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Smarte Anlagestrategien für schwierige Zeiten

Interview

Kurz vor Jahresschluss trafen sich drei Fondsexperten zum Gipfelgespräch. Ihre Mission: Ausblick auf das Anlagejahr 2022. Sie liefern ausgefallene und nutzwertige Einblicke – Stefan Breintner von DJE Kapital, Frank Fischer von Shareholder Value Management und Cyrill Zimmermann von Bellevue AM.

13.12.2021 | 13:00 Uhr von «Ronny Kohl»

TiAM: Welche Strategie empfiehlt Bellevue Asset Management im aktuellen Marktumfeld?

Cyrill Zimmermann: Ich möchte ein konjunkturresistentes Thema vorstellen, das für Bellevue von grundsätzlicher Bedeutung ist – das Thema Healthcare. Und hier speziell möchte ich das Augenmerk auf die Corona-Situation und die Impfstoffe lenken, die mithilfe der mRNA-Technologie entwickelt wurden. Mit einer Wirksamkeit von 94 Prozent sind diese Impfstoffe in der Lage, uns aus der nach wie vor gegebenen pandemischen Situation zu verhelfen. Wir hoffen, dass damit bis zum Sommer 2022 eine Herdenimmunität erreicht werden kann, die bei etwa 85 Prozent Geimpften liegt, und wir auch wieder unsere Arbeit in der gewohnten Weise fortführen können.

Insgesamt hat das Covid-Virus im Health­care-Segment zu starken Veränderungen geführt. Wir haben hier nicht nur die Impfstoffe, sondern auch die Therapieanbieter, die Diagnostik, die Hersteller von Beatmungsgeräten sowie insgesamt die Klinikausrüster. Im Bereich Impfstoffe stehen hinsichtlich der mRNA-Technologie natürlich die Firmen Biontech und Moderna im Vordergrund. Bei den vektorbasierten Impfstoffen, die ebenfalls einen hohen Schutz bieten, um Klinikaufenthalte zu vermeiden, sind Johnson & Johnson und Astrazeneca zu nennen. Bei den anderen Themen spielen Unternehmen wie ­Gilead, Merck, Drägerwerk oder auch Siemens eine tragende Rolle.

Ein weiterer Wachstumsbereich ist die Telemedizin, mit deren Hilfe Patienten online diagnostiziert und beraten werden können. Die chinesische Ping An Good Doctor ermöglicht es, mit 25 Fragen eine Diagnose zu stellen, ohne dass sich Patienten, die eventuell weitab leben, bei einem Arzt vorstellen müssen. Das Besondere aber ist, dass das Potenzial dieser Firmen erhalten bleibt, auch wenn sich die Covid-Situation entspannt. Das gilt für die Telemedizin ebenso wie für mRNA-Labore, die auch an Wirkstoffen gegen HIV, Multiple Sklerose und vor allem Krebserkrankungen forschen. Hinzu kommt der Nachholbedarf in den übrigen Healthcare-Feldern – Hörgeräte, Sehhilfen oder auch orthopädische Leistungen, die allesamt während der pandemischen Lage auf das Notwendigste zurückgefahren wurden.

Alles in allem rechnen wir mit fünf Prozent jährlichem, konjunkturunabhängigem Wachstum in den nächsten 20 Jahren, was aus unserer Sicht auf drei grundlegenden Entwicklungen basiert: zunächst der gewandelte Lebensstil der Menschen, der chronische Erkrankungen verursacht, wie Diabetes, Fettleibigkeit oder auch Rückenprobleme. Zweitens die Demografie, die für eine zunehmende Alterung der Gesellschaften steht, und drittens das Thema Innovation, das seinerseits für neue Behandlungsmöglichkeiten, Medikamente und medizinische Instrumente sorgt.

