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Roubini und die „Mutter aller Blasen“

Star-Ökonom Nouriel Roubini: Notenbanken befinden sich im Dilemma
Finanzkrise

US-Ökonom Nouriel Roubini warnt vor der expansiven Geldpolitik: „Finanzmärkte befinden sich im Schaumbad“.

04.11.2013 | 16:45 Uhr

Die Maßnahmen, die aufgrund der Finanzkrise getroffen wurden, haben nicht gegriffen. Davon ist Nouriel Roubini, Crashprophet und Wirtschaftsprofessor an der zur New York University gehörenden Stern School of Business, überzeugt: „Es wurde eine Buchstabensuppe an Maßnahmen serviert“, klagt er in seinem aktuellen Aufsatz „Bubbles in the Broth“ (Blasen in der Brühe). In diesem spricht er die aktuellen finanzpolitischen Instrumente ZIRP (zero-interest-rate policy), QE (quantitative easing), CE (credit easing)oder FG (forward guidance) an: „Trotzdem bleiben die Wachstumsraten hartnäckig niedrig und die Arbeitslosenquote unakzeptabel hoch“, so Roubini. Insbesondere das Quantitative-Easing-Programm habe z.B. in den USA nicht dazu geführt, den privaten Konsum oder Investitionen anzukurbeln. Stattdessen horteten die Banken das Geld. „Es kommt zu einer Kreditklemme, wenn Banken, die unzureichend mit Kapital ausgestattet sind, das Geld nicht an risikoreichere Kreditnehmer verleihen wollen, während niedriges Wachstum und hohe Staatsverschuldung die Kreditnachfrage ohnehin drücken“, warnt Roubini.

Die Notenbankpolitik führe dazu, dass das vorhandene Geld nicht in die Real- sondern in die Finanzwirtschaft fließe. „Zinsen um den Nullpunkt verleiten zu ‚Carry Trades‘“, sagt der Professor – also zu fremdfinanzierten Investitionen in riskantere Anlagen. Das Ergebnis beschreibt er metaphorisch mit „überschäumenden Finanzmärkten die womöglich übersprudeln könnten“. Zwar hätten sich viele Aktienmärkte seit den Tiefstständen 2009 wieder erholt. Höherverzinsliche Anleihen seien rentierten jedoch so niedrig wie 2007 und die Zinssätze fielen weiter. „Niedrige Zinssätze führen zu hohen und ansteigenden Hauspreisen – möglicherweise zu Immobilienblasen – in den entwickelten Volkswirtschaften und den Schwellenländern“, so Roubini. Auch Deutschland könne davon betroffen werden.

Roubini sieht die Gefahr eines erneuten Kreislaufs von Boom und Bankrott. Auch wenn die designierte Fed-Chefin Janet Yellen beruhige, man solle sich keine zu großen Sorgen machen. Zentralbanken hätten zwei Ziele: Die Wiederherstellung von robustem Wachstum und niedriger Arbeitslosigkeit mit niedriger Inflation sowie Finanzstabilität ohne Blasen. Um diese Ziele zu erreichen, stünden ihnen zum einen die klassische Geldpolitik und zum anderen makroprudentielle (breite, aufsichtsrechtliche) Regulierung und Aufsicht des Finanzsystems zur Verfügung. „Einige Kritiker, wie Fed-Gouverneur Jeremy Stein, argumentieren, dass makroprudentielle Politik nicht funktioniere.“

Sollten makroprudentielle Maßnahmen tatsächlich nicht wirken, müsste der Zinssatz zwei entgegengesetzten Zielen dienen: der wirtschaftlichen Erholung und der Finanzstabilität. „Wenn die Entscheidungsträger die Zinssätze nur langsam anheben, um die wirtschaftliche Erholung zu beschleunigen, verursachen sie die Mutter aller Blasen, die unter Umständen zu einem Bankrott, einer massiven Finanzkrise und einer schnellen Talfahrt in die Rezession führen könnte“, warnt der Roubini. Sollte die Blase aber bereits früh durch höhere Zinssätze zum Platzen gebracht werden, komme es zu einem Crash der Rentenmärkte und einem Ende der wirtschaftlichen Erholung, wodurch großer ökonomischer und finanzieller Schaden entstehe. „Sofern die makroprudentiellen Maßnahmen nicht wirken wie geplant, sind die Entscheidungsträger verdammt, falls sie die Blase zum Platzen bringen und auch, falls sie es nicht tun“, beschreibt der Experte das Dilemma. Doch es sei zu früh, um zu urteilen, ob diesem Dilemma mit Überwachung und Regulierung entgegenzutreten ist. „Falls nicht, werden die Entscheidungsträger einen hässlichen Kompromiss finden müssen“, prophezeit Roubini: „Die wirtschaftliche Erholung abwürgen, um riskante Blasen zu vermeiden oder Wachstum anstreben mit dem Risiko, die nächste Finanzkrise zu befeuern.“

Weitere interessante Kommentare und Analysen hat Nouriel Roubini auf seiner Website veröffentlicht.

(PD)

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