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„Megatrends wirken nicht erst in ferner Zukunft“

Foto: Tara Winstead, Pexels
Interview

Künstliche Intelligenz, digitale Disruption, demografische Divergenz und andere Megatrends werden in den nächsten Jahren und Jahrzehnten auch die Kapitalmärkte beeinflussen. Investoren sollten ihr Portfolio entsprechend ausrichten.

11.12.2023 | 10:00 Uhr von «Uli Kühn»

TiAM: Welche Bedeutung haben Megatrends für Investoren?

Alice Hübener: Das aktuelle Marktregime wird von großen strukturellen Kräften geprägt, den Megatrends. Diese beeinflussen die langfristigen Wachstums- und Inflationsaussichten, und gleichzeitig verschieben sie im großen Stil die Rentabilität ganzer Wirtschaftsbereiche. Was besonders spannend dabei ist: Die disruptive Kraft struktureller Innovationen wird oft vom Markt unterschätzt. Megatrends helfen dabei, die Themen zu erkennen und Investitionsmöglichkeiten zu schaffen.

TiAM: Welche Megatrends sollten Investoren unbedingt im Auge behalten?

Hübener: Wir beziehen in unserem Anlageausblick die Auswirkungen struktureller Megatrends mit ein. Denn diese wirken nicht erst in ferner Zukunft. Aktuell im Fokus steht insbesondere die künstliche Intelligenz. Wir glauben, dass die Märkte noch dabei sind, die Technologie abzuschätzen. Eins ist aber klar: Sie hat das Poten­zial, ganze Branchen umzuwälzen und den Fortschritt bestimmter Themen zu beschleunigen. KI wird zu einer enormen Nachfrage nach Halbleitern führen, sie hat das Potenzial, den Einsatz von Metaverse-Technologien zu fördern und wird weitere Fortschritte bei den Roboterfähigkeiten ermöglichen.

TiAM: Welche Trends sind noch wichtig?

Hübener: Bei BlackRock haben wir fünf Megatrends identifiziert: digitale Disruption und künstliche Intelligenz, demografische Divergenz, den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft, geopolitische Fragmentierung und wirtschaft­lichen Wettbewerb sowie die Zukunft der Finanzen. Diese Megatrends bilden das Fundament für unsere aktuell 24 Themenfonds, davon sind 15 iShares-ETFs.

TiAM: Herr Rajendra, wie steht ein Indexanbieter zu Themeninvestments?

Ari Rajendra: Vor 15 bis 20 Jahren spielten Sektorinvestments eine größere Rolle, insbesondere bei Indexanlagen. Im Laufe der Jahre kamen immer mehr Themen hinzu, und wir begannen, neue Indizes aufzulegen, die gezielt auf bestimmte Themen ausgerichtet waren, einschließlich der Indizes S & P Global Clean Energy und S & P Global Water, die 2007 lanciert wurden. In jüngster Zeit sind weitere Themen dazugekommen, wie das Metaverse, die digitale Gesundheit, die Robotik und der Weltraum. Als Indexanbieter ist es unsere Aufgabe, die Märkte zu erfassen und mit diesen Entwicklungen Schritt zu halten. Indexlösungen erlauben gezielte Engagements in bestimmten Themen und machen die Auswahl der Unternehmen transparent.

TiAM: Welche Vorteile bieten Themen-ETFs?

Hübener: Themenfonds können die Verbindung zwischen realen Ereignissen – etwa Energiesicherheit oder Lebensmittelversorgung – und Anlageportfolios herstellen. Zudem erlauben Sie eine Allokation über Länder- und Sektorengrenzen hinaus. So kann mit thematischen Anlagen ein diversifiziertes Portfolio aufgebaut und durch verschiedene Marktzyklen navigiert werden.

