Signalisiert
hatte der EZB-Rat für seine September-Sitzung bereits frühzeitig eine
weitere Zinserhöhung um 0,5 Prozentpunkte. Doch weil die Teuerungsrate
zuletzt weiter anzog, nahm der Druck auf die Euro-Währungshüter zu,
einen größeren Schritt zu beschließen. Höhere Zinsen können steigenden
Teuerungsraten entgegenwirken.
Nach langem Zögern hatte der
EZB-Rat bei seiner Sitzung am 21. Juli erstmals seit elf Jahren die
Zinsen im Euroraum wieder angehoben. Zur Freude von Millionen Sparern
beendete die Notenbank die Phase der Negativzinspolitik: Geschäftsbanken
müssen seither nicht mehr 0,5 Prozent Zinsen zahlen, wenn sie Geld bei
der Notenbank parken. Viele Banken nahmen dies zum Anlass, sogenannte
Verwahrentgelte für ihre Kunden abzuschaffen. Der sogenannte
Einlagensatz steigt nach der EZB-Entscheidung vom Donnerstag auf 0,75
Prozent.
Die EZB hatte die hohe Inflation lange als vorübergehend
interpretiert und hat deutlich später als andere viele andere
Zentralbanken die Zinswende eingeleitet. Die US-Notenbank Fed
beispielsweise hat ihre Leitzinsen bereits mehrfach nach oben
geschraubt, dabei zweimal um jeweils 0,75 Prozentpunkte.
Ein Ende
der Preissteigerungen im Euroraum ist nicht in Sicht: Im August
kletterte die Inflation im Währungsraum der 19 Länder getrieben von
steigenden Energie- und Lebensmittelpreisen auf die Rekordhöhe von 9,1
Prozent. Volkswirte rechnen für die nächsten Monate mit einem weiteren
Anstieg. Die EZB strebt für den gemeinsamen Währungsraum mittelfristig
ein stabiles Preisniveau bei einer Jahresteuerung von zwei Prozent an.
Für
immer mehr Menschen werde die hohe Inflation zu einer enormen
Belastung, sagte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel jüngst. Nagel, der
im EZB-Rat über die Geldpolitik mitentscheidet, sprach sich für eine
"kräftige Zinsanhebung" im September aus und erklärte: "Und in den
folgenden Monaten ist mit weiteren Zinsschritten zu rechnen." Die
Geldpolitik müsse die hohe Teuerung entschlossen bekämpfen.
Zugleich
gibt es unter Währungshütern Sorge, mit einer zu schnellen
Normalisierung der zuvor jahrelang ultralockeren Geldpolitik die
Konjunktur zu bremsen, die ohnehin mit Lieferengpässen und den Folgen
des Ukraine-Krieges etwa auf dem Energiemarkt zu schaffen hat. Die EZB
behält sich daher vor, über Anleihenkäufe hochverschuldeten Euro-Staaten
unter die Arme zu greifen. (dp)
Quelle: dpa-AFX
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