Diese Trends nutzen wir mit dem Bellevue Healthcare Strategy, der sich auf die 40 aussichtsreichsten Aktien dieses Segments konzentriert und halbjährlich upgedatet wird. Dabei investieren wir global, weil viel Musik in den USA spielt, aber ebenso suchen wir nach lokalen Champions. Diese Strategie, die wir seit 2007 verfolgen, hat in den vergangenen gut 14 Jahren eine jährliche Performance von 16 Prozent gebracht, bei einer Volatilität von 15 Prozent.

TiAM: Herr Fischer, was planen Sie bei Shareholder Value für 2022?

Frank Fischer: Unsere Antwort auf kommende Herausforderungen heißt Modern Value Investing. Doch zunächst der Blick auf die aktuelle Marktsituation, bei der wir sehen, dass chinesische Aktien günstig geworden sind. Die Angst der Anleger ist groß, gleichzeitig ist Liquidität reichlich vorhanden. Das bietet für uns antizyklische Einstiegskurse. Zumal alle unsere internen Indikatoren – Trendfolge, Sentiment et cetera – nach wie vor auf Grün stehen. Allerdings kaufen wir nicht einfach nur preiswerte oder unterbewertete Aktien, sondern suchen Qualitätsaktien, für die wir dann bereit sind, getreu dem Motto von US-Investor Warren Buffett einen fairen Preis zu zahlen. Das macht eben Modern Value Investing aus, nicht stur nur 50 oder 60 Cent für einen Unternehmenswert von einem Euro zu zahlen, sondern eventuell auch mal 70 oder 80 Cent.

Dass sich das auszahlt, sogar mehr noch als das klassische Value Investing, belegen unsere Erfahrungen mit Qualitätsaktien. Diese müssen verschiedene Faktoren aufweisen wie beispielsweise ein stetiges Wachstum, strukturelle Wettbewerbsvorteile, eine angemessene Verschuldung und idealerweise sollten sie familien- oder eigentümergeführt sein. Gerade Letzteres ist ein immenser Vorteil, weil Unternehmer mit „Skin in the game“ auch in Krisenzeiten öfter einen kühlen Kopf bewahren und langfristig planen und handeln.

Diese Strategie setzen wir beispielsweise mit dem Frankfurter Stiftungsfonds um, der recht defensiv aufgestellt ist – also für mögliche Widrigkeiten im neuen Jahr gut gewappnet ist. Aktien, die in diesem Fonds zu finden sind, sind etwa Roche, Intershop, Secunet, Anheuser-Busch InBev, Alphabet sowie eben die Berkshire Hathaway von Warren Buffett.

TiAM: Herr Breintner, gehen Sie bei DJE ebenso zuversichtlich ins neue Jahr?

Stefan Breintner: Wir sind grundsätzlich auch optimistisch gestimmt, aber vielleicht nicht ganz so zuversichtlich wie die Vorredner, was die kurzfristige Marktentwicklung angeht. Unter anderem wegen China, das uns stark beschäftigt. Wir halten die Anlageperspektiven auf dem chinesischen Markt für getrübt, weil die Wirtschaft unter den Problemen des Immobiliensektors leidet und zudem etwa immer wieder auftretende „Power Cuts“ die Produktion belasten. Der Umstand, dass ein Großteil des chinesischen Anlagekapitals im Immobilienbereich gebunden ist, bedeutet, dass Probleme dort leicht auch auf Sektoren wie den Konsum übergreifen können. Wir sind daher bezüglich eines China-Exposures vorsichtiger, zumindest so lange, bis die chinesische Regierung eingreift und für Entspannung sorgt.

Deutlich positiver ist der mittelfristige Ausblick auf die asiatischen Schwellenländer, die zurzeit noch relativ geringe Corona-Impfquoten aufweisen. Hier rechnen wir schon bald mit einer deutlichen Verbesserung und deshalb mit einem Re-opening 2022, was spürbare Konjunktur­impulse bringen könnte.

