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Expertenausblick 2024: „Die Performance des S&P 500 in US-Wahljahren ist seit 1928 durchweg positiv.“

Kapitalmarkttrends für das kommende Jahr
Analyse

Jede Woche veröffentlichen führende Vermögensverwalter weltweit zahlreiche fundierte Einschätzungen zu den Finanz- und Kapitalmarktmärkten. Um einen Überblick zu erhalten, fasst TiAM FundResearch regelmäßig die wichtigsten Aussagen für Sie kompakt zusammen.

18.12.2023 | 12:05 Uhr von «Peter Gewalt»

Zum Jahresende hin stehen bei den Finanzmarktexperten die Aussichten für die Aktien- und Anleihemärkte im kommenden Jahr im Fokus.

So analysiert Maurizio Porfiri, CIO von CAT Financial Products, die Aussichten des US-Aktienmarktes im Jahr der US-Präsidentschaftswahlen: 
„Im Jahr 2024 befinden wir uns im vierten Jahr des Präsidentschaftswahlzyklus in den USA. Ein genauer historischer Rückblick auf vergangene Wahljahre zeigt, dass negative Performances in dieser besonderen Phase äußerst selten waren. Rezessionen, die mit einem Wahljahr zusammenfallen, gab es in der Geschichte nur viermal: 1932, 1980, 2008 und zuletzt 2020. Was diese Beobachtungen noch bemerkenswerter macht, ist die noch seltenere Kombination einer negativen Rendite in einem Wahljahr mit einer Rezession. Diese besondere Konstellation trat nur zweimal auf, nämlich 1932 und 2008.

Diese technische Evidenz unterstreicht die außergewöhnliche Seltenheit eines negativen Wirtschaftsszenarios in einem Wahljahr. Die historischen Daten bieten somit eine gewisse Beruhigung und unterstützen einen positiven Ausblick auf das Jahr 2024. Auch wenn vergangene Trends keine exakte Vorhersage für die Zukunft darstellen, so liefern sie doch Hinweise auf eine generelle Stabilität in Wahljahren. Diese Stabilität könnte darauf hindeuten, dass wirtschaftliche Unsicherheit und Rezessionen in Wahljahren eher die Ausnahme als die Regel sind.

S&P 500 in US-Wahljahren
S&P 500 in US-Wahljahren
S&P 500 in US-Wahljahren

„Die historische Performance des S&P 500 in Wahljahren, insbesondere seit 1928, ist durchweg positiv. Unabhängig davon, ob Demokraten oder Republikaner an der Macht sind, beträgt die durchschnittliche Performance +7,73 %. Betrachtet man jedoch nur die Perioden unter republikanischer Führung, so steigt die durchschnittliche Performance auf +12,11 %. Diese Daten deuten darauf hin, dass die Finanzmärkte in Wahljahren generell positiv reagieren, wobei die republikanische Führung einen zusätzlichen positiven Impuls geben kann.
Interessant ist, dass diese positive Performance oft von einer schwachen Performance in der ersten Jahreshälfte begleitet wird, gefolgt von einem starken Sommer und Spannungen in den Monaten vor der Wahl. Dieses Muster könnte auf Unsicherheiten und Wahlkampfthemen zurückzuführen sein, die die Märkte beeinflussen.
Für 2024 erwarten wir ein ähnliches Szenario. Ausgehend von historischen Trends ist ein moderater Start zu erwarten, gefolgt von einem stärkeren Sommer und möglichen Spannungen vor den Wahlen. Die Märkte könnten auf politische Entwicklungen und Wahlkampfthemen reagieren, und Anleger sollten sich auf mögliche Unsicherheiten einstellen."


Colin Dryburgh, Multi-Asset Investment Manager bei Aegon Asset Management, empfiehlt Qualitätsaktien für 2024:
„Unabhängig davon, auf welchem Markt die Unternehmen tätig sind, wird das kommende Jahr wahrscheinlich eine Reihe von Herausforderungen mit sich bringen, die sich von denen der jüngsten Vergangenheit unterscheiden. Die größte Herausforderung ist die Bewältigung des Preisverfalls, in einigen Fällen sogar der Deflation, vor dem Hintergrund einer schwächeren Nachfrage. Wir gehen davon aus, dass ein Gewinnwachstum nur schwer zu erzielen sein wird und die derzeitigen Erwartungen wahrscheinlich enttäuscht werden. Dies spricht erneut für eine Ausrichtung auf Qualitätsunternehmen und eine Aktienauswahl mit Schwerpunkt auf Bilanzstärke und Rentabilität.
Geografisch gesehen ist die US-Wirtschaft nach wie vor relativ stark und ihre Führungsposition am Aktienmarkt könnte sich ausweiten; die Aktien kleiner und mittlerer Unternehmen haben nachgelassen und die Bewertungen sind attraktiver. Japanische Aktien dürften weiterhin von Unternehmensumstrukturierungen, Aktienrückkäufen und niedrigen inländischen Zinssätzen profitieren, während Kontinentaleuropa durch seinen schlechten Konjunkturverlauf belastet werden dürfte. In Großbritannien scheinen viele Vermögenswerte nach wie vor unbeachtet und unterbewertet zu sein.

