Die Emerging Markets sind zurück im Fokus. Rentenfonds ebenso. In den letzten zehn Jahren gab es wenige Überflieger in der Fondsgruppe.
31.07.2018 | 09:27 Uhr
Das Analysehaus Morningstar veröffentlichte jüngst eine Studie, die kein gutes Haar an Rentenfonds lassen wollte. Viele der Fonds seien schon von vornherein zum Scheitern verurteilt, lautete das einhellige Ergebnis ihrer Untersuchung. €uro Advisor Services sieht dagegen wenig Gründe für einen Abgesang, bricht eine Lanze für die Assetklasse und präsentiert die besten Rentenfonds Emerging Markets der vergangenen zehn Jahre. Indexfonds werden in der Analyse nicht berücksichtigt, die Ertragsverwendung wird als thesaurierend angenommen. Zur Peergroup zählen nur Fonds, mit der Fondswährung Euro. Unser Untersuchungsszenario geht von einer Einmalanlage über 100.000 Euro aus. Das mag in der Berater-Praxis ein nachgelagerter Fall sein. Der Vorteil gegenüber einer Sparplananalyse liegt darin, dass auf diese Weise die Fondsperformance der letzten zehn Jahre am deutlichsten extrapoliert wird, weil Kurswert und Anteilserwerb nicht parallel fortlaufen und den Blick auf die reine Ertragsleistung der Fonds verwässern.
Ganz vorne eine Kuriosität: ZZ1
Quelle: FinanzenFundAnalyzer
Ganz oben steht ein Fonds mit dem futuristisch anmutendem Namen ZZ1 (ISIN: AT0000989090). Aufgelegt hat ihn das österreichische Fondshaus Semper Constantia Invest, eine Fondstochter der Liechtenstein-Bank. Der ZZ1 bringt es auf eine Rendite von 9,44% p.a. Kumuliert beläuft sich sein Wertzuwachs über den Betrachtungszeitraum auf 146,6%. Wie stark die Performance ausfällt, zeigt ein Vergleich mit einer Auswertung des Deutschen Fondsverbandes, BVI. Deren beste Fondsklasse, Aktienfonds Deutschland, brachte im Schnitt nur 76% kumuliert über zehn Jahre Laufzeit ein (5,8% p.a.). Besonders schwer tat sich der ZZ1 mit den volatilen Märkten in 2018. YTD steht ein Minus von 13,85% für den Fonds. Über den Fondsmanager macht die KVG keine Angaben. Der ZZ1 investiert vorwiegend in High Yield Anleihen der Emerging Markets. Die größte Anleihe-Position kommen aus dem Finanzsektor, mit knapp 4,1 % Corsair Finance, ein irischer Finanzdienstleister, sowie Swedish Export Credit mit 2,6% und die NIBC Bank mit 2,3%. Anlegern gegenüber zeigt sich der Fonds allerdings eher verschlossen. Ein Ausgabeaufschlag in Höhe von 10% macht ihn rein rechnerisch zu einem geschlossenen Fonds.
Der Fidelity Funds Emerging Market Debt Fund (ISIN: LU0238203821) bringt es auf einen Gesamtertrag von 139,97%, bei einer Vola von knapp 11% - ein Mittelfeldwert. Die besten Fonds der Peergroup liegen bei gut 5%. Über zehn Jahre rentiert der Fonds mit etwa 9,15% p.a. Verantwortlich für den 1,8 Mrd. US-Dollar schweren Fonds zeichnet seit sechs Jahren Fondsmanager Steve Ellis. Mindestens 70% des Vermögens müssen in Schwellenlandanleihen allokiert sein. Der Anlagefokus liegt bei Staats- und Unternehmensanleihen. Ellis kann aber auch auf Lokalwährungsanleihen zurückgreifen. Besonders starkes Exposure hat der Fonds aktuelle auf den amerikanischen Kontinenten. In den USA sind 13% des Volumens angelegt, in Mexiko weitere sieben Prozent. Ebenfalls stark vertreten: Ecuador (4,3%), Sri Lanka (3,7%) und Brasilien (3,0). Die größte Position auf dem alten Kontinent bilden türkische Anleihen mit 6,6%. Besonders stark vertreten sind High Yield Anleihen. Sie machen etwas mehr als 60% des Portfolios aus. Der größte Einzeltitel im Portfolio wird aktuell von einem Geldmarktfonds aus eigenem Haus ausgefüllt. Die Cash-Position ist mit über 10% ordentlich ausgebaut. Wichtig für Investoren: Der in Luxemburg aufgelegte Fonds erfordert eine Mindestanlage von 2.500 Euro.
Härtetest 2018: Alle Rentenfonds im Minus
Quelle: FinanzenFundAnalyzer
Drittbester Fonds im Feld ist der Alliance Bernstein FCP I EmergingMarkets Debt Portfolio (ISIN: LU0246603467). Über zehn Jahre erzielt er eine Wertsteigerung von 134,5%. Das Management-Quintett Paul DeNoon, Douglas Peebles, Michael Mon, Matt Sheridan und Fe Grisales investiert mindestens zwei Drittel in Staatsanleihen und Renten von nicht-US-Unternehmen. Auch der AB Fonds ist ein echtes Schwergewicht. Er kommt auf ein Volumen von über 1,1 Mrd. US-Dollar. Im Gegensatz zur Konkurrenz hält der Fonds keine nennenswerten Cash-Rücklagen. Angelegt wird vorwiegend im High-Yield-Bereich. Staatsanleihen machen gut 69% aus, Industrieanleihen stellen weitere 15%. Die Top-5-Positionen sind gabunische und argentinische Staatsanleihen mit je 1,8%, auch omanische (1,73%), sowie uruguayische und ukrainische Anleihen (je 1,7%). Wie der ZZ1 hat der Fonds ein schweres Halbjahr hinter sich. YTD beläuft sich der Ertrag auf minus 5,1%.
Von der Luxemburger Fondsadresse MFS Meridian stammt der Emerging Markets Debt Fund (ISIN: LU0219422606). In Sachen Wertsteigerung ist er der Viertbeste Fonds im Feld. Er bringt 133,6% Wertentwicklung ins Depot, das entspricht über zehn Jahre einem jährlichen Zuwachs von 8,85%. Die Vola beträgt ungefähr 9,8% - ein guter Mittelfeldwert. Herausragendes Jahr war für den Fonds das Jahr 2009. Hier rentierte er mit 27%. Das klingt viel, liegt aber nur 1,3% über dem Kategorie-Durchschnitt dieses Zeitraums. Im letzten Jahr lag sein Minus dafür 13 Mal höher als die seiner Rentenfonds-Peergroup. Er ist mit 2,7 Mrd. US-Dollar der zweitgrößte Fonds im Vergleichsfeld. Gemanagt wird das Dickschiff von Ward Brown und Matthew Ryan. Sie setzen vorwiegend auf Hochrisiko-Anleihen. Argentinische Staatsanleihen bilden rund 3,8% des Portfolios, in russische Staatsanleihen sind knapp 1,45% allokiert. Ebenfalls stark vertreten sind US-Staatsanleihen mit 1,1%. In Cash liegen nur rund 5%. Für einen Emerging Markets Rentenfonds liegt der Ausgabeaufschlag in Höhe von 6% fast doppelt so hoch wie üblich.
Ein Fonds des US-Amerikanischen Fondsanbieters Goldman Sachs komplettiert das Feld. Wie für den MFS-Fonds war 2009 auch für den GS EmergingMarkets Debt Portfolio E Acc (ISIN: LU0133266147) das beste Jahr der vergangenen Dekade. Hier erzielte das Fondsmanagement ein Plus von 33,6%. Deutlich mehr, als sein besser platzierter Mitbewerber. 2005 rentierte der Fonds sogar noch höher über dem Durchschnitt und erzielte knapp 11% Überrendite gegenüber der Peergroup. Weil sich der Fonds in den Jahren dazwischen allerdings einige Auszeiten gönnte, steht am Ende der 10 Jahresperiode kumuliert „nur“ ein Mehrwert von 128%. Die stark schwankende Leistung spiegelt sich ebenfalls in der Vola wieder, die mit 11,5% den zweithöchsten Wert des Spitzenfeldes bildet. Mit 8,8 Mrd. US-Dollar Volumen ist der GS-Fonds nicht nur in der Peergroup ganz oben, sondern gehört weltweit zu den größten Fonds. Auch der Goldman Sachs allokiert sehr stark in Amerika. Lateinamerikanische Länder beanspruchen 38,3% des Fondsvolumens, Asien gut 20%, im Nahen Osten sind weitere 16% allokiert. Die Präferenz liegt auf High Yield Anleihen. Trotz seines Geo-Exposures von nur 0,8% in Nordamerikanische Titel, bilden drei US-Staatsanleihen die größten Positionen. Zusammen machen sie gut 12,4% des Fondsvolumens aus.
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