„Die Inflation wird auf ein höheres Niveau klettern“

Christian Steiner, Teamchef der Bayerischen Vermögen Management AG, äußert sich zu seiner Fonds-Mannschaft, mit der er beim Wettbewerb zum Vermögensverwalter des des Jahres teilnimmt und erläutert wie er die Börsenwelt nach den US-Wahlen einschätzt.

15.11.2024 | 14:45 Uhr von «Christian Steiner»

Es ist vollbracht. Trump is back. Doch bis zur Vereidigung kann noch viel passieren, wie die zwei Attentatsversuche eindrucksvoll bewiesen haben.

Die Märkte legten die Unsicherheit der letzten Tage ab und stiegen aktuell um bis zu vier Prozent. Amerikanische Anleger jubeln und hoffen auf die Einhaltung des Versprechens „America first“. Uneinigkeit herrscht allerdings an den Märkten darüber, ob die Unternehmen die hohen Wachstumsraten des vergangenen Jahrzehnts fortsetzen können. Hintergrund sind die teilweise hohen Bewertungen großer Indizes wie des S&P 500 oder des NASDAQ mit einem durchschnittlichen Price-to-Earnings Ratio von knapp 27 beziehungsweise 31.

Eine Mischung aus kurzfristigen (Quartalsberichte großer Unternehmen), mittelfristigen (Weltkonjunktur, Ausblicke großer Unternehmen) und langfristig orientierten Erwartungshaltungen (Marktzinsen 10-jähriger US-Staatsanleihen) bewegt derzeit die Märkte und erschwert eine klare Einschätzung der Marktentwicklung zum Jahresende hin.

Ein weiteres großes Problem, das die Welt derzeit beschäftigt, sind die Staatsschulden. Diese verschwinden nicht einfach und werden im Zuge der Kriege und Spannungen in der Ukraine, Israel und Taiwan wohl weiter zunehmen.

Es zeigt sich klar die Dominanz der Fiskalpolitik über die Finanzpolitik. Die FED mag die Zinsen erhöhen oder senken, doch den Staat als größten Schuldner interessiert das nicht. Er braucht Geld, und das Jahr für Jahr mehr. 70 Prozent der Staatsschulden sind die seit dem Zweiten Weltkrieg aufgelaufenen Zinsen.

Die aktuellen Staatsschulden belaufen sich auf etwa 35,3 Billionen US-Dollar. Allein etwa eine Billion US-Dollar wird durch Zinszahlungen hinzukommen. Die absolute Höhe der Schulden sagt jedoch nichts über einen möglichen Zusammenbruch eines Landes aus, solange alle an das System glauben, dass neue Schulden die alten samt den Zinsen ablösen und somit die Schulden refinanziert werden können. Wenn das Vertrauen in den Staat erodiert und keiner mehr die Schulden kauft, wird es kritisch.

China, ehemals größter Gläubiger der USA, lässt seine US-Staatsanleihen nur noch fällig werden und verlängert nicht. Mehr noch, sie verkaufen aktiv beständig am Markt, da sie am Beispiel Russland sehen konnten, was passiert, wenn man gegen die Interessen der USA handelt. Hier muss Ersatz gefunden werden. Noch scheint dies zu funktionieren, aber der Druck, höhere Zinsen für die langlaufenden Anleihen bieten zu müssen, könnte zunehmen und somit die Solidität weiter verschlechtern.

Es ist zu erwarten, dass sich die Inflation auf ein strukturell höheres Niveau bewegen wird, bedingt durch Kriegsausgaben, Demografie, De-Globalisierung und die Umstellung auf „grün“. Insofern sind Substanzwerte wie Aktien in der Geldanlage zu bevorzugen. Die kurzfristigen Zinsen mögen von der FED beeinflusst werden können, aber die langfristigen bestimmt der Kapitalmarkt. Wir halten uns von langlaufenden Renten fern und fühlen uns langfristig im „Value-Lager“ wohl.

Wir wissen: alles verläuft in Zyklen. Es gibt Zeiträume, da entwickeln sich große Firmen besser als kleine, Substanzwerte besser als Wachstumswerte, Amerika besser als Europa oder Asien. Unvermittelt sind bestimmte Themen oder Rohstoffe en vogue. Die Schwierigkeit dabei ist, zu prognostizieren, wann diese Zyklen beginnen oder enden.

Deswegen mischen wir verschiedene Ansätze von Fonds in einem Depot, um unter geringeren Schwankungen das Vermögen langfristig zu mehren.

Hier finden Sie weitere Infos zum TiAM FundResearch 14-Daily-Wettbewerb für Vermögensverwalter

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