Der Traum von finanzieller Unabhängigkeit

Der Financial Freedom Report der LV 1871 beleuchtet die Einstellung zur finanziellen Unabhängigkeit in Deutschland. In diesem Jahr werden die gesellschaftspolitischen Einflüsse auf Finanzthemen besonders deutlich, was sich auch auf die Stimmung in Deutschland auswirkt und den Financial Freedom Index erstmals wieder sinken lässt. Dies stellt die GenZ vor besondere Herausforderungen.

04.11.2024 | 06:30 Uhr

Deutsche setzen verstärkt auf demokratische Grundwerte

Im Jahr 2024 sind es vor allem die grundlegenden Werte der Demokratie, die das allgemeine Verständnis von Freiheit prägen. 83 Prozent der Deutschen sehen die freie Meinungsäußerung als besonders wichtig an. Dicht darauf folgen selbstbestimmtes Handeln (79,5 Prozent), Bewegungsfreiheit (68,5 Prozent) und freie Wahlen (66,1 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahr gewinnen diese Werte sogar noch an Bedeutung.

Finanzielle Freiheit ist ein zentraler Baustein für ein selbstbestimmtes Leben

Auch finanzielle Unabhängigkeit bleibt ein wichtiges Anliegen, erreicht aber in diesem Jahr nur 59,6 Prozent, nachdem es 2023 noch 62,8 Prozent waren. Prof. Dr. Julia Pitters, Wirtschaftspsychologin mit Schwerpunkt Finanzpsychologie an der Internationalen Hochschule, die den Financial Freedom Report 2024 wissenschaftlich begleitet, erklärt: „Finanzielle Freiheit ist ein zentraler Baustein für ein selbstbestimmtes Leben. Sie umfasst nicht nur das Vorhandensein ausreichender finanzieller Mittel, sondern auch die Fähigkeit, fundierte Entscheidungen zu treffen, die langfristig Sicherheit und Wohlstand ermöglichen.“

Negative Emotionen führen zu finanziellen Hemmnissen

Wie fühlen die Deutschen beim Blick auf ihre Finanzen? Rund 50,3 Prozent der Befragten empfinden eher negative Gefühle, während nur etwa ein Drittel (29,5 Prozent) positiv und 20,2 Prozent neutral eingestellt sind. „Die negativen Emotionen, insbesondere Sorgen und Zukunftsängste, können sich kontraproduktiv auf die Finanzplanung auswirken. Aus einer lähmenden Haltung kann leicht eine selbsterfüllende Prophezeiung entstehen. Es wird beispielsweise nicht weitsichtig investiert, was zu finanziellen Verlusten führt und die Ängste weiter schürt“, erklärt Prof. Dr. Julia Pitters das Phänomen der Negativspirale.

Finanzielle Normalität reicht vielen nicht mehr

Erstmals seit Beginn der Erhebung im Jahr 2022 sinkt der Financial Freedom Index im Vergleich zum Vorjahr von 44,8 Prozent auf 41,6 Prozent. Der Index beschreibt den Zustand finanzieller „Normalität“, in dem Menschen zwar ihren Lebensunterhalt sichern können, aber dennoch existenzielle Risiken bestehen, sollte die Einkommensquelle plötzlich wegbrechen. „Man kann davon ausgehen, dass die Menschen aufgrund der aktuellen äußeren Umstände weniger bzw. noch nicht genügend für ihre finanzielle Stabilität tun oder sich mit dem Thema noch nicht ausreichend beschäftigen, um die nächste Stufe erreichen, nämlich die Kontrolle über die eigenen Finanzen“, sagt LV 1871 Vorstand Hermann Schrögenauer.

Finanzielle Freiheit noch in sicherer Entfernung

Der Financial Freedom Index misst die Bedeutung von Finanzen im Zusammenhang mit Freiheit und kombiniert dies mit der Zufriedenheit und Gelassenheit der Befragten. Die Skala reicht von „Chaos“ (0 bis 20 Prozent) über „Normalität“ (20 bis 50 Prozent) bis hin zu „Kontrolle“ (50 bis 80 Prozent) und „Freiheit“ (80 bis 100 Prozent).

Gen Z: Finanzielle Freiheit als Erfüllung von Träumen

Für die Deutschen bedeutet finanzielle Freiheit vor allem, in allen Lebenslagen finanziell unabhängig zu sein (59,2 Prozent). Weitere Assoziationen sind die Option, nicht mehr arbeiten zu müssen (12,7 Prozent), die Möglichkeit, sich Wünsche zu erfüllen (10,7 Prozent), und ein früherer Renteneintritt (5,3 Prozent). Bei den jungen Erwachsenen, der sogenannten Generation Z, zeigen sich jedoch andere Prioritäten: 20,7 Prozent der 18- bis 29-Jährigen definieren finanzielle Freiheit als die Erfüllung finanzieller Träume, während nur 40,7 Prozent die finanzielle Unabhängigkeit als oberstes Ziel ansehen. Zugleich ist diese Generation jedoch besonders unzufrieden mit der eigenen finanziellen Situation – 44,8 Prozent der Gen Z empfinden ihre finanzielle Lage als unbefriedigend.

Wunscherfüllung steht im Vordergrund

„Im Gegensatz zu früher spielt die Wunscherfüllung heute eine viel wichtigere Rolle bei den jungen Menschen, noch bevor sie sich Gedanken über die Finanzierung machen. Bei den älteren Generationen ist dagegen der Gedanke viel stärker verankert, sich nur leisten zu können, was man auch bezahlen kann“, erklärt Prof. Dr. Julia Pitters. „Angesichts der größer werdenden Finanzierungslücke bei der staatlichen Rente und Themen wie Rezession und Inflation muss die Reaktion eine entsprechende weitsichtige sowie langfristige Finanzplanung sein. Je früher, desto besser. Und: Je professioneller, desto sinnvoller“, resümiert Hermann Schrögenauer.

Über die Umfrage

Für den Financial Freedom Report 2024 wurden im August 2.500 Menschen in Deutschland ab 18 Jahren befragt. Die LV 1871 untersucht zum vierten Mal, wie die Deutschen das Verhältnis zwischen Freiheit und Finanzen sehen und welchen Einfluss das auf die finanzielle Vorsorge und Absicherung hat. Die Befragten äußerten sich unter anderem zu ihrem individuellen Verständnis von finanzieller Freiheit, ihrem gewünschten Renteneintrittsalter und ihrem Bedarf an Unterstützung bei der Finanzplanung. (jk)

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