Zwar gibt es mit der Wahrscheinlichkeit von Zinssenkungen und einem unternehmensfreundlicheren Ton beider politischer Parteien potenzielle Katalysatoren, doch sind diese vielleicht keine schnelle Lösung. Wer Aktien auswählt, wird in diesem breiten Spektrum Nuancen und Chancen finden.
Zinssenkungen werden auch die Devisenmärkte im Jahr 2024 prägen, wobei der US-Dollar der wichtigste Nutznießer sein wird, da andere große Zentralbanken die Zinsen zuerst senken. Dies wird wahrscheinlich einige der bereits in den Industrieländern festgestellten Präferenzen verstärken und einer erneuten Begeisterung für die Schwellenmärkte entgegenwirken.

Vor allem die Kombination aus einem Wendepunkt auf dem Zinsmarkt und der anhaltenden makroökonomischen Unsicherheit wird für die Anleger sowohl Herausforderungen als auch Chancen mit sich bringen, die es zu bewältigen gilt. Die Erträge werden eine wichtige Komponente der Gesamtrendite sein. Eine flexible und wendige Vermögensallokation wird der Schlüssel sein."

Quelle: Trading Economics

Ben Way, Group Head bei Macquarie Asset Management, analysiert die entscheidenden Themen für die wichtigsten Anlageklassen im kommenden Jahr:

„Macquarie Asset Management geht davon aus, dass börsennotierte Aktien aufgrund des volatileren wirtschaftlichen Umfelds und der Tatsache, dass Anleihen wieder zu einer lohnenden Alternative geworden sind, unter Druck geraten werden. Obwohl die Bewertungen von US-Großunternehmen überzogen erscheinen, sieht das Unternehmen Chancen bei US-Small Caps und gelisteten Real Assets. Außerhalb der USA könnten europäische Aktien aus Bewertungsgründen zunehmend attraktiv für Anleger werden.

Vor dem Hintergrund einer rückläufigen Inflation, eines sich verlangsamenden BIP-Wachstums, pausierenden Zentralbanken und wenig eingepreisten Zinssenkungen in den nächsten 12 Monaten sieht Macquarie Asset Management Anleihen als gutes Investment an. Die Kreditaufschläge sind jedoch nicht auf einem Niveau, das mit rezessiven Bedingungen vereinbar ist, weshalb das Team Anleihen am risikoarmen Ende des Spektrums bevorzugt. In den USA bieten nach Ansicht von Macquarie Asset Management auch kommunale Anleihen und forderungsbesicherte Wertpapiere staatlich geförderter Hypothekenbanken (sog. agency mortgage-backed securities) eine gute risikoadjustierte Renditechance.
Der Bereich der realen Vermögenswerte zeichnet sich durch die defensiven Eigenschaften von Infrastruktur, ihre Fähigkeit zur Absicherung gegen Inflationsschübe und ihre vergleichsweise hohen Renditen aus. Diese Eigenschaften dürften Anleger im erwarteten makroökonomischen Umfeld im Jahr 2024 besonders ansprechend finden. Darüber hinaus ist der Bereich stark von langfristigen Wachstumstrends wie der Energiewende und der Digitalisierung geprägt. Nach zwei herausfordernden Jahren dürfte die Preisanpassung im Immobiliensektor Chancen eröffnen, insbesondere in den Bereichen Mietwohnungen und Logistik, die durch stärkere Nachfragetreiber und einen Rückgang des neuen Angebots unterstützt werden. Der Bürosektor hat weiterhin mit den Auswirkungen durch die Nutzung von Home-Office zu kämpfen, könnte aber 2024 Möglichkeiten zur Umnutzung und Neupositionierung eröffnen, da die Preise unter die Wiederbeschaffungskosten sinken.