Sorgen bereiten uns auch die Teuerungsraten bei den Energiekosten und den Löhnen, was sich in einer dauerhaft erhöhten Inflationsrate niederschlagen dürfte. Wir erwarten zwar keine Horrorsätze, gehen aber davon aus, dass wir uns für einige Zeit an eine erhöhte Inflation gewöhnen müssen. Das bedeutet einerseits, dass es ohne Aktieninvestments nicht möglich sein wird, den Kaufkraftverlust auszugleichen. Andererseits haben wir im DJE - Zins & Dividende auf der Rentenseite die Duration verkürzt, sodass wir im Falle weiter steigender Zinsen anstehende Bond-Rückzahlungen zu voraussichtlich höheren Zinssätzen wieder anlegen können. Auf der Aktienseite liegt unser Fokus generell auf Unternehmen, die eine starke Preissetzungsmacht haben und so die gestiegenen Preise weitergeben können.

TiAM: Ist die Inflation ein temporäres Thema – oder eher ein dauerhaftes?

Fischer: Ich halte das Thema Inflation für nicht ganz so temporär. Die Politiker haben natürlich das Ziel der Entschuldung vor Augen. V­on daher ist die Frage, ob sie nicht durchaus daran interessiert sind. Zudem gibt es Druck vonseiten der Löhne, die inflationär wirken. Demgegenüber stehen starke deflationäre Tendenzen, die aus den Innovationen kommen, die wir sehen. Ob das im Medizintechnikbereich ist oder in der Robotik, die die Produktivität erhöht. Das alles hilft, die Preisentwicklung im Zaum zu halten, weswegen es sehr schwer ist zu beurteilen, wo wir landen werden.

Die Notenbanken wiederum sind an einer moderaten Inflation interessiert, weil für sie Deflation viel schlimmer wäre. Daher könnte der Mittelweg bei zwei bis drei Prozent Inflation liegen, was auch reichen würde, um von dem Schuldenthema ein wenig wegzukommen. Anleiheinhaber haben dabei definitiv keinen Spaß. Wer aber in den richtigen Firmen investiert ist, kann damit ganz gut leben. Und auch in einer Zeit, in der die Zinsen wieder steigen – wenn es nicht zu hoch geht –, ist es sehr gut, mit Aktien unterwegs zu sein.

TiAM: Wie ist die aktuelle Lage in den USA zu beurteilen?

Breintner: Beim Blick Richtung USA lässt sich feststellen, dass viele Unternehmen noch größere Probleme mit den unterbrochenen Lieferketten zu haben scheinen als in Europa. Viele Manufacturing-Produzenten haben momentan nicht das Problem, dass sie ihre Güter nicht an den Mann bringen, sondern dass sie die Rohmaterialien nicht bekommen. Aber ich denke, dass dieses Thema ein temporäres ist und die Lieferketten sich wieder normalisieren werden. Zumal wahrscheinlich sehr viel in Innovationen investiert wird, was die Kosten dann mittel- bis längerfristig auch wieder runterbringen sollte.

TiAM: Welche Gefahr droht vom Konflikt zwischen China und Taiwan?

Breintner: Natürlich muss man einkalkulieren, dass China irgendwann versuchen könnte, Taiwan zu annektieren. Ich glaube, dies wird auch passieren. China hat bereits das Beispiel mit der Annexion Hongkongs geliefert. Im Fall Taiwans geht es auch um die Kontrolle der wichtigsten Chipproduzenten der Welt mit der mit Abstand besten Fertigungstechnologie. Europäer und die Amerikaner versuchen bereits verstärkt, einen Gegenpol zur taiwanesischen Produktion aufzubauen.

