Die US-Börsen wie zum Beispiel der S&P-500 haben aktuell neue Höchststände erreicht, der DAX nähert sich ebenfalls seinem All Time High an. Vorausschauende Investoren rüsten sich jetzt gegen mögliche Gefahren.
11.11.2019 | 14:00 Uhr von «Christian Bayer»
Die Deutsche Bank hat sich Gedanken über 20 Risiken gemacht, die im kommenden
Jahr die Hausse stören könnten. Einige der möglichen Probleme haben die Anleger
bereits im aktuellen Jahr begleitet, ohne dass sich diese konkretisiert hätten.
Gelöst wurden sie allerdings ebenfalls nicht. Investoren müssen daher damit
leben, dass sie weiter drohend über den Märkten schweben. Dazu zählt der
ungelöste Handelskonflikt zwischen den USA und China. Wenig überraschend hängen
etliche Risiken, die der Deutsche Bank-Ökonom Torsten Slok aufgelistet hat, direkt
mit US-Präsident Trump zusammen. Dies könnten aus Sicht des Expertem
unerwartete Ereignisse im Präsidentschafts-Wahlkampf im kommenden Jahr sein. Aber
auch weitere Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem Amtsenthebungsverfahren
gegen Trump könnten sich belastend auswirken.
Slok nimmt bei der Auflistung der Risiken auch die US-amerikanische Notenbank
Fed ins Visier, die im Wahljahr in den USA besonders im Fokus steht. Trump hatte
die Fed schon öfter via Twitter attackiert. Falls die Wirtschaft nicht rund
läuft, dürfte sie für Trump als Schuldige herhalten müssen, weil die Zinsen
weniger aggressiv gesenkt wurden als von ihm gewünscht. Der Ökonom sieht das
Risiko, dass sich die Notenbank im Wahljahr mit Zinssenkungen zurückhält, um
nicht in den Verdacht zu geraten, sich zu willfährig gegenüber der Regierung zu
verhalten. Unter den möglichen Gefahren für 2020 sieht Slok einen Crash der
Immobilienpreise. In dem Zusammenhang nennt der Ökonom die Länder Australien,
Kanada und Schweden. Eine schrumpfende Autoindustrie könnte im kommenden Jahr
ebenfalls zu einer Belastung für die weltweiten Märkte werden. Davon wäre
Deutschland in besonderem Maße betroffen. Zudem sieht der Experte Risiken durch
eine zunehmende Ungleichheit in der Wohlstands- und Einkommensverteilung sowie
in der medizinischen Versorgung.
Didier Saint-Georges, Managing Director und Mitglied des Investmentkomitees von
Carmignac, geht davon aus, dass die Jahreswende geldpolitisch und nicht
politisch geprägt sein wird. Der Stratege verweist darauf, dass die
amerikanische Notenbank jeden Monat kurzlaufende US-Staatsanleihen von zunächst
60 Milliarden US-Dollar kaufen wird und zwar mindestens bis zum zweiten Quartal
des kommenden Jahres. „Ein Betrag von 60 Milliarden US-Dollar pro Monat liegt
in derselben Größenordnung wie jener der Anleihenkäufe der Fed zu den
Spitzenzeiten des „Quantitative Easing“ der Jahre 2009, 2011 und 2012-2013“, so
Saint-Georges. Die Maßnahme könnte aus Sicht des Experten den Aktienmärkten in
den kommenden Monaten Rückenwind geben, sofern nicht wieder politische
Unsicherheiten auftauchen.
J.P. Morgan Asset Management blickt bislang zufrieden auf das Anlagejahr, das bislang die besten Renditen seit 2014 geboten hat. „Diese positive Entwicklung ist ein Beleg dafür, dass der Spätzyklus an den Märkten immer wieder zu positiven Erträgen führt“, so Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan Asset Management. Aus seiner Sicht stellt sich nun die Frage, wann der spätzyklischen Rallye die Luft ausgeht. In diesem Zusammenhang beobachtet Galler sechs Indikatoren, die frühzeitig eine Rezession in den USA anzeigen. Aktuell würde nur einer davon, nämlich der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe, ein erhöhtes Rezessionsrisiko anzeigen. Positiv vermerkt der Experte, dass am Aktienmarkt noch keine Bewertungsblase festzustellen ist. „Aktienbewertungen sind nicht überzogen, aber der zyklische Gegenwind nimmt zu“, so Galler. Er rät am Aktienmarkt zu einer eher defensiven Positionierung und bevorzugt dabei Large Caps, Qualitäts-Aktien, Value-Titel und US-Unternehmen.
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