Quelle: Trading Economics

Die Investment-Bank Jefferies hat ihren Makro-Ausblick für 2024 veröffentlicht. Darin vertritt Mohit Kumar, Chief European Economist, unter anderem folgende Ansichten:
- Die Wirtschaft dürfte sich früher abschwächen, als der Markt erwartet. In den USA und Europa kann aber eine schwere Rezession vorrausichtlich vermieden werden.
- Die Zentralbanken dürften weniger aggressiv agieren als derzeit von den Märkten eingepreist wird. Die erste Zinssenkung wird vermutlich im Juni 2024 von der Fed/EZB vorgenommen.
- Die Fiskalpolitik dürfte expansiv sein, oder zumindest nicht restriktiv. 2024 stehen Neuwahlen in mehreren Ländern an, die gemeinsam für 50 Prozent des weltweiten BIP stehen.
- Anleger sollten vorsichtig und flexibel agieren. Das Timing dürfte wichtiger sein als die richtige makroökonomische Sichtweise.
- 2024 dürfte das Jahr der Festverzinslichen werden. Front-End-Zinsen und Kredite werden vermutlich besser abschneiden als Aktien.
- Strukturell steilere Kurven: Der Schwerpunkt sollte auf Long-Positionen bei Zinsen und Krediten im Bereich unter 5 Jahren liegen.
- Aktien: Bis Anfang Februar noch long. Schlechtere Ergebnisse werden vorrausichtlich bis Mitte Q1 2024 zu schlechten Nachrichten. Qualitätsaktien und defensive Werte sollten gegenüber Wachstums- und zyklischen Werten bevorzugt werden.
- Niedrigere Leitzinsen und schwächerer US-Dollar wirken sich positiv auf Schwellenländer aus.
- Es ist unwahrscheinlich, dass China die große Bazooka einsetzt. Der USDJPY-Handel könnte ab dem vierten Quartal des kommenden Jahres endlich funktionieren, da die Bank of Japan aus ihrer YCC- und NIRP-Politik aussteigt.
- Es ist nicht alles düster. Ab H2 dürfte sich das Wachstum erholen. Die zweite Jahreshälfte könnte positiv für Wachstum und risikoreichere Anlagen sein.

Quelle: Trading Economics

Stefano Zoffoli, Chefstratege bei Swisscanto, bewertet den Schweizer und US-Aktienmarkt als attraktiv:
„Kurz vor dem Jahresende notieren zahlreiche Aktien- und Anleihensegmente im Plus und entsprechend dürfte sich 2023 als zufriedenstellendes Anlagejahr einreihen. Bei Aktien waren es insbesondere japanische Papiere - allerdings mit Währungsabsicherung - und beispielsweise die ‚Big Seven‘, wie Apple & Co. mittlerweile gerne genannt werden, die outperformten. Und im Bereich Anleihen erzielten High Yield-Bonds bis dato überdurchschnittliche Erträge. Angesichts der heftigen geldpolitischen Straffung sind diese ansehnlichen Ergebnisse zum Teil außergewöhnlich.

Für 2024 erwarten wir ein Finanzjahr mit zwei Gesichtern. Für die erste Hälfte gilt erst einmal abzuwarten, da die bremsende Wirkung der höheren Zinsen sich nun verstärkt auf Konsum und Investitionen niederschlägt, und defensiv zu agieren, um dann im zweiten Halbjahr, getrieben von ersten Zinssenkungen, durchzustarten“, sagt Stefano Zoffoli, Chefstratege bei Swisscanto. Weiter meint Zoffoli: „Der massive Fiskalstimulus in den USA verschob die Rezession. Denn die US-Regierung stimulierte in diesem Jahr bereits so, als wären wir in einer selbigen. Dieser starke Impuls fällt 2024 weg und dazu kommt, dass dem US-Verbraucher langsam die Puste ausgeht. Dies ist deutlich erkennbar an den zunehmenden Verspätungen bei Zahlungen der Kreditkarten- und Autokreditsalden. Daher unsere Zurückhaltung für die ersten sechs Monate in 2024. Für mehr Offensive im zweiten Halbjahr spricht die zu erwartende Wende bei den Zentralbanken. Wenn sich die Inflationsdaten in den gewünschten Sphären bewegen, kann es zu raschen Zinssenkungen kommen, insbesondere da die Zentralbanken in einer Rezession normalerweise nicht restriktiv bleiben.“
„Konkret halten wir im Aktiensegment aktuell und bis zur Jahresmitte US Mega-Caps und den Schweizer Aktienmarkt für attraktiv, da sich beide robust verhalten bei einer Konsumschwäche. Die US Mega Caps zeichnen sich durch starkes Gewinnwachstum aus und Schweizer Aktien sind interessant aufgrund ihrer stabilen und steigenden Dividenden.

Generell sehen wir jedoch für das gesamte Jahr eine Aktienprogression trotz Rezession in der ersten Jahreshälfte, denn die hohen Cash-Bestände sprechen zusammen mit wieder sinkenden Finanzierungskosten für Aktien. Offensive sollte im zweiten Halbjahr Trumpf sein.

Quelle: Trading Economics

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