Lange waren Dividenden die Stars in
Zeiten niedriger Zinsen. Aktien von Unternehmen, die regelmäßig Geld an ihre Aktionäre
ausschütten, galten als Wunderwaffe, um einfach und bequem ein Zusatz-Einkommen
zu generieren. Verlockend war auch der Gedanke, dass die Ausschüttungen im
Portfolio eine Pufferfunktion erfüllen – Dividenden in Krisenzeiten also
Kursverluste an anderer Stelle abfedern können. Dieses Versprechen wird nun auf
eine harte Probe gestellt: Das Corona-Virus hat die Wirtschaft und die Finanzmärkte
schwer getroffen. In den vergangenen Tagen verzeichnete der deutsche Leitindex
Dax die größten Verluste seit der Finanzkrise im Jahr 2008. Je länger die
wirtschaftliche Ausnahmesituation andauert, umso deutlicher zeigt sich, dass
die Epidemie an niemandem spurlos vorbei gehen wird.
Auch Dividenden-Jäger müssen sich auf
schmerzhafte Einschnitte einstellen. Viele deutsche Aktienunternehmen hatten
bereits vor dem Ausbruch der grassierenden Pandemie angekündigt, ihre
Dividenden in der diesjährigen Saison zu kürzen. Beispiel Daimler: Jahrelang
war der Autobauer der Rekordzahler im Dax. Jüngst aber kündigte er an, wegen
schwächelnder Gewinne die Dividende von 3,25 Euro auf nur noch 90 Cent je Aktie
einzudampfen. Auch die Deutsche Telekom kürzt ihre jährliche Ausschüttung, und
zwar um 10 Cent auf 60 Cent pro Aktie. Die Unternehmen Sixt, Lufthansa und MTU
haben ihre Dividende mittlerweile sogar ganz gestrichen.
Damit nicht genug: Um die Ausbreitung
der neuartigen Lungenkrankheit zu stoppen, denken nun immer mehr Unternehmen
darüber nach, ihre Hauptversammlung auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Als
erstes Dax-Unternehmen verschob am Freitag der Autozulieferer Continental sein
jährliches Aktionärstreffen, das eigentlich am 30. April stattfinden sollte.
„Die Veranstaltung wird innerhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Frist von
acht Monaten nach Beginn des Geschäftsjahres stattfinden. Der genaue Termin
wird zu gegebener Zeit bekannt gegeben“, heißt es in einer Mitteilung des
Konzerns. Inzwischen haben auch Daimler und die Deutsche Telekom ihre
Hauptversammlung vorerst verschoben.
Alternativen zur Präsenzveranstaltung
Für Anleger hat die Absage auf Zeit
mehrere unangenehme Folgen. Zum einen verschiebt sich mit der Hauptversammlung
auch die Ausschüttung der so sehnlich erwarteten Dividende. Zum anderen ist die
Veranstaltung für Aktionäre aber auch das wichtigste Organ, um ihre Rechte
wahrzunehmen. Bei manchen Konzernen sind Entscheidungen zu treffen, die
schlicht keinen Aufschub zulassen. Findet die Abstimmung mit Verzögerung statt,
bleibt das nicht ohne Folgen.
Das Deutsche Aktieninstitut (DAI) plädiert daher mit deutlichen Worten gegen eine Verschiebung und fordert die
Politik dazu auf, Ausnahmegenehmigungen für die Treffen zu erteilen.
„Unternehmen, die gesetzlich verpflichtet sind, Hauptversammlungen abzuhalten,
sollten im Dialog mit den zuständigen Behörden entscheiden, ob und unter
welchen Auflagen die Durchführung möglich ist“, heißt es in einer Mitteilung
des DAI. Darin ruft das Institut auch dazu auf, über Alternativen zur Präsenzveranstaltung
nachzudenken. Zwar verbietet es das Aktiengesetz, Hauptversammlungen vollends
ins Internet zu verlegen. Durch den Einsatz neuer Medien lässt sich aber
zumindest die Zahl der Anwesenden reduzieren – und die Infektionsgefahr damit deutlich
verringern.
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