Rajendra: Immer mehr Themen lassen sich nicht über traditionelle Sektoren erfassen. Megatrends wie Technologie, Klimawandel und demografische Veränderungen sind in der Lage, neue Bereiche der Innovation voranzutreiben und haben das Potenzial, die Schwerpunkte der Anlagewelt zu verschieben. Wir haben auch gesehen, dass die Verfügbarkeit von indexbasierten Produkten den Zugang zu thematischen Anlagen demokratisiert hat.

TiAM: Wie sollten wir Themen-ETFs im Portfolio einsetzen?

Hübener: Wir sehen drei Hauptwege. Zum einen kann man Themen-ETFs anstelle globaler Aktien und als Ergänzung zu regionalen Bausteinen verwenden. Dieser Ansatz kann als Einstiegsstrategie betrachtet werden, weil nur minimale Änderungen an der Portfoliokonstruktion erforderlich sind. Dann gibt es den Core-Satellite-Ansatz: Während der Großteil des Portfolios aus Kernanlagen besteht, wird als Satellit in einige wenige Themen investiert, von denen man als Anleger überzeugt ist. Das Gesamtrisiko lässt sich durch eine unterschiedliche Gewichtung von Kern und Satellit steuern.

TiAM: Und die dritte Möglichkeit?

Hübener: Der letzte Ansatz stellt thematische Fonds in den Mittelpunkt. Die Anleger teilen den Kern ihres Aktienengagements auf verschiedene Themenbereiche auf. Danach können Anleger beurteilen, ob sie unbeabsichtigte faktorielle, geografische oder sektorielle Wetten eingehen, und dann traditionelle Portfoliobausteine verwenden, um diese zu neutralisieren.

TiAM: Können wir sicher sein, dass die richtigen Unternehmen im ETF sind?

Rajendra: Das ist eine berechtigte Frage, und wenn wir den Ansatz der S & P Dow Jones Indices skizzieren möchten, können wir das am Beispiel von „Transition Metals“ tun, also von Bergbauunternehmen, die Metalle fördern, die für den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft wichtig sind. Im ersten Schritt legen wir den Rahmen des Index fest, also in diesem Fall, welche Metalle wir einbeziehen wollen und warum wir gerade diese auswählen. Dann müssen wir uns für die Art der Unternehmen entscheiden: Zielen wir nur auf die Bergbauunternehmen selbst, oder möchten wir auch Unternehmen einbeziehen, die weiter hinten in der Produktionskette stehen wie Raffinerien?

TiAM: Spannend wird es aber erst nach diesen grundsätzlichen Entscheidungen.

Rajendra: Sobald wir die Rahmenbedingungen festgelegt haben, wird ein erheblicher Aufwand betrieben, um den am besten geeigneten Datensatz oder die am besten geeignete Kombination von Datensätzen zu ermitteln, die erforderlich sind, um das Engagement zu erfassen. In dieser Phase erfolgt viel Research, was zu einer klar definierten Methodik und Backtests führt. Der Ansatz kann von Index zu Index variieren, was typisch ist für die Konstruktion von thematischen Indizes.

TiAM: Sind Themenindizes statisch?

Rajendra: Sie sind sicher nicht statisch. Alle unsere Indizes unterliegen einem Prozess. Die Methodiken werden regelmäßig von unseren Ausschüssen überprüft, um sicherzustellen, dass sie ihre jeweiligen Ziele einhalten. Dies gilt insbesondere für thematische Indizes, die sich im Laufe der Zeit weiterentwickeln. Es gibt Mechanismen und Verfahren, um Änderungen zu erleichtern. Wenn entsprechende Vorschläge eingehen, prüft der Indexausschuss sie und trifft anschließend eine Entscheidung über die Änderung der Methodik.

Weitere Informationen zu iShares thematischen ETFs finden Sie hier.

Wenn Sie mehr über die Funktionsweise thematischer Indizes und über unsere innovativen Indizes erfahren möchten, besuchen Sie S&P Dow Jones Indices.

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