Der Autor verantwortet bei CAPZA die Finanzierungen für die
DACH-Region. Seit fast 30 Jahren liegt sein Fokus auf Fremdkapitallösungen,
zunächst bei HVB/Unicredit, dann Avenue Capital und seit fünf Jahren bei CAPZA,
einem paneuropäischen Investor für Private Debt und Private Equity.
Private Debt nimmt in den Portfolios professioneller
Investoren inzwischen einen immer größeren Raum ein. Das wichtigste Argument
ist dabei das attraktive Risiko-Rendite-Profil dieser Anlageklasse.
Private-Debt-Anleger profitieren sowohl von einer Illiquiditäts- als auch von
einer Komplexitätsprämie. Je nach Laufzeit und Risikoprofil realisieren
versierte Manager Renditeaufschläge von zwei bis fünf Prozent gegenüber
vergleichbaren liquiden Investments. Voraussetzung ist allerdings langjährige
Erfahrung des Private-Debt-Managers über mehrere Wirtschaftszyklen.
Ein weiterer Vorzug von Private Debt ist die geringere
Volatilität dieser Investments und ihre weitgehende Abkoppelung von
Marktschwankungen. Private Kredite werden typischerweise bis zur Rückzahlung
gehalten und vierteljährlich bewertet. Vor allem regulierten Investoren gefällt
die gegenüber Anleihen geringere Volatilität. Private Debt generiert zudem
planbare Cashflows durch regelmäßige Ausschüttungen der Zins- und
Provisionserträge.
Verschiedene langfristige Studien zeigen eine Korrelation
von deutlich unter eins zwischen Private Debt und vergleichbaren liquiden
Unternehmensanleihen. Private Debt diversifiziert also ein Portfolio und eignet
sich somit gut als Beimischung. Die Kombination unterschiedlicher
Private-Debt-Strategien bietet weitere Diversifikationsmöglichkeiten.
Gut zur Risikoreduzierung
Private-Debt-Manager fokussieren sich zum Beispiel auf
bestimmte Finanzierungsanlässe oder unterschiedlich besicherte Teile der
Fremdkapitalstruktur eines Unternehmens. Finanzierungsanlässe sind beispielsweise
Wachstums- oder Akquisitionsfinanzierungen oder Kredite für Unternehmen in
Problemsituationen. Der Rang der Sicherheiten im Verwertungsfall klassifiziert
sich in erstrangige (Senior) Darlehen, die mit einem
Investment-Grade-Kreditprofil vergleichbar sind, sowie in nachrangige (Junior)
Darlehen, die einem High-Yield-Kreditprofil entsprechen. Unitranchen
kombinieren eine erstrangige Besicherung mit einem höheren Verschuldungsgrad,
um entsprechend höhere Renditen zu erwirtschaften.
Insofern erstaunt es nicht, dass laut Bundesverband
Alternative Investments (BAI) inzwischen zwei Drittel der deutschen Investoren
in Private Debt investieren, wobei besicherte Wachstumsfinanzierungen für
mittelständische Unternehmen derzeit mit Abstand den größten Anteil ausmachen.
Seit der globalen Finanzkrise ist der Private-Debt-Markt
stark gewachsen. Banken waren mit höheren Eigenkapitalanforderungen
konfrontiert, doch Kreditfonds haben die Lücke geschlossen. Private Debt hat
beispielsweise bei der Akquisitions- und Wachstumsfinanzierung die Banken
weitestgehend verdrängt. Außerdem fördern die EZB, die EIB und die KfW den
Private-Debt-Markt, um den Unternehmen Finanzierungsalternativen zu
ermöglichen.
Steigende Zinsen sind von Vorteil
Mit Blick auf Zinswende, Inflation und trübere
Konjunkturaussichten geraten die Renditen festverzinslicher
Unternehmensanleihen unter Druck. Private Debt entwickelt sich jedoch auch in
diesem für Anleihen ungünstigen Umfeld weiterhin gut. Der Grund:
Private-Debt-Finanzierungen sind in der Regel variabel verzinslich und bieten
in Abhängigkeit vom Risiko eine Zinsmarge in der Größenordnung von 250 bis über
800 Basispunkten gegenüber einem Referenzzins, typischerweise dem
3-Monats-Euribor.
In den letzten Jahren war dieser Basiszinssatz auf ein
Minimum von null Prozent vertraglich festgelegt. Steigt nun der
Referenzzinssatz, erhöht sich entsprechend die Verzinsung der
Private-Debt-Investoren. Anders als bei klassischen festverzinslichen Bonds
gehen bei Private Debt mit steigenden Zinsen keine Marktwertverluste einher.
