Die Suspendierung des Fondsmanagers Tim Haywood wirft nach wie vor Fragen auf. GAM-Aktien schwächeln an der Börse weiter. CEO Alex Friedman steht zunehmend in der Kritik.
17.08.2018 | 10:33 Uhr
Wenn ein Fondsmanager vom Dienst suspendiert wird, dann ist das ein außergewöhnlicher Schritt. Und wenn die Suspendierung öffentlich wird, dann sollte das Management des Unternehmens, das den Fondsmanager vom Dienst freigestellt hat, diesen Schritt gut begründen können. Denn natürlich brodelt die Gerüchteküche sofort.
Die erste Vermutung, die sich dem Außenstehenden in solchen Fällen aufdrängt: Der Fondsmanager hat zum Schaden der Anleger oder sogar strafbar gehandelt. Die Frage, die sich direkt daran anschließt, lautet: Wie konnte es dazu kommen?
Fondsgesellschaften sind keine Ein-Mann-Unternehmen. Rund um einen Fondsmanager achten unter anderem das Risk-Management, die Steuerabteilung und das Controlling dafür, dass alles ordnungsgemäß abläuft. Auch Vorstand und Aufsichtsrat sollten grundsätzlich im Bilde sein, wenn auch natürlich nicht immer in allen Details. Aber im Normalfall landet kein toxisches Investment unbeachtet und ohne Dokumentation in einem Fondsportfolio. Wenn ein Fondsmanager also grob fahrlässig oder gar strafbar gehandelt hat, dann sind – das steht zu vermuten – auch andere im Unternehmen daran beteiligt. Vielleicht liegt sogar ein grundsätzlicher Systemfehler vor. Solchen Fragen muss sich das Management stellen lassen.
Die GAM Holding und deren CEO Alexander S. Friedman sind mit dieser Situation offensichtlich überfordert. Auf kritische Fragen zur Suspendierung ihres Fondmanagers Tim Haywood reagiert das Management dünnhäutig. Dabei sind auch nach zwei Wochen nicht einmal die wichtigsten Fragen bisher geklärt:
Die öffentliche Kommunikation des Unternehmens bleibt insgesamt rätselhaft. In den Fokus der Kritik rückt dabei zunehmend GAM-CEO Alex Friedman. Er verantwortet letztlich die irritierende Suspendierung Haywoods und die Liquidierung von neun Absolute-Return-Bonds-Fonds mit einem Volumen von insgesamt 7,3 Milliarden Franken.
Friedman liefert den Aktionären auch keine Antwort auf die Frage, ob er sich darüber im Klaren war, welche Wirkung seine Maßnahmen auf den Aktienkurs des Unternehmens haben würden.
Die kritischen Stimmen von Analysten und aus dem Investorenkreis der GAM Holding, die Friedman als Chef in Frage stellen, werden deshalb vernehmbar lauter – darunter nicht zuletzt auch der aktivistische Investor RBR Capital. Der forderte schon im April vergangenen Jahres die Entlassung von Hunderten von Mitarbeitern, einen radikalen Schnitt im Management und vor allem: die Entlassung von Alex S. Friedman.
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