Die Rentenfonds-Halbjahresbilanz

Nachdem 2022 für Anleihefonds ein Totalschaden war, feierten Anleihen 2023 ein ungeahntes Comeback. Nahezu alle Peergroups notieren zum Ende des ersten Halbjahres 2023 im Plus. An besten abgeschnitten haben erstaunlicherweise Osteuropa-Anleihen. Sie legten im Schnitt um 5,22 Prozent zu. Der Gis Central& Eastern Europe Bonds, Gutmann Eastern Europe Bond sowie der UniRentaOsteuropa schlugen sich dabei am besten. Die osteuropäischen Staaten bieten einen interessanten Zinsaufschlag. Die laufende Rendite liegt in den Fonds bei rund 7,5 Prozent. Überdies haben diese Länder ihren Zinserhöhungszyklus inzwischen größtenteils beendet. Teilweise wurden laut Union Investment bereits wieder Zinssenkungen eingepreist.

Wandelanleihen sind gefragt

Euro-Wandelanleihen konnten sich im ersten Halbjahr mit einem Zuwachs von 4,05 Prozent ebenfalls gut schlagen. Sie profitierten in erster Linie von den steigenden Aktienkursen. Denn: Steigen die Aktienkurse, steigt auch der Wert der Wandelanleihe. Fallen die Aktienkurse, reagieren Wandler jedoch eher wie normale Anleihen. Der sogenannte Bond Floor begrenzt die Abwärtsbewegung, wenn kein erhöhtes Kredit- oder Ausfallrisiko des Emittenten vorliegt. Dieses asymmetrische Verhalten liegt an der Wandeloption, die jede Wandelanleihe beinhaltet. Sie entspricht einer Aktien-Call-Option. Damit reagiert jede Wandelanleihe auch auf Veränderungen der Marktvolatilität. Bei sehr volatilen Märkten ist ihr wert entsprechend hoch. Wichtiger ist jedoch, dass die Optionskomponente langfristig zu einer Verminderung der Volatilität von Wandelanleihefonds führt. Grund dafür ist die negative Korrelation von Aktienkursen und Marktvolatilität. Der UBS BS Convert hatte bei den Wandelanleihen mit 7,75 Prozent die Nase vorne. Die beiden Manager Alain Eckmann und Ulrich Sperl, verwalten den gut vier Milliarden Euro großen Fonds bereits seit 2004 bzw. seit 2014. Derzeit hat das Duo den 140 Titel umfassenden Fonds eher defensiv aufgestellt. Das Aktiendelta beträgt nur 33,7 Prozent und die Duration liegt bei 1,58 Jahren.

Euro-Rentenfonds feiern ein Comeback

Ebenfalls wieder positiv haben Euro-Rentenfonds abgeschnitten. 1,65 Prozent legten sie im Schnitt zu. Im vergangenen Jahr fielen sie hingegen um 14,77 Prozent. Wie beiden Aktien schnitten auch bei den Renten südeuropäische Anleihen am besten ab. Konkret war dies der Lyxor EuroMTS 10Y Italy BTPGovernment Bond. Er legte um 7,77 Prozent zu. Mit 7,31 Prozent war der BayernInvestRenten Europa der zweitbeste Euro-Anleihefonds. Manager Gerd Rendenbach investiert bei dem Fonds frei von einer Benchmark. Die aktive Steuerung der Duration, der Renten-Assetklassen sowie der Länder-und Rating-Allokation sind die wesentlichen Werttreiber der Fondsrendite. Auch bei Rendenbach trugen Italien-Anleihen, die er mit über 20 Prozent gewichtet hat, zur guten Rendite bei. „Die wirtschaftliche Entwicklung in den peripheren Ländern der Eurozone zeigt sich insgesamt etwas weniger anfällig als in den Kernländern. Im Fonds wurde nach einem defensivem Beginn Mitte des Monats die Duration erhöht. Ebenfalls profitierte der Fonds von seinen hohen Peripheriebeständen sowie von dem hohen, laufenden Zins der beigemischten Corporate Bonds, so dass im Monatsvergleich entgegen dem Markttrend ein deutliches Plus erzielt werden konnte. Die Anlagepolitik bleibt bei einer Erwartung weiterhin seitwärts tendierender Renditen auf Flexibilität in der Durationssteuerung ausgerichtet“, kommentiert Rendenbach seine aktuelle Ausrichtung.

In der Übersicht sehen Sie die Performance der Peergroups

Beim Blick auf die Rentenfonds mit der besten Performance konnten vor allem zwei Fonds überzeugen, die in mexikanischen Pesos gehedgt sind. Der SPDRBarclays 1-3 M. T-Bill ETF MXN-h, und der DWS Global Utility Bond Master MEXH legten um 18,4 beziehungsweise 17,8 Prozent zu. Ohne den Hedge wären es rund sechs Prozent gewesen. Die Aufwertung des Peso gegenüber des Euros hat die Performance also gleich verdoppelt. Daran sieht man, dass gerade bei Rentenfonds die Währung kurzfristig eine große Rolle spielen kann. Obwohl die Schellenländer-Peergroup nur um 2,46 Prozent im ersten Halbjahr zulegte, konnten einzelne Fonds eine deutlich bessere Wertentwicklung bieten. 

Carmignac überzeugt bei Schwellenländeranleihen

So legte etwa der Carmignac Portfolio EM Debt A EUR Acc um 11,5 Prozent zu. Manager Joseph Mouawad ist in Bezug auf die lokalen Zinsen weiterhin optimistisch, denn er glaubt, dass die Volkswirtschaften der Länder, die ihre Zinsen am stärksten erhöht haben und Erschöpfungserscheinungen zeigen (hauptsächlich die Tschechische Republik und Ungarn), am ehesten bereit sein werden, ihren Zinssenkungszyklus einzuleiten. „Daher bevorzugen wir bei Lokalwährungsanleihen weiterhin Länder wie Ungarn, Mexiko und die Tschechische Republik. Im Bereich der Fremdwährungsanleihen steuern wir unser Exposure gegenüber rohstoffexportierenden Ländern aktiv. 

Nearshoring-Profiteure bevorzugt

Darüber hinaus bevorzugen wir weiterhin Fertigungsländer, die langfristig vom Phänomen des „Nearshoring“ profitieren werden, d. h. der potenziellen Rückverlagerung von Produktionsketten in näher gelegene und stabilere Länder (Rumänien, Polen, Mexiko usw.)“, erklärt Mouawad. Schließlich hat er das Exposure in Schwellenländerwährungen reduziert, bevorzugt aber weiterhin eine Auswahl an Währungen aus Osteuropa (tschechische Krone, ungarischer Forint) und Lateinamerika (mexikanischer Peso, brasilianischer Real). Um den Fonds stabil zu halten hat Mouawad das Portfolio über ein taktisches Exposure im Euro gegenüber der Marktvolatilität abgesichert.

Eine Übersicht der besten Rentenfonds im 1. Halbjahr 2023 finden Sie in der Tabelle

Quelle: FVBS professional