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Interview

Robert Halver: „Man muss innerhalb der Branchen selektieren“

Strategie: Die Kanonen donnern. Also kaufen – oder doch vorsichtig bleiben? Was Börsenprofi Robert Halver Investoren empfiehlt.

09.03.2022 | 12:20 Uhr von «S. Bauer und A. Hohenadl»

Der erste Krieg in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg ist humanitär eine Katastrophe. Aber wie gravierend ist die Lage aus Anlegersicht?

Robert Halver: Wir haben uns über Jahrzehnte an eine stabile Nachkriegsordnung in Europa gewöhnt. Mit dem Überfall Putins auf die Ukraine hat sich diese heile Welt schlagartig geändert. Das macht zwar Angst, aber wir haben an der Börse schon viele Krisen erlebt und überstanden.

Und auch jetzt erwarte ich keine nukleare Eskalation oder Apokalypse. Anleger sollten gegenwärtig in allererster Linie Ruhe bewahren und nicht hektisch agieren. Denn es gibt gegenwärtig auch positive Aspekte, vor allem, dass der Westen erstmals seit langer Zeit geschlossen für Demokratie und Freiheit zusammenhält. Das stabilisiert die Rahmendaten an den Börsen. Auch eine überraschend pragmatische Politik hilft, was man etwa an den Wehrbudgetbeschlüssen der Bundesregierung sieht oder auch an den Äußerungen eines Wirtschaftsministers Robert Habeck, der verlängerte Laufzeiten von Kohle- und Atomkraftwerken prüfen lässt.

Geht es weiter runter, wenn Russland von Swift komplett abgekoppelt würde?

In diesem Fall bestünde diese Gefahr, ausgeschlossen ist das ja nicht. Das will man aber verhindern, darauf zielt die gegenwärtige Realpolitik in der Krise ab. Der Markt unterstellt dabei auch Putin eine gewisse wirtschaftspolitische Ratio, die den Markt über Wasser hält.

Was sollten Anleger tun?

Wie gesagt, Ruhe bewahren. Mit Anleihen verliert man wegen der tendenziell steigenden Zinsen Geld. Angesichts der Inflation, die deren relativ sehr niedrige Renditen real ins Negative drückt, bleiben Aktien, die als Sachkapital ja inflationsgeschützt sind, grundsätzlich attraktiv.

Also kaufen, wenn die Kanonen donnern?

Ich würde zumindest nicht mehr verkaufen. Man kann sich auch über Teilschutzzertifikate oder Ähnliches absichern, wenn man sich gegen einen weiteren Einbruch wappnen will. Regelmäßiges Investieren bleibt nach wie vor sinnvoll, insofern kann man auch an schwachen Tagen seine Lieblingsaktie einsammeln oder eine Tranche seines bevorzugten ETFs kaufen. So können sich die Anleger bei schwächeren Kursen immerhin damit trösten, dass es mehr Aktie für das gleiche Geld gibt. Jetzt im großen Stil nachzukaufen und zu investieren — da wäre ich noch vorsichtig. Denn die Krise dürfte andauern. Ein Rückzug Putins aus der Ukraine ohne Entschädigung wäre ein fataler Gesichtsverlust, der ihn in Russland zum Versager macht. Er hat leider die Einbahnstraße gewählt.

Wo sollte man investieren?

Man muss innerhalb der Branchen selektieren. Klimaschutz wird jetzt eine neue Bedeutung bekommen. Versorger sind interessant, weil sie zweifach positiv unterstützt werden. Womöglich wird die Laufzeit der Kohle- und Atomkraftwerke verlängert. Zudem bekommt der Ausbau der regenerativen Energien einen noch kräftigeren Schub. Die bürokratischen Hürden, die bestehen, dürften wesentlich kleiner werden, die Genehmigungsverfahren etwa für den Ausbau der Windkraft sich deutlich beschleunigen. Das ist ein langfristiger Trend. Daneben gibt es attraktive defensive Aktien aus der Pharmabranche oder dividendenstarke Titel. Nicht zuletzt gewinnt der Hightech-Sektor wieder an Kraft. Viele Social-Media-Titel sind ziemlich kriegs-und konjunkturunabhängig.

Wie sehen Sie die Auswirkungen auf Konjunktur und Unternehmen?

Die steigenden Rohstoffpreise fachen die Inflation an und bremsen das Wachstum. Ein zwischenzeitlicher Rückschlag, auch eine kurze Rezessionsphase oder Stagflation sind denkbar. Schwieriger sind deshalb zunächst Aktienanlagen im zyklischen Bereich, auch wegen der Engpässe in der Energieversorgung. Immerhin profitieren sie nach Corona von weitgehenden Wirtschaftsöffnungen.

Wie lange wirkt der Krieg auf die Märkte?

Schwer zu sagen, aber wir dürfen die positiven Aspekte nicht vergessen: die Einigkeit des Westens, die neue Rationalität etwa in der deutschen Wirtschafts- und Verteidigungspolitik und die EZB. Denn höhere Wehretats und Klimaschutzausgaben wollen finanziert werden, es wird sicherlich auch wieder Hilfen für von Sanktionen betroffene Unternehmen und eventuell neue Konjunkturpakete geben. Die EZB hat einen nicht zu unterschätzenden Anreiz, die Liquidität nicht so schnell herunterzufahren und beispielsweise Zinserhöhungen nach hinten zu schieben. Das wiederum würde auch die Börsen im Sinne der Liquiditätshausse unterstützen.

Sehen Sie das auch bei der US-Fed?

Die Amerikaner sind nicht so nah an der Ukraine dran wie die Europäer. Aber womöglich entscheidet sich die US-Notenbank bei ihrer März-Sitzung angesichts der neuen Lage für einen moderateren Zinserhöhungsschritt.

Bleibt Gold erste Wahl, wenn man auf der Suche nach einem sicheren Hafen ist?

Die Welt ist geopolitisch unsicherer geworden, das spricht für das Edelmetall. Gegenwärtig profitiert die Notierung auch vom etwas schwächeren Dollar. Gold wird aber auch stärker nachgefragt, weil Staatsanleihen als sicherer Hafen nicht mehr zu gebrauchen sind. Die Renditen sind uninteressant und ihre Bonität ist unterirdisch. Das macht Gold attraktiver.

Wo steht der DAX Ende des Jahres?

An den 17 000 Punkten, die wir noch vor zehn Wochen für das Jahresende 2022 gesehen haben, können wir nicht festhalten. Ich würde aber nicht ausschließen, dass wir in diesem Jahr wieder in die Nähe des Allzeithochs bei 16 300 Punkten kommen können, wenn es keine dramatische Ausweitung des Konflikts gibt.

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