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Analysten-Sentiment: USA rauf, Deutschland runter

US-Wirtschaft ist widerstandsfähig
Anlagestrategie

Das Analystensentiments in internationalen Wirtschaftsleitmedien zeigt: Die Finanzexperten sehen die Entwicklung in den USA positiver, Deutschland und China fallen zurück.

02.07.2024 | 13:30 Uhr von «M. Vollbracht und H. Naumer»

Die Finanzprofis rechnen offenbar kaum noch mit einem „soft landing“ und schon gar nicht mit einem „hard landing“ der größten Volkswirtschaft der Welt. Der vom Züricher Medienanalyseinstitut erhobene Indexwert für die zukunftsbezogenen Einschätzungen mit Blick auf die USA verbesserte sich seit Herbst letzten Jahres kontinuierlich von -5,3 Punkten im dritten Quartal 2023 auf +11,3 Punkte im angefangenen zweiten Quartal 2024. Dahinter stehen nicht nur einzelne Stories wie der Halbleiterhersteller NVIDIA. Gerade auch die volkswirtschaftlichen Zukunftseinschätzungen haben sich in diesem Zeitraum von -11,7 auf -3,2 Punkte verbessert. Während wichtige Indizes in Europa (z.B. DAX40, Eurostoxx50) oder Asien (z.B. SSE) zuletzt seitwärts oder sogar leicht abwärts tendieren, scheint die Zuversicht im US-Markt (z.B. S&P500, NASDAQ) ungebrochen. Dies wird nicht zuletzt im Juni durch ein optimistischeres Bild zur Wirtschaftsentwicklung in wichtigen Medien wie CBS Evening News oder Fox News sichtbar.

Analystensentiment 2. Quartal

Dennoch gibt es in den Analysteneinschätzungen auch Unsicherheitsfaktoren für die weitere Entwicklung in den USA. Dazu zählt die Fragen nach der Zinspolitik der Notenbank und dem Ausgang der Präsidentschaftswahlen in den USA.

Welche Signale sendet das Analystensentiment im Hinblick auf Deutschland? In der Kommentierung des Europameisterschaftsspiels gegen die Schweiz wurde die deutsche Mannschaft – nach zuvor zwei erfolgreichen Spielen – mit dem 1:1 in einem Medium als „zerbrechlich“ bezeichnet. Gemeint ist eine fähige Mannschaft, der es aber an Resilienz und Kampfkraft fehlt. Das passt zur Analyse des Sentiments der Börsenprofis: deren veröffentlichte Zukunftseinschätzungen haben sich von +14,3 im ersten Quartal auf -4 im angefangenen zweiten Quartal verringert. Die Trendwende in Richtung eines dauerhaften Aufschwungs scheint damit noch nicht geschafft. Auch angesichts des Rechtsrucks in der Europawahl und einigen Kommunalwahlen sehen die Medien vor allem Versäumnisse in der Wirtschaftspolitik der Bundesregierung.

China schafft es ebenfalls nicht, die Analysten von einem stabilen Aufwärtstrend zu überzeugen. Nach einer längeren Erholungsphase im Sentiment zwischen dem zweiten Quartal 2023 (-11,4 Punkte) und dem ersten Quartal 2024 (+6,7 Punkte) nahm die Zuversicht zuletzt wieder ab und erreichte einen Wert von +2,2 im angefangenen zweiten Quartal. Während vor einem Jahr zum Beispiel die deutsche Presse von einem dynamischen Durchmarsch der chinesischen Autobauer ausging, ist das Zukunftssentiment zu BYD zuletzt nur ausgewogen.

Was lässt sich aus der Analyse der über 56.000 untersuchten Analystenaussagen für die kommenden Wochen schließen? Das Vertrauen in Deutschland ist an den Märkten noch nicht stabilisiert, positive wie negative Überraschungen sind möglich, aber die politische Unsicherheit scheint einem Durchstarten der Wirtschaft aus der schwachen Lage im Wege zu stehen. Die Perspektiven der USA werden dagegen anhaltend positiver bewertet, während die Zuversicht für Investments mit Bezug zu China zuletzt wieder abgenommen hat.

Das Stimmungsbild der Analysten steht dabei teilweise im Widerspruch mit der makroökonomischen Entwicklung. Spannend wird es zu sehen, ob das Analystensentiment mit Blick auf die USA der dortigen Konjunkturlage vorausläuft. Tatsächlich zeigt der von Allianz Global Investors ausgewertete, sehr breite makroökonomische Datenkranz auf ein „soft landing“ Szenario hin, dass dem berühmten Goldlöckchen-Paradigma entspricht: Die Konjunktur schwenkt auf einen Pfad entlang des Potenzialwachstums ein und läuft weder zu heiß noch zu kalt, um für Inflation zu sorgen. Zwar hat sich der Markt mittlerweile auf nur noch eine Zinssenkung der US-Zentralbank Federal Reserve eingestellt, könnte aber schnell enttäuscht werden, wenn der Inflationsrückgang in den USA ausbleibt. Das wäre dann mit dem medialen Stimmungsbild des „no landings“ vereinbar, das eben mit dem Preis ausbleibender Zinsschritte einherginge – oder sogar mit einer Anhebung.

Das sich auffällig negativ entwickelnde „Meinungsklima“ (Nölle-Neumann) für Deutschland spiegelt sich mit der aktuellen ökonomischen Lage. So zeigt sich z.B. das zwischenzeitliche Aufbäumen des ifo-Geschäftsklimaindexes als nur von kurzer Dauer. Sein Niveau ist in bedenkenswertem Ausmaß rezessiv. Entsprechend gering sind auch die Wachstumserwartungen für das laufende Jahr.

Mit Blick auf China bleibt es spannend, ob die zuletzt zu beobachtenden Mittelzuflüsse aus dem Ausland nur ein Strohfeuer waren – worauf die Analystenstimmung schließen lässt – oder ob die Maßnahmen der chinesischen Regierung zur Stabilisierung des Immobilienmarktes zu einem Stimmungsumschwung führen.

Insgesamt zeigt sich eine bemerkenswerte Divergenz zwischen dem von Einzeltitelanalysten („bottom up“) geprägtem Bild gegenüber der makroökonomischen Großwetterlage („top down“).


Zu den Autoren: 

Dr. Matthias Vollbracht ist Direktor Resarch Media Tenor International AG

Dr. Hans-Jörg Naumer ist Director Global Capital Markets & Thematic Research AllianzGI

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