Über
die von den Industrie- und Handelskammern (IHK) geführten Vermittlerregister soll für Anleger und Versicherte im Sinne des
Verbraucherschutzes für Transparenz über die zugelassenen Vermittler in der
Finanzbranche sorgen. Die Zahlen werden in einer Statistik der Deutschen
Industrie- und Handelskammer (DIHK) gebündelt und geben in ihrer
vierteljährlichen Auswertung Auskunft über die Entwicklung der in Deutschland
zugelassenen Zahlen von Vermittler und Honorarberater von Finanzanlagen,
Versicherungen und Immobiliendarlehen. Der im DIHK-Vermittlerregister im vergangenen
Jahrzehnt zu beobachtende Umbruch beiden Finanzvermittlern setzte sich auch im vergangenen Jahr fort, wobei es je
nach Art der Vermittler und Berater sehr unterschiedliche Entwicklungen gab.
Trotz Provisionsdiskussion
und Regulierungen mehr Finanzanlagenvermittler
Die in Deutschland zuletzt registrierte Anzahl der Finanzanlagenvermittler
(nach § 34f der Gewerbeordnung – GewO) stieg seit Januar 2023 leicht um ein Prozent
oder 410 Vermittler auf 40.359 (Stand: Oktober 2023) registrierte Vermittler
an. Im Jahr 2022 hatte die Anzahl der Finanzanlagenvermittler noch stagniert. Nahezu jeder der Finanzanlagenvermittler
(39.941) besitzt dabei die Erlaubnis zur Vermittlung offener
Investmentvermögen (Fonds), eine Erlaubnis zur Vermittlung geschlossener
Investmentvermögen (8.183) bzw. von Vermögensanlagen (5.193) hingegen
deutlich weniger. Dabei hat die Anfang vergangenen Jahres von der
EU-Kommission diskutierte Einführung eines Provisionsverbots und die Verwirrung um die Regulierung bei nachhaltigen Investments für große Unsicherheit und
Existenzsorgen unter den Finanzanlagenvermittlern gesorgt. Allerdings hat auch der
zunehmende Wettbewerb unter den Versicherungsmaklern dazu geführt, dass diese
ihr Produktangebot diversifizieren und zunehmend auch Finanzanlagen vermitteln
und sich für die Erlaubnis nach $ 34f GewO anmelden.
Deutlicher Rückgang bei
Versicherungsvermittlern
Dagegen verzeichnet das Versicherungsvermittlerregister einen
deutlichen Einbruch. Insbesondere die Anzahl der an ein
Versicherungsunternehmen gebundenen Versicherungsvertreter (§ 34d Abs. 7 GewO) ging 2023 stark zurück. Waren
im Januar 2023 noch 109.972 Personen als gebundene Versicherungsvertreter registriert,
so waren es im Oktober 2023 noch 103.576 Personen. Im Herbst vergangenen Jahres
waren damit 6396 Versicherungsvertreter oder knapp sechs Prozent weniger
registriert als noch zum Jahresanfang 2023. Damit hat sich der Rückgang gegenüber
dem Jahr 2022 nochmals beschleunigt, als die Anzahl der Versicherungsvertreter
über das gesamte Jahr um zwei Prozent zurückging. „Dieser Schwund ist eine
Folge der immer weiter getriebenen Regulierung und überbordenden Bürokratie,
die unseren Berufsstand einschnüren“, so Michael H. Heinz, Präsident des Bundesverbands Deutscher Versicherungskaufleute (BVK). Grund für den Rückgang der
Versicherungsvertreter ist allerdings auch, dass einige Versicherungsgesellschaften
das Neugeschäft für das traditionelle Lebensversicherungsgeschäft eingestellt
und die Anzahl ihrer Versicherungsvertreter reduziert haben. Andere
Versicherungskonzerne planen auch ihre Provisionsmodelle zu reformieren. So berichtete
das Handelsblatt, dass Marktführer Allianz das Vergütungssystem für ihre 8000 Versicherungsvertreter
von einem Brutto- zu einem Nettovergütungssystem umstellen und die starke
Konzentration auf das Neugeschäft zugunsten einer stärkeren Gewichtung der Kundenbestände
reduzieren will.
Die Anzahl der Versicherungsmakler ging 2023 bis Oktober gegenüber
Januar 2023 dagegen nur um 102 Makler auf 46.407 Versicherungsmakler zurück.
2022 war die Zahl der registrierten Versicherungsmakler noch um 156 Makler
gestiegen.
Viele Darlehensvermittler
auch in Zeiten der Immobilienkrise
Die Anzahl der Vermittler von Immobiliendarlehen (§ 34 i
GewO) im Oktober 2023 blieb mit 57.733 Vermittler gegenüber dem Januar 2023 (57.716
Immobiliendarlehensvermittler) nahezu konstant. Dabei ist aufgrund des
Zinsanstiegs seit Mitte 2022 die Anzahl der neu abgeschlossenen Wohnbaukredite
im vergangenen Jahr völlig eingebrochen. Erst im November 2023 scheint der Rückgang der Baufinanzierungen gestoppt
und lag bei einem Neugeschäftsvolumen von 13,5 Milliarden Euro. Im November 2021
wurden noch mehr als 20 Milliarden Euro an Immobiliendarlehen vermittelt.
Dauert die Immobilienkrise weiterhin an, wovon aktuell auszugehen ist, wird
auch die Anzahl der Immobiliendarlehensvermittler, die in Zeiten des
Immobilienbooms bis 2022 stark gestiegen ist, erwartungsgemäß wieder
zurückgehen.
Honorarberater führen
weiterhin ein Nischendasein
Bei den im Vermittlerregister kleinsten registrierten Gruppen
handelt es sich um gar keine Vermittler – sondern um die Honorarberater für
Versicherungen (§ 34d Abs. 2 GewO) und
Finanzanlagen (§ 34 h GewO). Die ohnehin geringe Zahl der Versicherungsberater ging
im vergangenen Jahr von Januar bis Oktober um sieben Honorarberater auf insgesamt
326 Versicherungsberater zurück. Die Anzahl der Finanzanlagen-Honorarberater
stieg dagegen im gleichen Zeitraum leicht um zehn auf lediglich 316
Finanzanlagenberater. „Wir gehen davon aus, dass viele echte Honorarberater es
nicht schaffen werden, genug zu verdienen“, sagt Gregor Bara, Vorstand des Bundesverbands unabhängiger Honorarberater gemeinnütziger e.V. in dem
fundresearch-Beitrag „Was Vermittler undHonorarberater wirklich verdienen“. Honorarberater leiden an der mangelnden
Bekanntheit ihres Berufsstands und stehen zudem im Wettbewerb mit den Beratern
der staatlich subventionierten Verbraucherzentralen.
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