Allen diplomatischen Bemühungen zum Trotz begann mit dem russischen Einmarsch in das Nachbarland Ukraine am 23. Februar dieses Jahres ein Krieg inmitten des europäischen Kontinents. Für Deutschland und einige andere EU-Länder ist die Friedensdividende restlos aufgezehrt, es wird nun wieder vermehrt in Sicherheit und Rüstung investiert.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt gibt es keine Anzeichen für eine Verlangsamung des US-Wirtschaftswachstums. „Der Kontrast zu Europa ist frappierend“, schreibt Axel Botte, Marktstratege beim französischen Investmenthaus Ostrum Asset Management.
Ein aktueller Kommentar von Fabiana Fedeli, Chief Investment Officer Aktien und Multi Asset bei M&G Investments, zur Selbstgefälligkeit der Märkte angesichts der aktuellen Krisen und des Krieges:
Im Anschluss an die von der Invasion der Ukraine ausgelöste Baisse kommen Risikoanlagen seit dem 8. März wieder in Fahrt, sagt Benjamin Melman, Global Chief Investment Officer von Edmond de Rothschild Asset Management.
An den Aktienmärkten sieht es derzeit so aus, als ob die Angst abgelöst wird von wieder wachsender Risikobereitschaft. Nach Ansicht von Axel Botte, Marktstratege beim französischen Investmenthaus Ostrum Asset Management, scheinen sich die Finanzmärkte nicht mehr nur auf die Ukraine zu konzentrieren.
China hält sich mit aktiver Unterstützung Russlands derzeit zurück. Das dürfte auch weiterhin der Fall sein, meint Bo Zhuang, Senior Sovereign Analyst beim amerikanischen Investmenthaus Loomis Sayles. In einer aktuellen Einschätzung schreibt Zhuang:
Die Ukraine gehört zu den weltweit größten Exporteuren von Weizen, Ölsaaten und anderen Agrarprodukten. Durch den andauernden Krieg könnte das Erntevolumen für die Vermarktungssaison 2022/23 um 30 bis 40% zurückgehen. Weitreichende Versorgungsengpässe sind nicht auszuschließen. Aktien aus dem Agrarsektor rücken in den Fokus.
Mit dem Ukraine-Krieg gerät die bekannte geopolitische Ordnung ins Wanken. Unter den energieseitigen Folgen leidet keine Industrieregion mehr als Europa und hier vor allem Deutschland. Zu lange ging man den bequemen, vermeintlich schmerzfreien Weg des geringsten Widerstands.
In seinem zentralen Szenario für die Märkte geht Ibrahima Kobar, CIO des französischen Investmenthauses „Ostrum Asset Management“, davon aus, dass sich der Krieg in der Ukraine nicht über den Sommer hinaus hinzieht. Doch auch in diesem Szenario bleibt er vorsichtig und erwartet im Euro Stoxx 50 im nächsten Monat einen weiteren Rückgang auf 3.750 Punkte.
Russlands Krieg in der Ukraine sorgt neben allem menschlichen Leid global für große wirtschaftliche Herausforderungen – sehr spürbar unter anderem bei den Energie-, Rohstoff- und Agrarpreisen. Ein Überblick für Anleger und Verbraucher: