• PartnerLounge
  • Bellevue Funds (Lux) SICAV
  • Metzler Asset Management
  • Comgest Deutschland GmbH
  • Capital Group
  • Robeco
  • Degroof Petercam SA
  • William Blair
  • Columbia Threadneedle Investments
  • Shareholder Value Management AG
  • DONNER & REUSCHEL AG
  • Bakersteel Capital Managers
  • ODDO BHF Asset Management
  • KanAm Grund Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH
  • Aberdeen Standard Investments
  • Pro BoutiquenFonds GmbH
  • Edmond de Rothschild Asset Management
  • iQ-FOXX Indices
  • AB Europe GmbH
  • M&G Investments
  • Morgan Stanley Investment Management
  • Carmignac
  • RBC BlueBay Asset Management
  • Pictet
  • dje Kapital AG
  • DAX----
  • ES50----
  • US30----
  • EUR/USD----
  • BRENT----
  • GOLD----
Interview

Simon Westendorf: „Bei Inflation haben Value-Aktien Rückenwind“

Ob in Amerika oder der Eurozone: Die Preise steigen so schnell wie lange nicht mehr. Ist das ein vorübergehendes Phänomen oder ein längerfristiger Trend? Simon Westendorf, Portfoliomanager bei StarCapital, liefert Ein- und Ausblicke und erklärt, welche Aktien in diesem Umfeld gute Chancen haben.

20.12.2021 | 07:30 Uhr von «Michael Pfeifer»

TiAM: Seit einigen Monaten sehen wir in den USA und in der Eurozone steigende Inflationszahlen. Worin liegen Ihrer Ansicht nach die Gründe dafür?

Simon Westendorf: In der Regel ist es der anziehende Konsum, der eine Inflation begünstigt: Die Konsumenten geben mehr Geld aus, die Händler erhöhen entsprechend ihre Preise, die Unternehmen machen mehr Gewinn, was wiederum dazu führt, dass höhere Löhne gefordert und schließlich auch gezahlt werden, was wiederum den Konsum anheizt. So entsteht die klassische Lohn-Preis-Spirale. Ein weiterer Grund für eine konsumentengetriebene Inflation kann in der Niedrigzins­politik der Zentralbanken liegen – wenn es keine Zinsen gibt, geben die Menschen ihr Geld eher aus, anstatt es zu unattraktiven Konditionen zu sparen.

TiAM: Derzeit stehen aber doch andere Faktoren im Vordergrund.

Westendorf: Ja, da sind Gründe hinzugekommen, die auf der Angebotsseite liegen. So hat sich die Nachfrage nach Öl zwar wieder erholt, aber das Angebot steigt nicht schnell genug, weil die Fördermengen nicht erhöht werden. Die Folge sind die hohen Energiepreise, die wir zurzeit sehen. Gleichzeitig steigen die Löhne – aber nicht, weil es den Unternehmen besser ginge, sondern weil vor allem in den USA die Arbeitnehmer nach dem Corona-Break aktuell nur zögerlich an den Arbeitsmarkt zurückkehren. Entsprechend entwickelt sich das für die Unternehmen zu einem großen Problem – und sie müssen mit höheren Löhnen Anreize schaffen.

TiAM: Wie steht es mit den Lieferketten?

Westendorf: Da wären etwa die Mikrochips zu nennen, bei denen wir einen erheblichen Angebotsmangel sehen, was sich auf die gesamte Elektroniksparte auswirkt. Darüber hinaus werden die Chips, die da sind, vorrangig in teuren Gegenständen verbaut – salopp gesagt: eher im margenhohen SUV als im Polo. Entsprechend werden aktuell verstärkt teure, anstelle von günstigen Autos hergestellt und verkauft. Und last but not least leidet die gesamte Wirtschaft unter den Corona-bedingt hohen Frachtkosten. Wo früher der Transport eines Containers von Asien in die USA 2500 Dollar kostete, müssen Unternehmen heute fünfmal so viel Geld auf den Tisch legen. Zugleich stauen sich die Schiffe noch immer vor den Häfen und warten auf Ent- und Beladung. Corona hat die Wertschöpfungsketten in diesem Bereich massiv durcheinandergebracht – bis sich hier wieder etwas wie Normalität einstellt, dauert es sicher noch eine Weile.

TiAM: Können die Zentralbanken auf diese Entwicklung Einfluss nehmen?

Westendorf: Die Zentralbanken haben die aktuelle Inflation weder getrieben noch können sie etwas dagegen tun. Denn die Inflation beruht, wie gesagt, nicht auf zu starkem Konsum. Diesem könnten sie mit Zinserhöhungen entgegenwirken – dann lassen die Konsumenten ihr Geld eher auf Tages- und Festgeldkonto liegen, anstatt es auszugeben. Gegen die Engpässe auf der Angebotsseite können die Zentralbanken mit zinspolitischen Maßnahmen jedoch nichts ausrichten.

TiAM: Wie bewerten Sie den Anstieg der Inflation insgesamt?

Westendorf: Zunächst hieß es ja von vielen Seiten, die Inflation würde nur leicht steigen. Wir waren dagegen bereits Anfang des Jahres skeptisch und haben mit höheren Inflationsraten gerechnet. Und so ist es nun auch gekommen. In den USA ist sie im Herbst auf 5,4 Prozent gestiegen, in Deutschland erreichte sie Ende September mit 4,2 Prozent ein 28-Jahres-Hoch. Beide Zahlen beziehen sich auf die Konsumentenpreise, die Produzentenpreise sind in vielen Regionen sogar um mehr als zehn Prozent gestiegen. Gleichzeitig wurde zu Beginn des Jahres erwartet, dass die Inflation zum Sommer auf um die drei Prozent steigt und dann wieder fällt. Auch das hat sich nicht bewahrheitet, wie in Grafik 1 gut zu erkennen ist. Stattdessen steigt sie immer weiter – und ist mittlerweile doppelt so hoch wie ursprünglich erwartet. Wir haben also entgegen der Anfang des Jahres verbreiteten Markterwartung eine stark ansteigende Inflation – die uns, davon gehe ich aus, auch noch eine Weile begleiten wird.

TiAM: Wie können sich Investoren in dieser Lage gut aufstellen?

Westendorf: Da eine Rückkehr zu den gewohnten niedrigen bis moderaten Inflationszahlen derzeit nicht in Sicht ist, wäre mein Rat an Investoren, ihre Portfolios anzupassen, anstatt abzuwarten, sodass sie im besten Falle von der aktuellen Lage sogar profitieren können.

TiAM: Wie das?

Westendorf: Hinsichtlich der Asset-Allokation bietet der Blick in die Vergangenheit Orientierung. So ist die Inflation in den 70er-Jahren ebenfalls deutlich gestiegen – in den USA und Frankreich über zwölf Prozent, in Deutschland über acht Prozent. Wenn man sich anschaut, welche Assetklassen in diesem Umfeld besonders gut performten, landet man, wie in Grafik 2 zu sehen, bei Gold und Rohstoffen sowie Value-Fonds. Value-Aktien konnten sich in dieser Phase deutlich besser entwickeln als Growth-Titel. Anleger, die sich an der historischen Lektion orientieren, beschäftigen sich nun das erste Mal seit Jahren wieder verstärkt mit Value-Aktienfonds und tätigen erste Käufe.

TiAM: Wo sehen Sie Ihren Value-Aktienfonds im aktuellen Markt?

Westendorf: Grundsätzlich erhalten Value-Fonds bei steigender beziehungsweise hoher Inflation mehr Rückenwind als Growth-Fonds. Ausschlaggebend ist, wie stark der Fonds in Sektoren und Aktien investiert, die von der Inflation profitieren. Wir sind mit dem StarCapital Equity Value Plus unter anderem auch in Goldminen investiert, die größten Anteile des Fonds liegen im Rohstoffsektor. Gleichzeitig setzen wir auf einen Value-Ansatz, der nicht auf weiter steigende Inflation angewiesen ist, in einem solchen Umfeld jedoch noch stärkeren strukturellen Rückenwind bekommt.

TiAM: Nach einem kurzen Zwischenspurt von Value-Titeln hat Growth zuletzt aber rasch wieder die Oberhand gewonnen.

Westendorf: Das liegt daran, dass viele Marktteilnehmer die Probleme, die Wachstumstitel mit hoher Inflation bekommen können, noch nicht erkennen – oder wahrhaben wollen. Zugleich sind die Vorteile von Value-Aktien noch nicht eingepreist worden, womit die Titel rekordverdächtig günstig zu haben sind. Somit hat sich aus unserer Sicht ein sehr gutes Umfeld für unseren Value-Fonds gebildet.

Diesen Beitrag teilen: