• DAX----
  • ES50----
  • US30----
  • EUR/USD----
  • BRENT----
  • GOLD----

Erwartete Zinssenkung der EZB

Die EZB in Frankfurt.
Zinsen

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat heute wie erwartet den Leitzins um 0,25 Prozent gesenkt.

06.06.2024 | 15:03 Uhr

„Der Zinsschritt wirkt angesichts der aktuellen Daten zu Inflation und Konjunktur verfrüht. Er war von der Notenbank jedoch angekündigt und ein Verzicht hätte die Märkte in Unruhe versetzt. Begründen lässt sich die Zinssenkung in erster Linie mit mittelfristigen Einschätzungen. Die EZB demonstriert mit der Zinssenkung ein hohes Maß an Zuversicht, dass die Inflation in 2025 und danach wieder am Zwei-Prozent-Ziel liegen wird. Im Jahr 2024 wird das Stabilitätsziel aber wohl noch nicht erreicht werden. Der Autopilot für Zinssenkungen – frei nach Nagel – bleibt ausgeschaltet. Allenfalls eine weitere Zinssenkung im September ist realistisch,“ sagt Dr. Michael Heise, Chefökonom von HQ Trust:

Anhand der Daten nicht begründbar

„Allein mit den aktuellen Daten wäre die Zinssenkung schwer zu begründen: Weder hat sich die Lohnentwicklung im Währungsraum verlangsamt, noch sind die Stückgewinne der Unternehmen zurückgegangen und neben dem jüngsten Anstieg der Inflationsrate auf 2,6 % liegen auch die monatlichen Steigerungsraten der Kerninflation (ohne Energie und Nahrungsmittel) seit Jahresbeginn deutlich zu hoch,“ so Heise weiter.

Zinsen können auf 3,5 Prozent fallen

Der Ökonom glaubt nicht, dass in Anbetracht der zuletzt verbesserten Konjunkturperspektiven im Euroraum kaum damit zu rechnen ist, dass die Inflationsrate schon in 2024 wieder das Zwei-Prozent-Ziel erreicht. „Basiseffekte, die auch Präsidentin Lagarde gelegentlich anspricht, könnten einen moderaten Wiederanstieg der Inflation gegen Jahresende begünstige,“, sagt er. Heise geht jedoch von einer weiteren Zinssenkung im September aus: „Der Einlagensatz läge dann bei 3,5 % am Jahresende.“

Lohnwachstum bleibt sehr hoch

Auch Shayne Dunlap, vom unabhängigen Londoner Vermögensverwalter Pacific Asset Management, hält es für sehr unwahrscheinlich, dass dies bereits der Beginn eines mehrprozentigen Zinssenkungszyklus ist. „Wie die EZB selbst zugibt, will sie in einer Zone der „Restriktivität“ bleiben. Sicher – die Inflation verlangsamt sich in einigen Sektoren, aber die Lohnverhandlungen laufen immer noch auf Hochtouren: Die deutschen Tariflöhne stiegen im ersten Quartal 2024 um 6,2 % und damit so schnell wie seit zehn Jahren nicht mehr. In der Eurozone stiegen die Löhne sogar auf annualisierte 4,7 % gegenüber 4,5 % im Vorquartal. Diese Daten lassen vermuten, dass der Kürzungszyklus eher flach ausfallen wird“, sagt Dunlap.

Weitere Zinssenkungen könnten sich schwierig gestalten

Ins selbe Horn bläst auch Deka-Chefvokswirt Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank. Er kommentiert die Entscheidung wie folgt: „Mit dieser Zinssenkung setzt die EZB die Alarmstufe bei der Inflation um einen Schritt herunter. Angesichts der deutlichen Beruhigung des Inflationsgeschehens ist das gerechtfertigt. Aber der Zinsschritt ist auch ein Wechsel auf die Zukunft: Noch ist das Inflationsziel nicht erreicht. Und es kann gut sein, dass eine hartnäckige Restinflation weitere Zinssenkungen in den kommenden Quartalen sehr schwierig gestalten wird.“

Diesen Beitrag teilen: