einen Großteil des Geldes verkonsumiert. 

Wer wie China über 40 Prozent seiner Wirtschaftsleistung spart, kann aus eigenen Mitteln große Investitionen finanzieren. Investitionen erhöhen die Kapitalausstattung, die Produktivität steigt und damit steigen langfristig auch die Einkommen der Beschäftigten, die für eine höhere Nachfrage sorgen. 

FAZIT: 

1. Das von den Keynesianern aufgeführte Problem des „Angstsparen“ existiert derzeit nicht. 

2. Die Deutschen sind im internationalen Vergleich durchschnittliche Sparer.

3. Wer spart, kann für ein zukünftiges und nachhaltiges Wachstum investieren. 

In Kooperation mit Mars Asset Management 

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