Wer als Senior noch im eigenen Haus wohnt, macht sich früher oder später Gedanken darüber, was damit geschehen soll. Immobilienverrentungen könnten eine Lösung sein. Die Eigenheimbesitzer beziehen eine Leibrente und behalten ihr Wohnrecht.
29.08.2024 | 12:05 Uhr
Die Baby Boomer gehen in Rente. Nicht wenige von ihnen sind Eigenheimbesitzer. Manche sehen noch ihre Eltern in deren Eigenheim wohnen. Für beide Generationen stellt sich schon jetzt oder in den kommenden Jahren die Frage, wie sie mit ihrer Immobilie umgehen sollen. Gibt es Erben? Haben diese ein Interesse an dem Haus? Reicht die Rente? Vielleicht könnte ein Verkauf die Kasse fürs Auskommen im Alter auffüllen. Aber wohin zieht man dann zur Miete? Lohnt sich das? Schließlich sind die Mietpreise in den vergangenen Jahren stark gestiegen.
Einen auf den ersten Blick eleganten Ausweg aus diesen Überlegungen bieten sogenannte Immobilienverrentungs-Modelle. insbesondere für ältere Menschen, die in ihrer eigenen Immobilie leben, aber wenig liquide Mittel haben, gewinnt die Immobilienverrentung, auch bekannt als Immobilienrente oder Leibrente, in Deutschland immer mehr an Bedeutung. Das Konstrukt basiert auf einem Finanzmodell, bei dem Immobilienbesitzer ihr Eigentum verkaufen, jedoch ein lebenslanges Wohnrecht behalten und entweder eine einmalige Zahlung, eine monatliche Rente oder eine Kombination aus beidem erhalten. Es gibt verschiedene Varianten der Immobilienverrentung. Die bekanntesten davon sind die Leibrente, die Umkehrhypothek und der Teilverkauf. Bei der Leibrente erhält der Verkäufer eine lebenslange monatliche Rente, die auf der Grundlage des Immobilienwerts, des Alters und der statistischen Lebenserwartung berechnet wird. Das Wohnrecht bleibt meist lebenslang bestehen. Bei der Umkehrhypothek wird die Immobilie beliehen, und der Eigentümer erhält regelmäßige Zahlungen. Das Darlehen wird am Ende der Laufzeit oder nach dem Tod des Eigentümers zurückgezahlt, meist durch den Verkauf der Immobilie. Beim Teilverkauf verkauft der Eigentümer nur einen Teil seiner Immobilie und bleibt zu einem bestimmten Prozentsatz Miteigentümer. Das Wohnrecht bleibt ebenfalls bestehen.
Die Immobilienverrentung bietet mehrere Vorteile. An erster Stelle ist der Liquiditätsgewinn zu nennen, Ältere Menschen, die möglicherweise nur eine geringe Rente beziehen, können durch die Immobilienverrentung ihre finanzielle Situation erheblich verbessern, ohne ihr gewohntes Umfeld verlassen zu müssen. Ein weiteres gewichtiges Argument ist das lebenslange Wohnrecht. In den meisten Modellen bleibt das lebenslange Wohnrecht bestehen, sodass die Eigentümer nicht aus ihrer Immobilie ausziehen müssen. Je nach Modell und persönlicher Situation können auch steuerliche Vorteile entstehen, insbesondere wenn nur ein Teil der Immobilie verkauft wird. Ganz wichtig ist vielen potenziellen Verkäufern auch die Planungssicherheit: Die Rentenzahlungen sind in der Regel vertraglich festgelegt und bieten so eine sichere finanzielle Grundlage.
Wer über eine Immobilienverrentung nachdenkt, sollte auch die Nachteile kennen: Mit dem Verkauf der Immobilie verlieren Eigentümer ihr Eigentumsrecht, was insbesondere für Erben problematisch sein kann. Zudem können die Vertragsgestaltung bei der Immobilienverrentung komplex sein, und es fallen oft hohe Transaktionskosten und Notargebühren an. Was auch zu bedenken ist: Die Rentenhöhe ist abhängig von der Lebenserwartung. Ein längeres Leben kann den Vorteil bringen, eine höhere Summe zu erhalten, ein früher Tod kann jedoch dazu führen, dass die Immobilie „unter Wert“ veräußert wurde. Überhaupt: Der Preis ist oft ein Knackpunkt. Die Anbieter von Immobilienverrentungen sind harte Verhandler, die bestrebt sind, die Immobilien deutlich unter ihrem aktuellen Marktwert zu erwerben. Ihr Geschäftsmodell basiert darauf, die Immobilie später mit deutlichem Gewinn wieder zu veräußern. Das sollten Verkäufer immer im Hinterkopf haben.
Der Markt der Immobilienverrentung wächst, und es gibt eine Reihe von Anbietern in Deutschland, die sich auf dieses Modell spezialisiert haben. Zu den bekannten Anbietern zählen:
Deutsche Leibrenten Grundbesitz AG: Ein führender Anbieter, der sich auf die klassische Leibrente spezialisiert hat.
HausplusRente: Ein Anbieter, der sich auf individuelle Verrentungsmodelle spezialisiert hat, bei denen die Eigentümer ebenfalls im Haus wohnen bleiben können.
Engel & Völkers Liquid Home: Ein bekannter Immobilienvermittler, der Immobilien-Teilverkäufe als Modell anbietet.
Wie volatil sich das Geschäft in den vergangenen Jahren entwickelt hat, zeigt allerdings auch die Liste der Unternehmen, die sich wieder daraus zurückgezogen haben. Dazu zählen Firmen wie die Deutsche Seniorenstift Gesellschaft (DSG), die Rundum Immobilienrente sowie die Firmen Immorente und Wohnrente.
Ein großes Problem sowohl für Anbieter als auch für potenzielle Verkäufer war in den vergangenen Jahren, dass für die Immobilienverrentung einheitliche Standards fehlten, vor allem in Hinblick auf die Beratung. Immerhin gelten für den Vertrieb jedoch mittlerweile strikte gesetzliche Vorgaben. Zum Beispiel muss in einem Beratungsprotokoll nachvollziehbar festgehalten werden, wie das Gespräch geführt wurde.
Fazit: Eine Immobilienverrentung kann sich für Verkäufer lohnen – wenn der Preis stimmt. Deshalb ist hartes Verhandeln und ein Vergleich mehrerer Anbieter oberste Pflicht für Eigenheimbesitzer, die mit dem Gedanken einer Immobilienverrentung spielen. Unter Umständen kann es sich je nach Alter und Lebenssituation eher lohnen, die Immobilie zu verkaufen und in eine Mietwohnung oder in ein sogenanntes Betreutes Wohnen umzuziehen. Das sollten potenzielle Verkäufer grundsätzlich prüfen.
Diesen Beitrag teilen: