Das vergangene Jahr war ein Rekordjahr für Dividendenjäger.
Weltweit erreichten die Ausschüttungen einen Spitzenwert von
1,56 Billionen US-Dollar. Das war ein Zuwachs von 8,4 Prozent,
errechneten die Analysten von Janus Henderson. Auch in diesem Jahr dürfen
Aktionäre wieder hohe Dividenden erwarten. Für 2023 prognostiziert die
britische Fondsgesellschaft erneut Rekordausschüttungen von 1,64 Millionen
US-Dollar. Der Trend ist bereits erkennbar.
Schon im ersten Quartal 2023 haben Aktiengesellschaften mit
gut 326 Milliarden Dollar so viel an ihre Aktionäre ausgeschüttet wie nie
zuvor. In einem erneut herausfordernden Aktienjahr sind das gute Nachrichten
für Anleger, denn schließlich bringen Dividenden Stabilität ins Portfolio. Die
werden Investoren auch 2023 gut gebrauchen können.
Laut dem aktuellen (30.08.2023) Janus Henderson Global Dividend Index stiegen die weltweiten Dividenden im zweiten Quartal 2023 auf einen neuen Rekord.
Hunderte aktiv gesteuerter Aktienfonds verfolgen eine
Dividendenstrategie, aber auch mit knapp 100 börsennotierten Indexfonds (ETF)
können Anleger in Dividendenaktien investieren. Neben der flexiblen
Handelsmöglichkeit locken diese ETFs mit vergleichsweise niedrigen laufenden
Kosten.
Die Masse der ETFs für Dividendenaktien hat eine
Total-Expense-Ratio (TER) von etwa 25 bis 30 Basispunkten. Allerdings
finden sich in dieser Kategorie auch einige Kandidaten, die mit deutlich
höheren Kosten daherkommen, wie beispielsweise der First Trust Value Line
Dividend Index ETF, der mit einer Gesamtkostenquote von satten 0,7 Prozent
schockt.
Bei der Wertentwicklung können die besten Dividenden-ETFs
durchaus mit vielen aktiv gesteuerten Dividendenportfolios mithalten. Den
besten aktiv gemanagten Dividendenfonds können sie allerdings nicht die Schau
stehlen.
Wer in einen Dividenden-ETF investieren will, muss daher bei
der Fondsselektion einigen Aufwand betreiben. Dividenden-ETFs unterscheiden
sich nicht nur hinsichtlich ihrer regionalen Ausrichtung, sondern vor allem bei
den angewendeten Strategien, mit denen Aktien für das Portfolio ausgewählt und
gewichtet werden.
Sinnvolle Evolution
In den vergangenen 15 Jahren wurden die Konzepte der
Dividenden-ETFs immer ausgefeilter. Die erste Generation dieser ETFs basierte
noch auf simpel konstruierten Dividendenindizes wie dem DivDAX, der schlicht
die 15 DAX-Aktien mit den höchsten Dividendenrenditen umfasst. Der Index
wird jährlich neu zusammengesetzt und vierteljährlich in puncto Gewichtung
modifiziert. Anlegern brachte das triviale Konzept keinen echten Vorteil: In
den vergangenen zehn Jahren entwickelten sich ETFs, die den DivDAX abbilden, praktisch
genauso gut oder schlecht wie der DAX.
Um die erkennbaren Schwächen des DivDAX auszugleichen,
kreierte die Deutsche Börse 2009 den Index DAXplus Maximum Dividend, der 20
deutsche Aktien aus DAX und anderen Indizes der Börse zusammenfasst. In den
Maximum-Dividend-Index kommen wiederum die Titel mit der höchsten
Dividendenrendite – allerdings wird diese nicht anhand der zuletzt
gezahlten Dividende berechnet, sondern auf Basis der von Analysten geschätzten
Dividende für das laufende Geschäftsjahr. Das auf den ersten Blick clevere
Konzept führte allerdings dazu, dass der Maximum-Dividend-Index seit rund fünf
Jahren mit seiner Wertentwicklung deutlich hinter dem DAX zurückbleibt.
Stärker zeigte sich die zweite Generation der
Dividenden-ETFs, repräsentiert durch die Euro-Stoxx-Select-Dividend-Indizes,
die mehreren Anbietern als Underlying für ihre ETFs dienen. Die Indizes werden
für verschiedene Anlageregionen berechnet, wobei etwa der
Stoxx-Global-Select-Dividend-100-Index 100 Aktien aus den entwickelten Märkten
enthält.
In die Stoxx-Dividenden-Indizes kommen nicht nur Aktien mit
hoher Dividendenrendite. Gefragt sind zudem eine vertrauenswürdige
Dividendenhistorie und eine vertretbare Ausschüttungsquote: Bei keinem
Indexmitglied darf die Dividende je Aktie in den vergangenen fünf Jahren
gesunken sein. Zudem darf die Ausschüttungsquote 60 Prozent nicht
übersteigen (bei asiatischen Aktien gilt eine Grenze von 80 Prozent).
Noch härtere Aufnahmekriterien bestehen für die
S & P-Dividend-Aristocrats-Indizes. S & P berechnet diese für den
Weltaktienmarkt und verschiedene Unter-
regionen. Die US-Fondsgesellschaft State Street Asset Management hat mehrere
ETFs im Programm, die auf diesen Indizes beruhen. Im ETF SPDR S & P Global
Dividend Aristocrats befinden sich beispielsweise 100 Dividendenzahler aus
den entwickelten Märkten, die in den letzten zehn Jahren niemals ihre Dividende
gekürzt oder gestrichen haben.
Sicherheitschecks vorhanden
Außerdem müssen die Unternehmen einen positiven Cashflow
aufweisen sowie eine positive Eigenkapitalrendite erwirtschaften. So soll
sichergestellt werden, dass keine Aktien im Fonds sind, die zwar mit einer
hohen Dividendenrendite glänzen, aber von der Substanz leben, weil die
Dividenden nicht aus frischen Gewinnen stammen, sondern aus dem Vermögen.
Beim ETF SPDR S & P US Dividend Aristocrats liegt die
Messlatte noch höher. Zugang zu diesem exklusiven Klub erhalten nur Unternehmen
aus dem S & P-Composite-1500-Index, die in den vergangenen 25 Jahren
ihre Dividende jedes Jahr erhöht haben. 60 Gesellschaften aus
verschiedenen Branchen gelang dieses Kunststück.
Wer in die Aristocrats-Indizes investiert, muss sich
allerdings einer Tatsache bewusst sein: Aufgrund des geforderten langen und
pausenlosen Dividendenwachstums ist manches profitable Unternehmen mit hoher
Dividendenrendite im Aristocrats-Index nicht vertreten. Die Aristocrats-ETFs
zählen deshalb nicht zu den Dividendenaktienfonds mit der höchsten
Wertentwicklung.
Als stärker erwiesen sich einige Vertreter der jüngsten
Generation dieser ETFs, beispielsweise der Franklin Global Dividend, den die
ETF-Abteilung des US-Fondsriesen vor fünf Jahren auf den Markt brachte. Seither
erfreut der bislang noch relativ kleine ETF mit seiner Multi-Faktor-Strategie,
die in den vergangenen drei Jahren durchschnittlich zwölf Prozent Wertzuwachs
pro Jahr schaffte.
Einer der Gründe für die gute Wertentwicklung könnte sein,
dass der Fonds nur in Unternehmen investiert, die solide Bilanzen und eine
geringe Verschuldung aufweisen und stabile Erträge erwirtschaften. Darüber
hinaus achtet Franklin Templeton bei der Aktienauswahl auf eine günstige
Bewertung und eine niedrige Volatilität. Drüber hinaus ist ein gutes
Kursmomentum der Aktien gefordert.
Noch etwas mehr Wertzuwachs gelang dem ETF Vanguard FTSE All
World High Dividend Yield, vielleicht auch, weil seine Gesamtkosten
16 Basispunkte niedriger liegen als die des Franklin-ETFs. Der
Vanguard-ETF bildet den Index FTSE All World High-Dividend Yield, der mehr als
1800 Titel umfasst, repräsentativ nach. Im ETF finden sich die Aktien
mittelgroßer und großer Unternehmen. Knapp zehn Prozent davon stammen aus den
Schwellenländern.
Zweistellige Rendite
Wer richtig hohe Dividendenrenditen kassieren will, sollte
gezielt in Dividendenaktien aus den Schwellenländern investieren. Das zeigt
der ETF WisdomTree Emerging Markets Equity Income mit seiner Dividendenrendite
von 11,5 Prozent. Der ETF enthält mehr als 500 Aktien, hauptsächlich
aus Asien.
Bei der Titelselektion berücksichtigt WisdomTree die
Dividendenhöhe, aber auch Faktoren wie Qualität und Dynamik. Ferner werden nur
Unternehmen zugelassen, die die ESG-Kriterien von WisdomTree erfüllen. Die
Gewichtung der Aktien erfolgt nicht wie bei den meisten anderen
Dividendenaktien-ETFs nach der Höhe der Dividendenrendite, sondern nach dem
Volumen der von den Unternehmen zuletzt gezahlten Dividenden.
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