Fischer: Für China ist Taiwan politisch ein Dorn im Auge. Sie haben die Abspaltung vom chinesischen Festland nie anerkannt. Da könnte es richtig rumsen, weil dort auch die NATO sehr aktiv ist, mit Manövern und Machtdemonstrationen. Insofern wissen wir, dass die Situation in Taiwan kein schwarzer, sondern ein grauer Schwan ist. Wir wissen, dass er kommen wird, wir wissen nur noch nicht, wann. Daraus lassen sich wiederum die Risiken des unternehmerischen Tuns ableiten, dass es immer zu disruptiven Wellen kommen kann. Das sollte aber kein Grund sein, nicht in Aktien zu investieren. In den vergangenen 40 Jahren gab es immer wieder politische Krisen, aber wer deshalb nicht in Aktien war, der hat echt was verpasst. Und das wird in den nächsten 40 Jahren nicht anders sein.

TiAM: Welche Rolle spielt die Digitalisierung im Gesundheitswesen?

Zimmermann: Die Digitalisierung im Gesundheitswesen wird im Moment noch durch das Thema Datenschutz begrenzt. Das sehen die Menschen immer zuerst. Sie sehen aber nicht, dass es ihnen helfen würde, wenn bestimmte Daten auf einer neutralen Basis weitergegeben würden, damit man mehr Erkenntnisse über gewisse Erkrankungssysteme erhielte.

Wenn man etwa das Thema Telemedizin auf Amerika überträgt, birgt das enormes Potenzial. Wir dürfen nicht vergessen, dass 18 Prozent des BIP in Amerika für Gesundheit ausgegeben werden. McKinsey rechnet, dass man etwa 300 Milliarden Dollar sparen könnte, was den Weg zu Effizienzsprüngen, höherer Produktivität und Innovationen ebnen – und letztlich auch zu deflationären Tendenzen führen würde.

TiAM: Die Digitalisierung im Gesundheitswesen bietet also vielfältige Chancen?

Fischer: Genau, ich würde dazu noch ergänzen, dass das Thema Datenschutz im Gesundheitswesen, das wir in Deutschland eindeutig haben, zugleich auch Potenzial bietet für die, die in diesem Bereich aktiv sind. Hier möchte ich Secunet nennen, ein Wert, den wir im Portfolio haben und der die Opportunitäten ergriffen hat. Secunet hat eine Gesundheitskarte entwickelt und über die Hälfte aller Geräte, die in Arztpraxen und in Krankenhäusern stehen, sind mit dem sogenannten Gesundheits-Connector ausgestattet. Die Aktie hat sich bei uns mehr als verhundertfacht, sodass ich den Vorstand gefragt habe, wie lange dieser Boom noch geht. Und seine Message lautet, dass die Digitalisierung doch gerade erst angefangen habe.

Fondsgipfel 2022

Die Fondsgipfel-Akademie von Bellevue AM, DJE und Shareholder Value Management gewinnt weiter an Beliebtheit. Für die Herbstrunde meldeten sich fast 1000 Teilnehmer an, um sich über wichtige Themen des Investmentwesens zu informieren.

„Die Fondsgipfel-Akademie ist die erste deutschsprachige Onlineplattform, die Finanzberaterinnen und -beratern professionelle Weiterbildung auf höchstem Niveau und zeitlich flexibel ermöglicht“, sagt Endrit Çela von Shareholder Value Management. Es handelt sich dabei um eine Onlineveranstaltung, die drei Mal im Jahr jeweils über zehn Tage hinweg stattfindet. Der Unterricht erfolgt in vier Lernblöcken, die von kompetenten Dozenten gestaltet werden, und zum Abschluss erfolgt eine Prüfung. Die Teilnahme ist für Finanzberater kostenlos und wird mit bis zu sechs CPD-Punkten belohnt.

Auch 2022 soll die Fondsgipfel-Akademie fortgesetzt werden, wobei die Termine noch nicht feststehen. Geplant sind erneut Themen wie Recht & Regulatorik, ESG und Social Media.

Weitere Infos und Anmeldung unter: www.fondsgipfel-akademie.de

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