Die finanzierten Unternehmen sind jedoch vertraglich verpflichtet, sich gegen
steigende Zinsen abzusichern, um die Cashflow-Belastung hieraus so gering wie
möglich zu halten.
In einer Welt mit hohen Inflationsraten zeigt sich, wie
wichtig eine hohe Preissetzungsmacht für ein Unternehmen ist.
Lieferantendiversifikation, mögliche Absicherung durch langfristige
Lieferverträge, eine hohe Verbundenheit der Mitarbeitenden mit ihrem
Unternehmen, ein sehr gut aufgestelltes Recruitment und eine nachhaltige
Unternehmensstrategie sind wesentliche Eckpfeiler für langfristiges Wachstum
wie auch Erfolg und Aspekte, die in die Kreditprüfung einfließen.
Naturgemäß können sich in einem solchen Umfeld
überdurchschnittlich wachsende Unternehmen leichter anpassen als beispielsweise
zyklische Unternehmen. Eine der Lehren aus der globalen Finanzkrise ist eine
Fokussierung von Private-Debt-Managern auf weniger zyklische Sektoren wie Technologie, Gesundheit, Dienstleistungen und Nahrungsmittel.
ESG auch bei Private Debt ein Muss
Auch bei Private Debt ist das Thema ESG in den letzten
Jahren stärker in den Fokus gerückt. Für Private-Debt-Fonds bedeutet dies
einerseits, dass das Reporting entsprechend gemäß den Bedürfnissen der Anleger
auszubauen ist. Eine Zertifizierung nach Artikel 8 der
Offenlegungsverordnung sollte der Anspruch der Private-Debt-Manager sein.
Voraussetzung dafür ist, ESG-Anforderungen mit der Kreditvergabe zu verknüpfen.
Teil der Unternehmensanalyse ist eine Bestandsaufnahme zu ESG-Themen und die
Identifizierung von Verbesserungsfeldern. Investoren und die Unternehmen
profitieren davon, da eine kontinuierlich verbesserte Nachhaltigkeit zu leicht
niedrigeren Kreditmargen führt. Zudem sind nachhaltigere Unternehmen für Kunden
und Arbeitnehmer attraktiver.
Checkliste für den Anlageerfolg
Bei der Auswahl eines Private-Debt-Fonds sollten Investoren
die folgenden fünf Punkte unbedingt beachten.
- Expertise des Private-Debt-Managers: Manager sollten
über einen langjährigen und überzeugenden Track Record verfügen, der
idealerweise über mehrere Konjunkturzyklen reicht.
- Historische Ausfallraten: Durch die Analyse
historischer Ausfallraten lassen sich zwar keine künftigen Ergebnisse
garantieren, sie können aber als guter Indikator für die Leistungsfähigkeit des
Private-Debt-Managers herangezogen werden. Idealerweise reicht der Track Record
bis vor die Finanzkrise zurück. Hauptentscheidungsträger sollten über den
historischen Zeitraum mit an Bord gewesen sein und auch aktuell die
Investmententscheidungen mit verantworten.
- Risiko-Rendite-Profil: Heute werden für annähernd
jedes Risiko-Rendite-Profil Private-Debt-Fonds angeboten. Die Rendite hängt
unter anderem von der Sicherheitenposition der Kredite ab. Mezzanine-Kredite
erzielen zum Beispiel eine deutlich höhere Rendite als erstrangig besicherte
Kredite. Unitranche-Finanzierungen liegen in der Mitte.
- Branchenfokus: Private-Debt-Fonds investieren bei
einer durchschnittlichen Laufzeit von acht Jahren über unterschiedliche
Konjunkturzyklen. Nichtzyklische Branchen sind daher naturgemäß mit geringeren
Risiken verbunden. Weitreichendes Expertenwissen ist speziell bei Fonds mit
Sektorfokus sehr wichtig.
- Länder- und Regionenfokus: Private-Debt-Fonds sind entweder global oder regional
(Europa, Kontinentaleuropa, USA, Asien) aufgestellt. Der Fondsmanager muss über
eine langjährige lokale Expertise, profunde Marktkenntnisse sowie
regulatorische und rechtliche Expertise verfügen und diese in den
Transaktionsstrukturen vorteilhaft umsetzen. Ein lokales Team in den
Zielländern bringt erhebliche Vorteile und wird auch von den finanzierten
Unternehmen sehr geschätzt.
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