Überhöhte Gebühren bei der Geldanlage können die ohnehin mageren Zinserträge aufzehren. Besonders hoch sind die Einsparpotenziale für Familienunternehmer. Sie besitzen eine starke Verhandlungsposition und können Sonderkonditionen meist auch für ihre Familienmitglieder durchsetzen.
26.01.2021 | 12:30 Uhr von «Ulrich Voss»
Im aktuellen Zinsumfeld entwickeln immer mehr Anleger ein ausgeprägtes Kostenbewusstsein. Schließlich fressen hohe Gebühren die niedrigen Renditen förmlich auf. Anleger sollten die Gebührenreports eingehend studieren und auf Einsparpotenziale hin prüfen. Denn: Ein intelligentes Kostenmanagement verspricht ein Mehr an Rendite ohne zusätzliches Risiko.
Durch die neuen Kostenausweise erkennen viele Kunden erstmals, dass sie neben einer eventuell direkt anfallenden Beratungsgebühr weitere Male indirekt zur Kasse gebeten werden. Je nach Anlage fallen zum Teil erhebliche Bestandsprovisionen, Produktkosten oder fremde Spesen an. Die Gebühren hängen dabei stark von der Depotgröße, den Anlageklassen und dem individuellen Anlageverhalten ab. Die jährliche Gesamtkostenquote liegt häufig zwischen 0,8 und 1,8 Prozent des Vermögens, in einigen Fällen sogar deutlich höher.
An der Kostenschraube können sowohl Klein- als auch Großanleger drehen. Die Einsparpotenziale hängen sowohl vom Vermögensumfang als vom Anlageverhalten ab. Besonders groß ist der Handlungsbedarf bei finanzstarken Familienunternehmern, bei denen für diverse Konten zum Teil sehr hohe Gebühren anfallen. Sie besitzen aber auch eine starke Verhandlungsposition. Sie können durch Nachverhandlung mit der Hausbank oder die gezielte Einbeziehung neuer Dienstleister mitunter viel Geld sparen.
Kunden können durch die Wahl einer Direktbank, eines Discountbrokers oder einer Fondsplattform deutliche Einsparungen gegenüber herkömmlichen Instituten erzielen. Es sinken nicht nur die Depotgebühren, sondern auch die Transaktionskosten. Wer einen Discountbroker beauftragt, kann die Handelskosten bei einzelnen Aktien schnell halbieren. Bei einer Fondsplattform entfallen die Ausgabeaufschläge für Fonds unter Umständen komplett.
Hohe Einsparpotenziale bieten sich für Anleger, die viele aktive Fonds haben. Hierbei lohnt es sich zu prüfen, ob es alternative Wettbewerbsfonds oder günstigere Anteilsklassen gibt, die mit geringeren Gebühren versehen sind. Sehr sinnvoll kann eine kostengünstige Beimischung von börsengehandelten Indexfonds (ETFs) sein. Insbesondere beim Einsatz hauseigener Fonds oder Dachfonds sollten Kunden achtsam sein. Hier droht häufig eine Kostenfalle in Form einer doppelten Gebührenbelastung aus dem Produkt und der Vermögensverwalter- oder Depotgebühr. Gute Anbieter rechnen die Fondskosten auf die eigenen Gebühren an.
Besonders groß ist der Handlungsbedarf bei vermögenden Anlegern. Sie schultern einen besonders hohen Kostenblock. Entsprechend groß sind hier aber auch die Sparmöglichkeiten. Mit steigendem Vermögen wachsen die Spielräume für individuelle Preisverhandlungen. Für vermögende Familien ist es ratsam, die Gesamtkundenbeziehung zu betonen. Wer clever argumentiert, kann die Sonderkonditionen der Eltern auch auf die kleinteiligen Depots der Kinder durchsetzen.
Ein konsequentes Kostenmanagement ist das Gebot der Stunde. Sparen um jeden Preis indes ist fehl am Platz. Anleger sollten auch ihre individuellen Bedürfnisse nicht außer Acht lassen. Persönliche Ansprechpartner, ein globales Filialnetz oder Zusatzleistungen wie die Verwahrung von Edelmetallen können für einen traditionellen Anbieter sprechen. Zusätzliche Services können für den Anleger ein wichtiger Mehrwert sein, der leicht erhöhte Gebühren rechtfertigt.
Die Kosten der Vermögensverwaltung variieren sehr stark. Kostenbewusste Anleger können die Gebühren der Geldanlage um 0,25 bis zu 0,5 Prozent pro Jahr senken, ohne an der eigentlichen Anlage- und Risikostruktur etwas zu verändern. Je vermögender die Anleger sind, desto größer sind die Sparpotenziale. Ratsam ist ein systematisches Vorgehen, am besten mit fachkundiger Unterstützung durch Spezialisten (siehe Infokasten „Überhöhte Kosten vermeiden“). Die Kosten für einen unabhängigen, fachkundigen Berater liegen oftmals deutlich unter der Einsparung, die bereits im ersten Jahr realisierbar ist. Auf eine eingehende Kostenanalyse sollten eine Optimierung des Portfolios und bei Bedarf eine Verschlankung des Set-ups folgen. Auf diese Weise können Anleger ihre jährliche Rendite deutlich steigern, ohne ein zusätzliches Risiko einzugehen.
1. Kosten analysieren: Kostenersparnisse machen in der heutigen Zeit einen guten Teil der zu erwartenden Rendite aus. Anleger sollten mit fachkundiger Hilfe klären, wo versteckte Gebühren lauern und ob die Kosten im richtigen Verhältnis zum Nutzen stehen.
2. Portfolio optimieren: Einige Investments verursachen ungeahnt hohe Zusatzkosten. Eine kritische Prüfung der Finanzprodukte und des Transaktionsverhaltens eröffnen vielfach erhebliche Einsparpotenziale.
3. Set-up verschlanken: Ist die bisherige Organisation der Vermögensverwaltung noch zeitgemäß? Durch gebündelte Leistungen und eine geschickte Partnerwahl können Anleger weitere Einsparungen erzielen.
Autor: Ulrich Voss, Leiter Kapitalmarkt, Tresono Family Office
(Quelle: Tresono Family Office, www.tresono.de)
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