TiAM FundResearch: Herr Blum, würden Anleger nicht am meisten davon
profitieren, wenn sie direkt in ein Technologieunternehmen wie Microsoft,
Google oder Amazon investieren? Das sind doch sicher große Nutznießer der
generativen künstlichen Intelligenz (GenAI).
Stefan Blum: Das ist
sicherlich eine Möglichkeit. Allerdings geht dies oft mit erheblicher
Volatilität einher, da Technologieinvestoren frühzeitig das volle
Zukunftspotenzial in der Unternehmensbewertung einpreisen. Dabei wird
vergessen, dass das Geschäftsrisiko im Technologiesektor oft größer ist als
erwartet. Andererseits werden die hierdurch entstehenden Wettbewerbsvorteile
bei den Anlegern oft unterschätzt.
Warum wird Ihres Erachtens gerade die
Gesundheitsindustrie so stark von GenAI profitieren?
Die größten Profiteure sind jene Sektoren,
die geprägt sind von enorm komplexen Problemstellungen und massiven
Systemineffizienzen. Das trifft in hohem Maße auf die Medikamentenentwicklung
zu und ebenso auf das hochgradig ineffiziente Gesundheitswesen.
Wo liegen die Schlüssel zum Erfolg von GenAI?
Blum: Damit künstliche Intelligenz erfolgreich
genutzt werden kann, muss sie zunächst mit großen Datenmengen gefüttert werden.
Die meisten Healthcare-Unternehmen verfügen bereits heute über einen enormen
Datenpool aus Studien, Forschung, Entwicklung und natürlich Patientendaten.
Partnerschaften zwischen großen Healthcare- und Technologieunternehmen sind
besonders erfolgversprechend, da sie vereinten Zugang zu wichtigen
Gesundheitsdaten und GenAI-Technologien bieten. Zudem ist die Datenlage nicht
nur komplex, sondern auch ineffizient strukturiert.
Welche negativen Folgen hat die Ineffizienz?
Blum: Das ist mit ein Grund für die hohe
Misserfolgsrate bei der Medikamentenentwicklung. Wir sind deshalb überzeugt
davon, dass Unternehmen, die künstliche Intelligenz in den Mittelpunkt ihrer
Geschäftsstrategie stellen, sich damit einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil
verschaffen. GenAI wird ein relevanter Treiber für den Shareholder Value im
Gesundheitssektor sein. Zudem ist das Geschäftsrisiko kalkulierbarer, da es
sich beim Gesundheitssektor um einen stark regulierten Markt handelt.
Welche Bereiche im Gesundheitswesen profitieren
von künstlicher Intelligenz?
Im Wesentlichen sind das drei Bereiche.
Medikamente werden künftig nicht nur schneller und gezielter entwickelt, auch
die Risiken bei der Medikamentenentwicklung verringern sich. Der
Medikamentenentwicklungsprozess dauert in der Regel zehn bis 15 Jahre und
kostet eine bis vier Milliarden US-Dollar. Das kann durch GenAI deutlich
optimiert werden. Amgen, eines der führenden Biotechnologie-unternehmen weltweit, setzt auf „Generative Biology“-Ansätze und verzeichnet
eine Halbierung der Zeit für die Wirkstoffidentifikation sowie eine
Verdoppelung der Erfolgsrate.
Welche beiden Bereiche sind außerdem betroffen?
Blum: Auch die Behandlungsqualität wird deutlich
verbessert durch Optimierung der Methoden. Beispielsweise wird GenAI nicht nur
in der bildgebenden Diagnostik eingesetzt, sondern auch in der AI-geführten
Ultraschalluntersuchung und in der Früherkennung von Herzversagen. Führend in
diesem Bereich ist derzeit das US-amerikanische Unternehmen GE HealthCare.Nicht
zu unterschätzen ist die enorme Reduzierung von Verwaltungskosten – Ärzte
und Pflegepersonal können dank der Reduzierung der administrativen Aufgaben
durch GenAI bis zu 25 Prozent ihrer Arbeitszeit einsparen. Auch der größte
US-amerikanische Krankenversicherer, UnitedHealth, ist bestrebt, mit GenAI
unnötige Behandlungen bereits im Vorfeld zu erkennen und zu vermeiden.
Wie wählen Sie die Unternehmen für das Portfolio des Bellevue AI Health aus?
Wir haben den „Bellevue AI Affinity Score“
entwickelt. Dieser misst, wie intensiv ein Unternehmen GenAI nutzt und wie
stark es in die dafür nötigen Ressourcen investiert. Wir suchen sozusagen
gezielt nach den Gewinnern – also die Unternehmen, die GenAI fest in ihrem
Geschäftsmodell verankern. Natürlich müssen auch Bewertung, Wachstumsprofil und
Profitabilität stimmen, und schlussendlich muss die Portfoliokonstruktion dem
definierten Risiko-Rendite-Profil der Investmentlösung entsprechen.
Welche Rendite kann man langfristig erwarten?
Unser Portfolio ist gut diversifiziert und
sollte in den nächsten drei bis vier Jahren ein erwartetes jährliches
Umsatzwachstum von rund acht Prozent und ein Gewinnwachstum pro Aktie von
15 Prozent aufweisen. Diese Strategie eignet sich sowohl für Tech-Investoren,
die eine attraktive Diversifikation ihres bestehenden Portfolios suchen, als
auch für Generalisten, die in die zukunftsträchtigsten Unternehmen des
Gesundheitssektors investieren wollen.
Der Fonds Bellevue AI Health
Der aktiv gemanagte, global investierende Aktienfonds Bellevue AI Health umfasst 50 bis 70 Healthcare- und vereinzelt Technologieunternehmen mit starkem Healthcare-Bezug.
Der Fokus liegt auf liquiden Mega- und Large Caps, die durch ausgewählte Mid Caps ergänzt werden. Neben fundamentalen Kennzahlen wie Bewertung, Wachstumsprofil oder Profitabilität wird der proprietäre Bellevue AI Affinity Score zur Beurteilung der Attraktivität eines Unternehmens herangezogen.
Das Management konzentriert sich auf Gesundheitsunternehmen, die GenAI als zentralen Bestandteil ihrer Geschäftsstrategie nutzen und erhebliche Ressourcen in diese Technologie investieren, da sie einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil erlangen und damit ihren Unternehmenswert überdurchschnittlich steigern können. Das Technologierisiko ist dabei besser kalkulierbar, da der Gesundheitssektor ein stark regulierter Markt ist.
Das Portfoliomanagement-Team besteht aus den Healthcare- und Digital-Health-Experten Stefan Blum und Marcel Fritsch. Im Bereich Research und Analyse werden sie von Annie Zeng, Catharina Claes sowie dem Healthcare-Experten-Team von Bellevue Asset Management und dem 20-köpfigen Healthcare-Team von Bellevue unterstützt.
Fondsfakten Bellevue AI Health
Fondsstart 30.11.2023
Fondskosten 0,90 Prozent
Fondsvolumen 6,8 Mio. US-Dollar
Wertzuwachs seit
Auflegung 12,4 Prozent
ISIN: I-Tranche LU 272 108 633 3
WKN: A3E 1ZW
Stand: 26.02.2024
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