Alternative
zum verschwundenen Zins
Die AGI-Experten gehen davon aus, dass europäische Unternehmen 2020 rund 359
Milliarden Euro an ihre Investoren ausschütten. Bereits das vergangene Jahr ist
mit 12 Milliarden Euro weniger ein Rekordjahr gewesen. „Die erwartete
Ausschüttungssumme in Höhe von 359 Milliarden Euro übertrifft den
Bundeshaushalt im vergangenen Jahr. Das ist ein starkes Signal für die
wirtschaftliche Konstitution in Europa“, erläutert Jörg de Vries-Hippen, CIO
Equity Europe bei Allianz Global Investors. Vor allem in Zeiten abhanden
gekommener Zinsen sind Dividenden ein wichtiges Standbein zur Generierung
regelmäßiger Einkommen für Anleger. „Insgesamt knapp 25 Prozent der weltweit
ausstehenden Anleihen haben eine negative Nominalrendite. In Deutschland
rentieren ca. 90 Prozent aller ausstehenden Staatsanleihen unter Null. In der
Eurozone sind es 60 Prozent. Und dabei wurde die Inflation nicht einmal
mitberücksichtigt“, so die AGI-Experten.
Laut der Studie „Kapitaleinkommen mit
Dividenden erzielen“ sind die europäischen Unternehmen mit einer durchschnittlichen
Dividendenrendite von 3,7 Prozent auf Basis des MSCI Europe besonders
spendierfreudig. Gemessen an diesem Index betrug der Anteil der Dividenden seit
1974 an der annualisierten Gesamtrendite der Aktienanlage ungefähr 38 Prozent. Bei
den Titeln des MSCI North America und des MSCI Pacific lag der Anteil der
Dividende an der Gesamtperformance in diesem Zeitraum rund bei einem Drittel.
Reduzierte Schwankungen
Neben regelmäßigen Ausschüttungen bieten Dividendentitel noch weitere Vorteile.
Dividendenstarke Aktien weisen geringere Schwankungen auf als Unternehmen, die nur
geringe oder gar keine Ausschüttungen vornehmen. „Die Dividendenpolitik ist
häufig aktiver Bestandteil der Unternehmensstrategie. Die Dividende hat einen
außerordentlich starken Signaleffekt. Dividendenkürzungen oder -ausfälle werden
vom Markt sehr negativ bewertet, da sie Zweifel an der Zukunftsfähigkeit des
Unternehmens schüren. Folglich sind die Konzerne bestrebt, eine kontinuierliche
Dividendenzahlung zu gewährleisten,“ erläutern die AGI-Experten. Die Kapitalmarkt-Strategen
führen an, dass Unternehmen sich tendenziell durch hohe Ausschüttungen sowie das
Bestreben, diese wegen der Signalwirkung zuverlässig zu leisten, disziplinieren.
Zudem würden Unternehmen mit hoher Dividendenrendite über relativ hohen
Eigenkapitalbestand und stabile Cashflows verfügen.
Mit Blick auf die
Dividendenzahler in Europa und den USA ist ein Ergebnis der Studie, dass der
Anteil der Dividendenzahler in Europa höher liegt als in den USA. Untersucht
wurden alle Unternehmen, die von 2002 bis Dezember 2019 Mitglieder des S&P
500 und des STOXX Europe 600 sind oder waren. Laut Studie schwankte der Anteil
der Dividendenzahler in Europa zwischen 85 Prozent und 95 Prozent. Ein stärkerer
Rückgang war während der Finanzkrise 2008 festzustellen. Bei den S&P
500-Werten gab es in dem genannten Zeitraum einen kontinuierlichen Anstieg von
70 auf über 80 Prozent.
Dividende trifft Nachhaltigkeit
Anleger können mit dem Metzler European Dividend Sustainability in europäische Dividendentitel investieren, die zudem noch
Nachhaltigkeitskriterien erfüllen. Auf Sicht von drei Jahren erzielte der Fonds
einen Ertrag von 24,7 Prozent. Der Fokus liegt auf europäischen Large Caps, es
können auch Nebenwerte beigemischt werden. Die Fondsmanager Oliver Schmidt und
Boris Anbinder bevorzugen Unternehmen mit stabiler Gewinnentwicklung und
entsprechenden Cashflows. Das Portfolio enthält 50-60 Einzeltitel, die nach
ihrer Attraktivität gewichtet sind. Die Auswahl erfolgt aus rund 800 Aktien,
die bereits einen Nachhaltigkeitsfilter durchlaufen haben. Zu den Top-Holdings
des Metzler-Fonds zählen aktuell die Pharmakonzerne GlaxoSmithKline und AstraZeneca.
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