Indexpolicen im Praxis-Check

Indexpolicen sind die neuen Umsatzbringer und Hoffnungsträger in der Vermittlerbranche. Vor- und Nachteile der Produkte müssen den Kunden allerdings gut erklärt werden.

21.01.2019 | 13:30 Uhr

Im Kampf um die Auffüllung der Versorgungslücken der Bundesbürger hat die Versicherungsbranche lange Zeit nach überzeugenden Argumenten für ihre Produkte gesucht. Denn klassische Kapitallebensversicherungen rechnen sich in Zeiten ultraniedriger Zinsen und angesichts der strengeren Regulierung weder für die Anbieter noch für die Kunden. Da hatte es die Fondsindustrie in den zurückliegenden Jahren leichter. Aktien sind langfristig ohnehin die renditestärkste Anlageklasse. Im Zuge der scheinbar unendlich aufstrebenden Kurse an den Kapitalmärkten konnte die Fondsindustrie diesen Umstand auch endlich im Land der Aktienmuffel offensiv vertreten und Kapital daraus schlagen. Die Nettomittelzuflüsse in Investmentfonds und insbesondere in kostengünstige ETFs in den vergangenen Jahren geben Zeugnis davon.
Doch angesichts der Kurseinbrüche im letzten Quartal 2018 und aktuell düsterer Konjunkturprognosen sind viele, die mit dem Kauf von Aktien geflirtet haben, wieder verunsichert worden. Der Versicherungsbranche kommt das derzeit vielleicht nicht ungelegen. Denn plötzlich kann sie offensiv mit einer Produktgattung werben, die zwar eine Beteiligung an Aktiengewinnen verspricht, gleichzeitig aber auch sicherheitsbedürftigen Anlegern Schutz vor Verlusten bietet. Die Rede ist von Indexpolicen.

Aktuell haben 18 Lebensversicherungsunternehmen Indexpolicen im Produktangebot. Letztlich sind die Produkte Aktienspar-Investments im Versicherungsmantel. Doch diese Mäntel lassen sich, anders als klassische UCITS-Fonds, sehr individuell stricken. So gibt es eine beliebte Variante, bei der sich der Kunde zum Jahresanfang entscheiden kann, ob er die Überschussbeteiligung aus dem Sicherungsvermögen erhält oder im selben Volumen am Erfolg eines Aktienindex partizipiert. Das besondere Verkaufsargument für solch eine Police: Die Kunden können auf keinen Fall dabei Geld verlieren. Schließt der betreffende Aktienindex nach einem Jahr im Minus, steht für den Kunden kein Minuszeichen, sondern nur eine Null unterm Strich.

Die Sicherheit hat natürlich ihren Preis. Der Gewinn wird entweder durch einen Cap oder eine prozentuale Beteiligung deutlich unter 100 Prozent an der Indexperformance beschränkt. Wird zum Beispiel bei drei Prozent Jahresrendite ein Cap gezogen, partizipieren Anleger an einer möglichen Indexentwicklung von neun Prozent nur zu einem Drittel. Letztlich ist es ein Tauschgeschäft: Sicherheit gegen Rendite. Umsonst gibt es eben weder das Eine noch das Andere. Das muss Kunden deutlich dargelegt werden.

So haben die Policen zuletzt performt

Zwar konnten sich in den vergangenen Jahren vor allem Aktienfonds-Besitzer freuen: Bis 2017 ging es ja stets nach oben mi den Kursen. Davon haben jedoch auch die Besitzer von Indexpolicen profitiert. Sie konnten in den vergangenen Jahren oft ordentliche Renditen erzielen, die deutlich über dem lagen, was Rentenpapiere boten. Indexjahre, die im Börsenjahr 2017 endeten, schafften zum Teil Erträge jenseits der fünf Prozent.

Im vergangenen Jahr war damit leider Schluss. Die internationalen Leitbörsen rutschten insbesondere im letzten Quartal 2018 ins Minus. Dementsprechend mager fielen auch die Renditegutschriften der Indexpolicen aus. „Das Jahr 2018 war kein gutes Jahr für Indexpolicen“, sagt Michael Hauer, Geschäftsführer des Instituts für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP). Das IVFP hat die Rendite von Indexpolicen in einer aktuellen Analyse untersucht. Einen Überblick über die erzielten maßgeblichen Renditen aller am Markt vorhandenen Indexpolicen liefert folgende Tabelle:

Bei der Analyse der Zahlen wird deutlich: Jahre mit einer Rendite von null Prozent sind bei Indexpolicen gar nicht ungewöhnlich. Durchschnittlich jedes zweite Jahr gab es keine Renditegutschrift aus der Indexpartizipation. In den anderen Jahren hingegen profitierten Kunden oftmals von überdurchschnittlichen Wertentwicklungen, sodass im Durchschnitt eine mittlere Rendite von knapp fünf Prozent erzielt wurde. Entscheidend dabei ist eine stetige Beteiligung am Index.

So taugen in der langfristigen Betrachtung Indexpolicen auf den ersten Blick als ernsthafte Alternative zu Rentenpapieren – mit einer Überrenditen zu Anleihen, dem Sicherheitsversprechen klassischer Kapitallebensversicherungen und dem Anspruch, von der Performance des Aktienmarktes profitieren zu können. Eine Art Eier legende Wollmilchsau.

Was Berater ihren Kunden allerdings auch sagen sollten: In guten Börsenjahren wird gegenüber Aktien Rendite verschenkt. Und in schlechten Börsenjahren steht einfach nur die Null. Das Geld unters Kopfkissen zu legen, würde in den schwachen Börsenjahren eine ebenso gute Rendite bringen. Als Kunde gerade jetzt eine Indexpolice abzuschließen, ist angesichts schwächelnder Börsen deshalb eigentlich kein guter Zeitpunkt.

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